BVB-Profi vor Comeback im DFB-Team Wie Adeyemi Nagelsmann überzeugen muss

BVB-Profi vor Comeback im DFB-Team: Wie Adeyemi Nagelsmann überzeugen muss
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In den frischen Bildern steckte Konzentration, auch ein Hauch von Entschlossenheit und, mit aufgeblasenen Wangen, der mögliche Startschuss für eine unverhoffte Wende. Seit der verkorksten Weltmeisterschaft 2022 – nicht seine Schuld – gehörte Karim Adeyemi nicht mehr zum erlesenen Kreis der deutschen Elitekicker. Nun darf er wieder einmal vorspielen, der Bundestrainer heißt längst Julian Nagelsmann, und der ließ durchblicken, dass ihm noch die ganz große Überzeugung fehlt, im 23-jährigen Flügelflitzer von Borussia Dortmund einen verlässlichen Unterschiedsspieler zu sehen.

BVB-Profi Adeyemi profitiert von Ausfällen

Adeyemi profitiert aktuell davon, dass einige wichtige Offensivkräfte wie Florian Wirtz oder Kai Havertz verletzt ausfallen. Sonst wäre es wohl schwer geworden für den BVB-Profi, der nach gutem Start in die Saison lange ausfiel, lange um seine Form rang und erst im März und nur allmählich zu seiner Form zurückfindet, mit Ausschlägen nach oben wie nach unten. Ohne die unerfreuliche Personallage im Angriff, ließ Nagelsmann durchblicken, hätte er Adeyemi wohl nicht berufen, „es wäre schwierig geworden für ihn“. Der wiederum muss die seltene Chance nutzen. „Happy to be back“, schrieb er seinen 1,5 Millionen Instagram-Followern. Ihm schwebt mehr als ein kurzes Comeback vor.

„Karim“, sagte Nagelsmann, „bringt eine Waffe mit, mit seinem Tempo in die Tiefe. Diese Qualität haben wir sonst wenig im Kader.“ Der Bundestrainer sprach von einer „großen Chance, sich zu zeigen und zu präsentieren“ und erläuterte seinerseits entwaffnend, was er vom Sprinter verlangt. „Er muss konstanter werden in seinen Leistungen, stabiler als voriges Jahr, und der Outcome muss größer werden.“

Acht Tore und fünf Vorlagen bei 26 Einsätzen im BVB-Vereinstrikot sind keine hundsmiserable Bilanz, aber vor dem Hintergrund dessen, was an Potenzial in dem schelmenhaften Jungen steckt, noch viel zu wenig. „In gewissen Situationen“ könne er sich Adeyemi auf dem Platz vorstellen, erläuterte Nagelsmann weiter. In Frage kommt ein Job als Joker, wenn Deutschland entweder klar führt und auf Konter setzen kann, oder wenn das Offensivspiel hakt und mit Geschwindigkeit eine andere Stilart gefragt ist als der übliche Kombinationsfußball der DFB-Elf.

Nagelsmann nimmt Adeyemi in die Pflicht

Die Vorbehalte, die bei Adeyemi immer mitschwingen: Kann er sich einfügen, die nötige Ernsthaftigkeit an den Tag legen, top professionell arbeiten? „Er kann eine Rolle spielen“, sagte Nagelsmann und schob hinterher: „Ich hoffe, dass er die so annimmt, wie wir das besprochen haben.“ Zum Reifeprozess gehören dann neben Beteuerungen auch Verbesserungen im taktischen Verhalten und ein Augenmerk auf die Mitarbeit in der Defensive, die er im Dortmunder Trikot jüngst wieder arg schleifen ließ.

Julian Nagelsmann steht mit verschränkten Armen auf dem Trainingsplatz und beobachtet seine Spieler bei ihren Übungen.
Bundestrainer Julian Nagelsmann (Mitte) verlangt von BVB-Profi Karim Adeyemi die notwendige Arbeitseinstellung. © picture alliance/dpa

Nur dann könnte es klappen mit einem Kurzeinsatz im Deutschland-Trikot, denn die Personalsituation im vorderen Drittel ist gravierend. Jamal Musiala ist der letzte verbliebene Wirbelwind aus der EM-Formation. Auf den Jungstar des FC Bayern wartet gegen Italien eine besondere Verantwortung – und eine Reifeprüfung. Kai Havertz, Florian Wirtz und Niclas Füllkrug fehlen. Ilkay Gündogan hat seine Karriere beendet, jetzt muss Nagelsmann um Musiala herum basteln. Ganz vorne darf sicherlich der im Herbst erfolgreich erprobte Gladbacher Mittelstürmer Tim Kleindienst ran.

Einen Startplatz sollte in Italien auch Musialas Bayern-Kollege Leroy Sané bekommen, allen Form- und Motivationsschwankungen zum Trotz. Die Mainzer Jonathan Burkardt und Nadiem Amiri sowie Stuttgarts Jamie Leweling bezeichnete Nagelsmann selbst als Energie bringende Optionen für einen Joker-Einsatz.

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