Die mit der kürzesten Anreise waren beileibe nicht die Ersten: Bundestrainer Julian Nagelsmann erschien schon am Montagmorgen am L’arrivée, dem Teamhotel von Borussia Dortmund, das in dieser Woche auch Quartier der Deutschen Nationalmannschaft vor den Nations-League-Duellen mit Italien am Donnerstag in Mailand und am Sonntag im Dortmunder Signal Iduna Park ist.
BVB-Trio mit kurzer Anreise
Die vom BVB nominierten Nico Schlotterbeck, Pascal Groß und Karim Adeyemi nutzten nach der Rückkehr aus Leipzig den Vormittag noch in ihren Privatwohnungen, ehe für das Trio eine kurze Maßnahme beginnt, die vielleicht Ablenkung bringt und eine willkommene Abwechslung vom tristen Alltag in Dortmund darstellt.
Der BVB ist mit dem 0:2 in Leipzig einer wenig geliebten Serie weiter gefolgt. Bei allen bisherigen Länderspiel-Maßnahmen in dieser Saison tauchten Dortmunder Profis ohne einen Sieg aus dem Bundesliga-Spiel am Wochenende zuvor beim DFB auf. Das 0:0 in Bremen war Anfang September zumindest noch ein akzeptabler Teilerfolg, vor dem DFB-Treffen im Oktober verlor Dortmund bei Union Berlin (1:2), vor dem im November gab es ein 1:3 in Mainz.
Der DFB als willkommene Anlaufstelle nach einer Flucht vor der grauen Realität. „Vielleicht“, meinte Schlotterbeck am Samstag im Bauch des Leipziger Stadions mit hörbarem Frust in der Stimme, „tut es uns ja ganz gut, jetzt mal aus Dortmund rauszukommen.“ Der anhaltende Negativ-Lauf in der Bundesliga mit nur drei Siegen, dem 2:2 gegen Bremen, aber schon sieben Niederlagen in diesem Jahr hat die Chancen auf ein Erreichen der internationalen Plätze minimiert. Die Champions League ist bei zehn Zählern Rückstand auf den Vierten Frankfurt außer Reichweite, das ist ein hartes Brett für den erfolgsverwöhnten BVB. „Über Europa“, meinte Kapitän Emre Can kleinlaut, „müssen wir überhaupt nicht reden. Wir müssen endlich Spiele gewinnen.“
BVB-Kapitän Emre Can ist gefrustet
Frust bei Can, Frust bei Schlotterbeck, schlechte Laune allerorten – das schreit eigentlich nach einer Auszeit, um sich mal abzulenken, sich zu sammeln und dann neu zu fokussieren. Denn nach der Pause kommt es knüppeldick für Borussia Dortmund, es geht in Reihe gegen den Dritten Mainz, zum Sechsten Freiburg, nach Barcelona, zum designierten Meister nach München und im Viertelfinale der Champions League dann erneut gegen Barcelona. Das Restprogramm ist insgesamt happig mit weiteren schweren Auswärtspartien in Hoffenheim und in Leverkusen, doch welche Spiele sind überhaupt einfach in dieser so enttäuschenden Saison? Und angesichts der großen Leistungs-Schwankungen fällt es auch schwer, ausgerechnet jetzt an den Start einer Serie zu glauben.
Doch nicht nur ein ebenfalls schwer enttäuschter Sportdirektor hätte auf die Pause verzichten können. „Ich habe schon das Gefühl“, meinte Sebastian Kehl, „dass wir uns in vielen Dingen auch verbessern. Und wenn wir so spielen wie in Lille oder in der zweiten Hälfte in Leipzig, werden wir Spiele gewinnen. Die Pause hätte ich nicht gebraucht.“ Auch Kapitän Emre Can sieht ein Für und Wider der zweiwöchigen Bundesliga-Pause.
BVB-Trainer Niko Kovac mit einer mageren Bilanz
Dass Trainer Niko Kovac, dessen BVB-Bilanz mit einem mageren Bundesliga-Punkteschnitt von 0,9 bislang deutlich unter den Erwartungen geblieben ist, seine Mannschaft schon am kommenden Montag weitgehend wieder beisammen hat, macht die Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Mainz weniger kompliziert. Die Gesamtsituation bleibt freilich mehr als angespannt.

Zu selten eine Einheit
Und dass Schlotterbeck am Samstag auch noch davon sprach, nach der Pause „als Einheit auftreten“ zu müssen, sagt viel aus über den Ist-Zustand im Kader. Wenn es, nach zwei Dritteln der Saison, bislang nicht oder zu selten gelungen ist, als Einheit aufzutreten, besteht nur wenig Hoffnung auf Besserung.
Vielleicht aber hilft, zumindest für das Mainz-Heimspiel, die Statistik: Borussia Dortmund hat alle Bundesliga-Partien nach den bisherigen Länderspiel-Pausen zum Teil deutlich gewonnen…