Drei Gegentore binnen elf Minuten. Eine 1:3-Niederlage gegen Dynamo Dresden. Das Ergebnis und die Art und Weise seines Zustandekommens waren eigentlich nicht dazu angetan, dass bei Borussia Dortmund irgendjemand zufrieden auf den Sonntag zurückblicken konnte. Thomas Meunier bildete da offenbar eine Ausnahme. Der Belgier zog für sich ganz persönlich ein positives Fazit. „Das bislang beste Fußball-Gefühl 2023. Danke an das U23-Team für diese Gelegenheit“, schrieb der 31-Jährige am Abend in einem Post bei Instagram.
Meunier auf eigenen Wunsch bei BVB-U23
Die offenen Worte und die Freude Meuniers über seinen Einsatz für die BVB-U23 zeigen zweierlei: Zum einen, wie stark der Belgier in der internen Hierarchie in Dortmund mittlerweile zurückgefallen ist. Zum anderen, wie sehr er gewillt ist, mit diesem Umstand professionell umzugehen. Bei seinem Einsatz in der 3. Liga handelte sich daher keineswegs um eine Degradierung – vielmehr half Meunier auf eigenen Wunsch hin bei der U23 aus, um dringend benötigte Spielpraxis zu sammeln.
Seit der Winterpause war ihm bei den Profis gerade mal eine mickrige Einsatzminute vergönnt. Bis Anfang Oktober noch Stammspieler unter Edin Terzic, bremste ihn erst ein Jochbeinbruch aus, ehe er sich im Januar im Trainingslager in Marbella einen Muskelfaserriss zuzog. Während Meunier am Comeback arbeitete, fiel er teamintern hinter den neu verpflichteten Julian Ryerson, Marius Wolf und Niklas Süle zurück. Edin Terzic hat in ihnen drei Optionen, die er derzeit bevorzugt.
Doppeltes Lob für Thomas Meunier
Für Meunier eine unbefriedigende Situation, unter der die Arbeitsethik des Belgiers aber nicht gelitten hat. Gegen Dynamo Dresden fungierte Meunier vor der Dreierkette als rechter Schienenspieler, später als Rechtsverteidiger in der Viererkette. Endlich mal wieder im Signal Iduna Park auf dem Rasen zu stehen, das dürfte ihm gutgetan haben. „Thomas wollte gerne bei uns spielen. Das finde ich total super. Er hat über 60 Länderspiele gemacht und hat Bock, bei uns zu spielen. Ich glaube, das hat er mit seiner Leistung auch unterstrichen. Er war total aktiv, hat sich super eingebracht. So wünscht man sich das, wenn Jungs aus dem Profikader zu uns runterkommen. Seine Einstellung und Leistung waren vorbildlich“, betonte U23-Trainer Jan Zimmermann.

Bei allem Lob war die Leistung Meuniers gegen Dresden jedoch keineswegs tadellos. Bei der Entstehung des ersten Gegentreffers (6.) griff er ebenso wenig wie die übrigen Dortmunder energisch genug ein. Und auch beim 0:2 (8.) war der Belgier Teil der BVB-Fehlerkette. Er gewann zwar zunächst das Kopfballduell, der Ball landete aber beim Gegner, woraufhin das Unheil seinen Lauf nahm. Meunier hatte zuvor keine einzige Trainingseinheit mit der U23 absolviert, ein paar kleinere Abstimmungsprobleme waren daher nachvollziehbar.
Trennen sich der BVB und Meunier im Sommer?
Ehrgeiz und Fleiß, Einsatz und Wille aber waren ihm nicht abzusprechen. „Thomas ist in einer Tour nach hinten und vorne gerannt, hat kaum einen Ball verloren, viele Aktionen gehabt und sich reingehauen. Da habe ich damals in Gladbach schon ganz andere gesehen, die von den Profis runterkamen und bei der Zweiten spielen mussten und gar keinen Bock hatten“, fand U23-Abwehrchef Niklas Dams ausnahmslos positive Worte. „Ich kann nur ein riesiges Lob aussprechen, wie er es gemacht hat. Ich glaube, es ist nicht selbstverständlich, dass jemand mit seiner Erfahrung und seiner Vita sich selbst bereiterklärt, bei uns mitzuspielen“, fügte Dams an. Dass Meunier während der 90 Minuten spielerisch nicht alles geglückt war, ließen Dams ebenso Trainer Zimmermann in ihrer Bewertung derweil unberücksichtigt.

BVB-Trainer Edin Terzic und Sportdirektor Sebastian Kehl verfolgten die 90 Minuten von der Tribüne aus und nahmen den Auftritt des Belgiers genau unter die Lupe. Noch immer steht die Frage im Raum, ob er seinen bis 2024 datierten Vertrag in Dortmund erfüllt oder sich beide Seiten im Sommer vorzeitig trennen. Bleibt Marius Wolf ähnlich formstabil wie in den vergangenen Wochen, dürfte sich an Meuniers momentaner Reservistenrolle nicht viel ändern. Für den BVB würde der Belgier als Rechtsverteidiger Nummer vier entbehrlich. Meunier selbst wird seine Lage in den kommenden Wochen ebenfalls kritisch reflektieren und sich fragen müssen, wie er seine Chancen auf Einsatzzeiten einschätzt.
Rettungstat in der Schlussphase
In die Entscheidungsfindung werden bei Edin Terzic und Sebastian Kehl auch die Eindrücke von Sonntag miteinfließen. Dabei sahen sie auch dessen beste Szene, als Thomas Meunier in der 82. Minute einen Schuss vor der Linie klärte und die Borussia damit vor dem vierten Gegentreffer bewahrte. Nach Abpfiff dankte er gemeinsam mit den Teamkollegen den BVB-Fans auf der Südtribüne für die Unterstützung. Hatte er mit der U23 das Spiel auch verloren, für ihn selbst waren die 90 Minuten zumindest ein kleiner Fortschritt. Sie haben Meunier daran erinnert, wie es ist, im schwarzgelben Trikot gebraucht zu werden. Ein Gefühl, das er künftig wieder deutlich häufiger spüren möchte.
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