BVB-Profi Can will um Stammplatz im DFB-Team kämpfen – eine Stärke könnte helfen
Borussia Dortmund
BVB-Profi Emre Can ist eine feste Größe im Kader der deutschen Nationalmannschaft. Zum Stammspieler reicht es aber nicht. Das will er ändern – eine Stärke könnte dabei von Vorteil sein.

BVB-Profi Emre Can im Zweikampf mit Lukas Klostermann bei einer Trainingseinheit des DFB-Teams in Seefeld. © imago images/Eibner
Emre Can war zuletzt unumstrittener Stammspieler der deutschen Nationalmannschaft – eine Einsatzgarantie bei der EM bringt das aber nicht mit sich. Wie bei Borussia Dortmund will der 27-Jährige da helfen, „wo ich gebraucht werde.“ Seine Vielseitigkeit könnte dabei ein Pluspunkt sein.
BVB-Nationalspieler Emre Can hatte „einen kleinen Hänger“
18 Pflichtspiele hat Emre Can seit Beginn der Rückrunde im Januar für Borussia Dortmund über die vollen 90 Minuten bestritten, im Pokal gegen Paderborn sogar 120. Dazu kamen noch einige über eine kürzere Distanz – und im März drei Länderspiele über die volle Distanz binnen neun Tagen. Das, meinte der 27-Jährige im Trainingscamp der Nationalmannschaft, sei eine kräfteraubende und harte Zeit gewesen. „Ich habe sehr viel gespielt und hatte dann einen kleinen Hänger“, gab BVB-Nationalspieler Can während einer digitalen Medienrunde in Seefeld zu. Jetzt aber sprüht Can in den bisherigen Einheiten schon wieder vor Tatendrang. Die wenigen Tage Pause nach dem Saisonfinale habe er genutzt, sagt er. „Ich bin wieder voll da, ich habe totale Lust auf die EM!“
Welche Rolle ihm Bundestrainer Joachim Löw zuteilen wird, ist eine interessante Frage, auf die Löw seinem Spieler auch dann noch keine befriedigende Antwort geben könnte, wenn er das wollte. Zu viel ist noch im unsicher. Die offizielle Kaderliste des DFB führt den Dortmunder als zentralen defensiven Mittelfeldspieler, das ist die Position, die er zuletzt in Dortmund fast ausschließlich spielte und die ihm auch auf den Leib geschnitten scheint. Er fühle sich dort „schon wohler“, sagt Can, aber er sagt das mit einer gewissen Vorsicht – und festlegen darauf würde er sich sowieso nicht. Schließlich war seine Flexibilität, die ihn beim BVB in Laufe der Saison auf drei verschiedene Positionen spülte, mehr Segen als Fluch. 40 Pflichtspiele kamen so am Ende zusammen, hätte ihn im Herbst nicht eine Covid-Erkrankung getroffen, wären es unzweifelhaft noch mehr geworden.
Die Konkurrenz für BVB-Profi Emre Can ist riesig
Es ist eine Crux für den ehrgeizigen Kämpfer, dass er in den vergangenen Monaten eine feste Größe im deutschen Kader war, seinen Platz in der Stammelf aber dennoch nicht sicher hat. Die Konkurrenz ist riesig, egal, wo Emre Can auf Einsatzzeiten hoffen darf. Sei es im zentralen defensiven Mittelfeld, wo Leon Goretzka, Ilkay Gündogan und Toni Kroos die hochkarätigen Konkurrenten sind. Oder in der Innenverteidigung, wo es fünf gelernte Kräfte im Kader gibt und in Mats Hummels einen, der nach der Rückholaktion des Bundestrainers einen Platz ganz sicher besetzt.
Gut zwei Wochen vor dem ersten EM-Spiel gibt es allenfalls erste leichte Signale, wohin der Weg von Emre Can führen könnte. In der Innenverteidigung dürften andere momentan einen Vorteil haben, systemabhängig könnte Can aber zum Beispiel zum Zug kommen, wenn Löw mit Dreierkette spielen ließe und den Dortmunder als rechten Innenverteidiger aufbieten würde. Im defensiven Mittelfeld ist Löws Konstrukt insgesamt derzeit noch sehr wackelig. Sowohl Kroos als auch Gündogan und Goretzka sind noch nicht beim Kader und kämpfen mit unterschiedlichsten Handicaps. Bis zum ersten Spiel gegen Frankreich am 15. Juni kann da noch viel passieren.
BVB-Nationalspieler Emre Can: „Ich helfe, wo ich gebraucht werde“
So bleibt Can nichts anderes übrig, als das zu machen, was ihn stark macht: „Ich helfe, wo ich gebraucht werde.“ Noch hat es mit dem Bundestrainer kein Gespräch gegeben, würde sich die Personalsituation im Mittelfeld in den kommenden Tagen zuspitzen, wird das mit Sicherheit folgen. Er verspüre eine „große Lust auf eine Führungsrolle“ und teile seine Meinung mit, wenn er das Gefühl habe, „was sagen zu müssen.“ Das will Emre Can aber völlig unabhängig davon tun, ob er bei der EM einen Stammplatz hat oder als Ergänzungsspieler dem Team helfen soll.
Den Schlüssel zu einer erfolgreichen EM sieht Can in einer deutlichen Verbesserung der Defensivarbeit. Darin ist er mit Löw einer Meinung. Die DFB-Elf habe zu viele und zu leichte Gegentore bekommen, Can schreibt das vor allem der Tatsache zu, „dass wir in den vergangenen beiden Jahren selten mit der gleichen Elf gespielt haben.“ Automatismen auszubilden, hat auch Joachim Löw gesagt, sein ein Kernthema in den Tagen in Tirol, „wir brauchen mehr Kompaktheit, wir müssen Eins-gegen-Eins-Situationen richtig lösen und unser Zweikampfverhalten optimieren.“ Das sei ist die Basis für Erfolg.
BVB-Profi malt dem DFB-Team gute Chancen aus
Can glaubt, dass die wenigen gemeinsamen Vorbereitungstage ausreichen, um auf diesem Weg einen großen Schritt vorwärtszukommen. „Unsere Chancen“, meint er, „sind nicht schlecht. Auch wenn wir eine extrem starke Gruppe überstehen müssen. Wir haben einen guten Mix aus erfahrenen Spielern und jungen Spielern.“