BVB nimmt an umstrittener Aktion "Wir helfen" teil
Solidarität mit Flüchtlingen
Die Bundesliga engagiert sich für Flüchtlinge - das "Wie" ist allerdings vor allem in den Fanszenen der 36 Profi-Klubs, die in der Deutschen Fußball-Liga (DFL) organisiert sind, heftig umstritten. Unter anderem der FC St. Pauli, Union Berlin und der VfL Bochum beteiligen sich nicht an der gemeinsamen Aktion am kommenden Spieltag. Der BVB dagegen schon - trotz teils heftiger Kritik des eigenen Anhangs.

Plakate der BVB-Fans vor dem Spiel gegen Krasnodar.
Das Banner auf der Südtribüne war nicht zu übersehen "#BildNotWelcome" stand am Donnerstag in großen schwarzen Lettern auf gelbem Grund geschrieben. Es war eine Reaktion auf eine geplante DFL-Aktion, mit der die Klubs der 1. Und 2. Bundesliga am kommenden Spieltag ihre Solidarität mit den in Deutschland ankommenden und lebenden Flüchtlingen ausdrücken sollen.
Disput zwischen St. Pauli und der "Bild"
"Wir helfen - #refugeeswelcome" wird auf den Logos stehen, die anstelle des Logos des DFL-Sponsors Hermes auf den Ärmeln aller Trikots gedruckt werden. Initiert haben die Aktion Hermes und die Bild-Zeitung. Und das wird von vielen Fans, aber auch von einigen Klubs kritisiert. So haben unter anderem der FC St. Pauli, der VfL Bochum und Union Berlin mitgeteilt, sie würden das Logo nicht tragen.
Was für eine großartige Geste! Danke, liebe @bundesliga_de! #refugeeswelcome@BILDhttp://t.co/ikT7pareenpic.twitter.com/BEjrek6dx1
— Kai Diekmann (@KaiDiekmann)
Der FC St. Pauli war der erste Klub, der sich gegen die Aktion stellte. Eine heftige Reaktion von Bild-Chefredakteur Kai Diekmann war die Folge. Er warf dem Klub fehlende Solidarität vor. Dabei ist es der Kiezklub, der sich bereits seit Wochen mit vielen Aktionen in der Flüchtlingshilfe beteiligt. Diekmanns Reaktion löste einen regelrechten Domino-Effekt aus, denn ihretwegen nimmt jetzt etwa auch der VfL Bochum nicht an der Aktion teil.
Scharfe Reaktion der Chefredaktion
"Gegen Engagement ist nichts einzuwenden, im Gegenteil: Der VfL Bochum 1848 begrüßt sämtliche Hilfsmaßnahmen, die in Not geratene Menschen unterstützen", teilte der Revierklub am Donnerstag in einer Stellungnahme mit, "wenn es also um die Sache gegangen wäre, wären wir kompromissbereit gewesen und hätten eine Aktion, die von der Bild mitgetragen wird, unterstützt. Allerdings hat uns die scharfe Reaktion seitens der Bild-Chefredaktion ob der Absage eines anderen Klubs an die Aktion dazu gebracht, sich mit diesem Verein solidarisch zu zeigen. Es darf unserer Ansicht nach nicht sein, dass jemand einem Verein die Solidarität mit Flüchtlingen abspricht, nur weil dieser nicht bereit ist, eine u.a. von der Bild initiierte Aktion zu unterstützen."
Anders als der VfL Bochum wird sich Borussia Dortmund dagegen - trotz der Kritik aus dem eigenen Anhang - an der Aktion beteiligen, wie er auf Anfrage dieser Redaktion mitteilte. Hier die Erklärung des Klubs im Wortlaut:
Am kommenden Spieltag plant die DFL eine Logo-Aktion unter dem Motto "Wir helfen" . Es ist eine gemeinsame Aktion von Hermes und der Bild-Zeitung. Mehrere Klubs haben ihre Teilnahme abgesagt. Nimmt der BVB teil? Ja, wir nehmen teil.
Warum nehmen Sie teil? Borussia Dortmund versteht sich als Mitglied der Solidargemeinschaft der 36 Profiklubs unter dem Dach der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Die DFL hat alle Klubs am 11. September gebeten, sich der Aktion anzuschließen und das entsprechende Logo zu tragen. Dieser Bitte kommen wir nicht etwa aus blindem Gehorsam nach, sondern weil Borussia Dortmund das Motto #refugeeswelcome seit Wochen lebt und seine gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt. Der BVB steht aus tiefster Überzeugung für Vielfalt und Toleranz. Wir haben die ersten Flüchtlinge in Dortmund mit Essen und Kleidung empfangen, wir leisten Geld- und Sachspenden, wir kümmern uns vor Ort um die vielen ehrenamtlichen Helfer, wir laden regelmäßig Flüchtlinge zu unseren Spielen ein (auch gegen Krasnodar werden mehr als 500 Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer im Signal Iduna Park sein), wir gehen auch in dieser Woche wieder mit einem Spieler in ein Flüchtlingsheim, sprechen dort mit den Menschen über ihre Sorgen und Nöte, helfen mit Kleidung sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Und wie Sie wissen, haben wir uns im Rahmen eines Testspiels erst vor wenigen Tagen gemeinsam mit dem FC St. Pauli am Millerntor für Flüchtlinge eingesetzt. Teile des Erlöses dieses Spiel, die wir aufgestockt haben, kommen in Hamburg Flüchtlingskindern zugute. Kurzum: Wir verstecken uns nicht hinter einer werblichen Aktion, wir leisten – wie so viele andere Bundesligisten – eigene konkrete Beiträge, das Gros übrigens abseits des Scheinwerferlichts durch viele freiwillige Helfer unter unseren fast 600 Mitarbeitern. Das Statement #refugeeswelcome ist uns persönlich wichtig. Deswegen, und nur deswegen, tragen wir es.
Wie finden Sie es, dass unter anderem der FC St. Pauli nicht an der Aktion teilnimmt? Wir schätzen den FC St. Pauli als einen Klub, der sich seit vielen, vielen Jahren mit großer Leidenschaft und Inbrunst gegen Fremdenfeindlichkeit einsetzt. Deshalb haben wir uns vor einigen Tagen dafür entschieden, uns im Rahmen eines gemeinsamen Testspiels am Millerntor für die Belange von Flüchtlingen einzusetzen. Die Entscheidung des Klubs bezüglich der für das kommende Wochenende geplanten Aktion ist zu akzeptieren und zu respektieren, schließlich leben wir in einer Demokratie. Wir als Solidargemeinschaft der 36 Profiklubs finden es allerdings schade, dass das nach wie vor andauernde große Engagement etlicher Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga gegenwärtig weniger Aufmerksamkeit findet, als der Internet-Hype um das Tragen oder Nicht-Tragen eines Logos mit der klaren Botschaft #refugeeswelcome.
Aus der Fanszene des BVB kam Kritik zum "Ja" der Borussia. So sagte Jens Weber vom BVB-Fanzine "schwatzgelb.de"“ dieser Redaktion: "Wir finden die Aktion nicht gut, weil sich dadurch die Zeitung, die unserer Meinung nach bislang am meisten gehetzt hat, plötzlich zum Helfer aufschwingen will. Die Flüchtlinge haben am wenigsten von dieser Aktion, es profitiert nur der Axel-Springer-Verlag, weil es ihre Marketing-Aktion ist. Wir finden es sehr schade, dass sich der Verein daran beteiligt. Er macht sehr viel für Flüchtlinge, hat gegen Krasnodar auch wieder einige ins Stadion eingeladen. Diese Aktionen sind wesentlich sinnvoller als das Tragen eines Werbe-Logos."
#refugeeswelcome, aber #meinVfL verzichtet trotzdem auf die Trikot-Badges beim Spiel gegen @f95. http://t.co/DezJzriJGT
— VfL Bochum 1848 e.V. (@VfLBochum1848eV)
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