Auch wenn ihm der Döner noch lieber ist als die Currywurst, wie er am Dienstag bei „19.09 Uhr - der schwarzgelbe Talk“ gestanden hat: Borussia Dortmund hat einen grundanständigen jungen Mann hinzugewonnen. Seine fußballerischen Qualitäten hat er bereits gezeigt. Als Entertainer sieht er sich nicht. „Ich mag es nicht, vor Menschenmassen zu reden“, sagte Philipp und musste beim Blick ins Publikum ertappt schmunzeln. Immerhin, er musste nicht singen wie beim Aufnahmeritual im Mannschaftskreis.

"Für die Ablöse kann ich nichts"

Denn als Rockstar taugt er nicht. Trotz schwarz-rot-kariertem Hemd, imposanter blonder Tolle und einer ganzen Reihe von Tattoos: Wer nach dem ersten Blick über Maximilian Philipp urteilt, liegt schnell daneben. Der U21-Europameister spricht schüchtern, er geht nicht gerne auf Leute zu. Er ist einfach nur ein Fußballer, der seinen Sport liebt. 20 Millionen Euro überwies der BVB für ihn an den SC Freiburg. Was löst das in ihm aus? „Für die Ablöse kann ich nichts. Das sind Summen, die sind meiner Meinung nach absurd.“ Egal, wie viel bezahlt werde im Sport, „wir sind alle nur Menschen.“  

Mehrere seiner Tattoos sind der Familie gewidmet, den Eltern und den Großeltern. „Ohne die wäre ich nicht hier“, lautet die simple Erklärung. Philipp weiß, wo er herkommt. Aus dem Familienkreis hat er auch seinen Spitznamen mitbekommen. Er hört auch heute noch auf „Milli“. „Als Kind klang das noch süß“, sagt er, doch es ist bei diesem Kosenamen geblieben. Es stört ihn nicht sonderlich, wichtiger als ein schöner Schein ist dem Neuzugang des BVB, dass er als „bodenständig“ und „sympathisch“, „nett und höflich“ wahrgenommen wird.

"Er stellt das Team in den Vordergrund"

Den Worten von Kapitän Marcel Schmelzer zufolge gelingt ihm das. „Milli ist ein Spieler und Mensch, der hier super reinpasst. Er stellt das Team in den Vordergrund, er denkt nicht zuerst an sich. Das tut uns als Mannschaft gut.“

Mit dem Saisonstart kann der Stürmer voll zufrieden sein, die Mannschaft habe „teilweise sehr schönen Fußball gespielt“. Einen wichtigen Anteil daran schreibt Philipp dabei Trainer Peter Bosz zu, den er übrigens siezt. „Man kann sehr viel von ihm lernen, aber er verlangt auch viel von uns Spielern.“

Oben mitspielen

Mit seinen mittlerweile 23 Jahren fühlte sich Philipp im Sommer reif genug für den BVB. Er will oben mitspielen, in der Champions League dabei sein, das „große Entwicklungspotenzial“, das er noch in sich ahnt, herauskitzeln. Stück für Stück. „Ich bin gerade erst fünf Wochen hier und brauche noch etwas Zeit, bis ich hier komplett angekommen bin.“ So langsam erst begreift er die Fußballbegeisterung in der Stadt und der Region. „Überall siehst du schwarzgelbe Leute, das ist schon geil und einzigartig.“

Als Philipp am 1. März 1994 geboren wurde, war die schwarzgelbe Karriere von Erdal Keser bereits beendet. Nicht nur deswegen sind die Zeiten heute andere. „Früher“, betonte Keser, der als erster Türke für den BVB auflief, „galt das Gegenteil von dem, was Milli gerade erzählt hat. Du musstest am Anfang auch mal eine Drecksau sein und dazwischenhauen, wenn du etwas zu melden haben wolltest.“

"Ich habe das in positive Energie umgewandelt"

Als Spieler mit ausländischen Wurzeln seien vor allem die Auswärtsspiele eine Besonderheit gewesen. Dort waren rassistische Beleidigungen in den 80er-Jahren noch an der Tagesordnung. „Ich habe das in positive Energie umgewandelt. Und wenn ich ein Tor geschossen hatte, habe ich Luftküsse ins Publikum geworfen.“ Mit Bezug auf die aktuelle Integrationsdebatte stellte das Gastarbeiterkind mit seinen 56 Jahren Lebenserfahrung fest: „Sport und insbesondere der Fußball waren schon immer eine Brücke zwischen den Menschen.“  

Der dritte Gast des Talks wäre eine Freude für alle Trainer: Comedian Matze Knop spielt jede Rolle im großen Fußball perfekt. Der Ball springt ihm selber als Kreisliga-Verteidiger („Griechischer Bauernsalat hinten in der Abwehr“) bei RW Horn zwar „eher mal fünf Meter vom Fuß“, wenn er angespielt wird. Dafür zeigt er sich mit seinen Parodien von Franz Beckenbauer oder Jürgen Klopp treffsicher wie kein anderer.

Immer mit Respekt

Als Comedian habe er den Vorteil gegenüber Fußballern, „dass die Leute immer lachen, wenn sie mich sehen. Ich weiß nur nicht, ob sie mich anlachen oder auslachen.“ Bei allen Spaß, mit dem er die Sportprominenz ins Lächerliche zieht, sei ihm eines wichtig: „Man muss immer den Respekt vor den Menschen und ihrer Leistung bewahren.“ Maximilian Philipp dürfte das bestätigen.