BVB nach turbulenten Tagen um Normalität bemüht
"Business as usual"
Borussia Dortmund sucht den Weg zurück in die Normalität: "Business as usual" betrieben Thomas Tuchel und seine Mannschaft beim Training am Mittwoch. Abseits des Rasens versuchte BVB-Sportdirektor Michael Zorc die hohen Wellen, die Klub-Boss Hans-Joachim Watzke durch die öffentliche Bestätigung eines "Dissens" zwischen ihm und Tuchel verursacht hatte, zu glätten.

BVB-Trainer Thomas Tuchel (l.) und sein ebenfalls umstrittener Athletik-Coach Rainer Schrey scherzen am Rande des Trainings am Mittwoch.
Als Thomas Tuchel am Mittwoch um 10.36 Uhr den perfekten Rasen des BVB-Trainingszentrums betritt, herrscht überwiegend Stille im Dortmunder Stadtteil Brackel. Von der Aufregung der vergangenen Tage ist nichts zu spüren, auch das Medienaufkommen ist nicht größer als üblich. Nur der Laubbläser aus der benachbarten Reihenhaussiedlung stört die schwarzgelbe Idylle ein wenig.
Krise? Unruhe? Trainerdebatte?
Die Bilder, die der BVB vermitteln möchte, sind eindeutig: Es herrscht totale Normalität, der Fokus auf die verbleibenden zwei Liga-Spiele in Augsburg (13. Mai) und gegen Bremen (20. Mai) sowie das DFB-Pokalfinale gegen Frankfurt am 27. Mai in Berlin ist ungetrübt. Krise? Unruhe? Trainerdebatte? Bei uns doch nicht!
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— Ruhr Nachrichten BVB (@RNBVB)
Sportdirektor Michael Zorc schüttelt Tuchel die Hand und schaut sich dann das Training an. Beim abschließenden Spiel auf zwei Tore sitzt Tuchel auf einem Stuhl an der Außenlinie, Zorc steht genau auf der gegenüberliegenden Seite. Es ist durchaus ein Bild mit Symbolcharakter - auch wenn Zorc in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur versuchte, die Wogen auf dem breitest möglichen Verbreitungswege zu glätten.
Kein klares Bekenntnis
Dortmunds Sportdirektor bestätigte in dem Gespräch allerdings ebenfalls Meinungsverschiedenheiten zwischen Tuchel und der BVB-Führung, die nach Informationen dieser Redaktion geschlossen hinter Watzke steht. Neben sportlichen Belangen, erklärte Zorc, würden beim geplanten Gespräch nach Saisonschluss daher auch "Dinge wie Strategie, Vertrauen und Kommunikation" eine Rolle spielen.
Nach einem klaren Bekenntnis zum Trainer klingt das nicht. Der Sportdirektor lässt sich vielmehr alle Möglichkeiten offen: "Man müsste doch keine Saison-Analysen anberaumen, wenn das Ergebnis vorher schon feststünde."
Schmutzige Scheidung droht
Oberste Priorität genießt in Dortmunds Führungsetage allerdings erst einmal das Bestreben, die Saison halbwegs sauber zu Ende zu bringen. "Volle Konzentration auf das Wesentliche und Ruhe im Karton", fordert Zorc von allen Beteiligten ein.
Und auch die Tuchel-Seite ist um eine Entspannung der Lage bemüht - es geht schließlich auch um das Image und die Zukunftschancen des Fußball-Lehrers, dem nach dessen unrühmlichen Abgang aus Mainz zum zweiten Mal hintereinander eine schmutzige Scheidung von seinem Klub droht.
"Er ist der Chef"
Olaf Meinking, der Berater des BVB-Trainers, hatte zu Wochenbeginn auf "Sport1" verlauten lassen, sein Mandant plane, seinen bis 2018 gültigen Vertrag zu erfüllen. "Unser Ziel ist", sagte der Rechtsanwalt, "dass Thomas beim BVB bleibt und sich alles wieder beruhigt."
Tuchel wiederum erklärte sich am Dienstagabend am Rande einer Trainertagung im niederländischen Zeist. Er wolle die Gerüchte "im Moment" nicht kommentieren, da er sich mit seiner Mannschaft auf das Saisonende konzentrieren wolle. Es gäbe keinen Streit, die Gerüchte seien wegen eines Interviews aufgekommen, "das Herr Watzke am Samstag gegeben hat, einem wichtigen Tag". Das sei sein Recht, "er ist der Chef". Es sind vor allem Signale für die aufgebrachte Öffentlichkeit, die die Tuchel-Seite aussendet.
Starke Zweifel sind angebracht
Ob sie die erwünschte Wirkung entfalten und ihn retten können? Das muss trotz der vermeintlichen Idylle in Brackel weiterhin stark angezweifelt werden.