BVB-Müdigkeit nach drei Englischen Wochen in Serie unverkennbar Schlagzahl bleibt enorm hoch

BVB-Müdigkeit nach drei Englischen Wochen in Serie unverkennbar: Schlagzahl bleibt enorm hoch
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Sebastian Kehl holte einmal ganz tief Luft. Dann baute er sich vor den Mikrofonen der Journalisten auf. Borussia Dortmunds Sportdirektor sah nach der desillusionierenden 1:2-Niederlage beim VfB Stuttgart angeschlagen aus. Enttäuschung und Erschöpfung standen ihm ins Gesicht geschrieben. Stand der Dinge: Augenringe. Kehl bildete dabei keine Ausnahme. Auch die kickende Belegschaft des BVB wirkte im Spitzenspiel gegen den Tabellendritten weder körperlich noch geistig auf der Höhe.

BVB-Sportdirektor Kehl übt deutliche Kritik

„Wie wir uns angestellt haben, sowohl gruppendynamisch als auch individuell, so kann man als Borussia Dortmund nicht auftreten“, hielt Kehl fest. Eine tiefgehende Analyse falle ihm so kurz nach Abpfiff schwer, erklärte der 43-Jährige in der Mixed Zone. Nach sieben enorm fordernden Pflichtspielen binnen 21 Tagen war eine gewisse Ermüdung bei den Schwarzgelben jedoch deutlich erkennbar.

Genau darauf zielte auch die Strategie des VfB Stuttgart ab, wie Trainer Sebastian Hoeneß, der seiner Mannschaft ein ebenso hohes wie bedingungsloses Pressing verordnet hatte, im Nachgang verriet. „Wir wussten, die Dortmunder hatten jetzt die dritte Englische Woche in Folge mit sehr intensiven Spielen und deswegen wollten wir sie das durch die Art und Weise, wie wir auftreten, gerade von Anfang an auch spüren lassen. Wir wollten draufgehen, wir wollten Druck erzeugen“, berichtete Hoeneß. „Wir wollten gut spielen, wir wollten ans Limit gehen, das haben wir geschafft.“

BVB-Startelf erst zum zweiten Mal unverändert

Anders die Dortmunder, bei denen mit Ausnahme von Torhüter Gregor Kobel niemand auch nur annähernd das für ein Bundesliga-Spiel notwendige Level erreichte. „Es ist einfach brutal enttäuschend, dass wir es wieder nicht geschafft haben, das in Stuttgart fortzuführen, was wir vor einigen Tagen so gut gemacht haben“, meinte Edin Terzic.

Sebastian Hoeneß lächelt.
VfB-Trainer Sebastian Hoeneß wählte mit seinem Angriffspressing bewusst eine Strategie, die auf die Dortmunder Müdigkeit nach drei Englischen Wochen in Serie abzielte. © dpa

Nach dem 2:0-Sieg gegen Newcastle in der Königsklasse vier Tage zuvor entschied sich der BVB-Trainer gegen die Schwaben für die exakt gleiche Startelf. „Weil die Jungs es sich einfach verdient hatten durch die Leistung gegen Newcastle, das Ganze nochmal neu zu beweisen“, erläuterte Terzic. Es ist zugegebenermaßen wohlfeil, aber im Nachhinein betrachtet, wären ein paar frische Kräfte wohl ratsam gewesen.

BVB-Torhüter Kobel registriert Müdigkeit

Dieser Eindruck drängte sich auch Gregor Kobel auf. „Ich hatte das Gefühl, man hat die Müdigkeit von Anfang an gemerkt. Wir waren oftmals zu spät in den Zweikämpfen. Die anderen werden immer mutiger und merken: Hey, da geht was. Und bei uns wird es dann immer schlechter, weil wir immer wieder zu spät gekommen sind. Und so sind wir in diesen Strudel reingekommen.“

Als Ausrede wolle er das aber nicht verstanden wissen, bemühte sich der Schweizer rasch klarzustellen. „Das ist schon in Ordnung. Ich glaube, wir als Profis können auch mal zwei Spiele hintereinander machen. Das sollte kein Problem sein. Es ist natürlich der Fall, dass es sehr viele Spiele und Reisen sind. Aber unsere Aufgabe ist es natürlich schon als Profis, uns so vorzubereiten, dass wir wieder Leistung bringen können“, so Kobel. Auslegungssache, ob der BVB-Torhüter das nur als wohlgemeinten Appell oder auch als Kritik an einigen Mitspielern verstanden wissen wollte.

Deutlicher BVB-Spannungsabfall

Edin Terzic jedenfalls sah die Notwendigkeit punktueller Wechsel in der Startelf nicht gegeben. Ein Spannungsabfall habe sich in den Tagen zuvor „gar nicht angedeutet. Ehrlicherweise hat es sich auch nicht vor dem Bayern-Spiel angedeutet, sondern die Jungs hier haben sehr gut trainiert. Die Jungs haben einen sehr guten, konzentrierten und fokussierten Eindruck gemacht vor dem Spiel.“

Auch den Ausführungen von Niclas Füllkrug ließ sich entnehmen, dass die Borussia der kräftezehrenden Dreifachbelastung aus Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League in dieser Phase der Saison Tribut zollen musste. „Gerade in der ersten Halbzeit war es noch ein bisschen extremer als in der zweiten. Wir haben gar keinen Zugriff aufs Spiel bekommen, haben viel vermissen lassen, auf ganz, ganz vielen Ebenen. Hinzu kommt, dass in vielen Bereichen einfach die Intensität und die Zweikampfhärte gefehlt hat. Man merkt dann einfach, dass wir, das muss man leider so ehrlich zugeben, gegen viele gute Mannschaften teilweise unsere Grenzen aufgezeigt bekommen.“

BVB-Profis vor weiteren strapaziösen Wochen

Edin Terzic nahm in Stuttgart erst nach der Pause die schon zuvor dringend benötigten (personellen und taktischen) Anpassungen vor. „Wir haben durch die Wechsel versucht, noch mal ein paar Sachen zu verändern. Wir haben das System noch mal umgestellt, wollten noch mal frischen Wind reinbringen, weil wir mit so vielen Sachen nicht zufrieden waren“, bekannte Terzic. Allein die erhoffte Wirkung blieb aus.

Gregor Kobel wehrt einen Ball mit dem Fuß ab.
Auf BVB-Torhüter Gregor Kobel warten drei Länderspiele mit der Schweiz. An Erholung ist nicht zu denken. © dpa

Die Einwechslungen von Marco Reus und Donyell Malen sowie später Giovanni Reyna und Youssoufa Moukoko verpufften ebenso wie die eingeleiteten taktischen Korrekturmaßnahmen. „Es ist unsere Mannschaft und wir wissen, dass wir dafür die Verantwortung tragen“, betonte der BVB-Trainer. „Jetzt haben wir eine Länderspielpause, von uns sind ein paar Jungs unterwegs. Jetzt müssen wir die Daumen drücken, dass alle wieder gesund und frisch zurückkommen. Und dann werden wir uns auf Gladbach vorbereiten.“

BVB-Torhüter Kobel viel unterwegs

Dass die Spieler von ihren Länderspiel-Reisen frisch zurückkommen, dürfte indes ein frommer Wunsch bleiben. „Ich habe jetzt drei Länderspiele. Ich reise nach Ungarn, dann wieder in die Schweiz und dann nach Rumänien. Also super viel Pause ist da jetzt nicht zu erwarten“, stellte Kobel klar. Die Augenringe könnten die Borussen also auch in den nächsten Wochen weiter begleiten.

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