BVB-Leihspieler Burnic: „Von Witsel habe ich am meisten gelernt“

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BVB-Leihspieler Burnic: „Von Witsel habe ich am meisten gelernt“

rnExklusiv-Interview

BVB-Leihspieler Dzenis Burnic macht in Dresden die ersten Schritte im Profifußball. Über seinen Perspektivwechsel und eine mögliche Rückkehr nach Dortmund spricht er im Exklusiv-Interview.

Dortmund

, 13.04.2020, 09:30 Uhr / Lesedauer: 4 min

Sieben Spieler hat Borussia Dortmund aktuell verliehen. Wie es mit ihnen im Sommer weitergeht, ist angesichts der allgemein im Profifußball gestoppten Transfer-Aktivitäten offen. In unser Serie beleuchten wir, ob sich die Leihgeschäfte des BVB gelohnt haben - und wie die Perspektiven der einzelnen Spieler aussehen. Im letzten Teil spricht Dirk Krampe mit Dzenis Burnic (Dynamo Dresden) über die Bundesliga-Zwangspause, Abstiegskampf und Axel Witsel.


Die ganze Welt befindet sich im Ausnahmezustand. Wie haben Sie die vergangenen vier Wochen erlebt?
Es war schon eine sehr ungewohnte Situation. Als klar war, dass es eine längere Pause geben würde, konnten wir in die Heimat fahren. Ich war zu Hause bei meiner Familie, wir hatten individuelle Trainingspläne an die Hand bekommen, aber das ist natürlich etwas ganz anderes, als wenn man täglich als Mannschaft zusammenkommt. Seit vergangenen Mittwoch sind wir jetzt wieder auf dem Platz, aber nur in Kleingruppen.


Wie läuft so eine Einheit ab?

Das ist natürlich noch kein reguläres Training. Wir haben keinen Körperkontakt, es geht zumeist um Basics. Passübungen, Torschuss, so etwas. Wichtig ist, dass wir die Vorgaben des Gesundheitsamtes einhalten.

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Sie hätten am 12. März in Hannover spielen müssen, wenige Tage vorher wurde dort in Timo Hübers ein 96-Profi positiv getestet. Eine skurrile Situation …

Klar, man hat das mitbekommen, und darüber haben wir dann natürlich auch gesprochen. Was passiert jetzt? Können wir da überhaupt spielen? Relativ schnell war klar, dass das Spiel nicht stattfinden würde. Dann kam der Beschluss der DFL, dass erstmal gar keine Spiele stattfinden werden.


Dynamo steckt voll im Abstiegskampf, hatte allerdings die beiden letzten Spiele vor der Zwangspause gewonnen. Die Unterbrechung kam zur Unzeit, nehme ich an?

Ja klar, die Stimmung war nach den zwei Siegen natürlich gut, fast euphorisch. Das Selbstvertrauen kam zurück. Aber es ist natürlich so, dass die Gesundheit aller im Vordergrund stehen musste. Das gilt auch weiterhin.


Jetzt haben Sie quasi eine Sommerpause hinter sich, nicht nur die Fitness leidet, auch die Spannung ist komplett weg. Haben Sie Sorge, dass das Gefühl für Abstiegskampf, mit allem, was man da braucht, nur schwer wieder in die Köpfe zu bekommen ist?

Nein, das glaube ich nicht. Wir wissen, was zu tun ist, wenn wir wieder als Mannschaft trainieren und dann hoffentlich auch irgendwann wieder spielen dürfen. Wir glauben an uns, aber wir wissen auch, dass es ein schwieriger Weg wird.

BVB-Leihspieler Burnic: „Von Witsel habe ich am meisten gelernt“

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Sie haben sich in Dresden zum Stammspieler entwickelt. Wie fällt Ihre Bilanz des Leihgeschäfts aus?

Es war der richtige Schritt. Ich war ja schon in der Rückrunde der vergangenen Saison hier, im Sommer gab es dann zwar auch andere Anfragen, aber hier wusste ich, was ich habe. Es hat aus meiner Sicht Sinn gemacht, ein ganzes Jahr nach Dresden zurückzukommen. Ich kannte hier alles, die Verantwortlichen kannten mich. Es war wichtig für mich, dass ich regelmäßig spiele.


Als sie im Januar 2019 nach Dresden kamen, erlebten sie nach drei Wochen schon den ersten Trainerwechsel …

Ja, Maik Walpurgis war relativ schnell nicht mehr da. Das kann dann für einen gerade neu hinzugekommenen Spieler auch mal schlecht laufen, aber ich habe mir darüber keinen allzu großen Kopf gemacht. Ich wollte mich dem Nachfolger zeigen, ich kam dann auch sehr gut mit Christian Fiel klar. Es hat gepasst.


Jetzt ist Markus Kauczinski Ihr Trainer, schon der vierte, seit sie in Dresden spielen …

Dass wir in den Abstiegskampf geraten würden, damit hatte niemand gerechnet. Wir hatten in einigen Spielen wirklich Pech. Wir haben streckenweise wirklich gut gespielt, aber nicht die Resultate bekommen. Dann gerätst du in einen Abwärtssog.

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Hält man sich als junger Spieler in so einer angespannten Situation in der Kabine eher zurück, oder sind Sie schon so akzeptiert, dass sie dann auch mal Ihre Meinung sagen?

Wir sind sehr eng zusammengerückt durch die Krisensituation. Und da ist dann auch jeder gefragt, mal seine Meinung zu sagen. Das tue auch ich. Das Alter sollte da keine Rolle spielen.


In Ihrer Jugendzeit sind sie vier Mal Deutscher Meister geworden, haben dann mit Spielern wie Götze und Reus trainiert. Und dann stecken Sie mitten im Abstiegskampf. Wie kommen Sie mit der Situation klar?

Eigentlich gut. In Stuttgart habe ich ja schon erste Erfahrungen damit gemacht, jetzt in Dresden auch. Das ist natürlich ungewohnt, wenn man vorher fast immer erfolgreich war. Aber ich kann daraus sehr viel Positives mitnehmen. Ich kann sagen, dass mich das schon geprägt und weitergebracht hat.


Ihre Leihe endet am 30. Juni, jetzt wird schon darüber diskutiert, ob die Saison in den Juli verlängert werden muss. Haben Sie sich darüber Gedanken gemacht, wie das Ihre Situation beeinflussen würde?

Nicht allzu intensiv, muss ich sagen. Ich denke, es ist alles offen. Am 17. April erfahren wir ja hoffentlich durch die DFL mehr darüber, wie ein Zeitplan für die Saisonfortsetzung aussehen könnte. Aber es stimmt, das könnte schon eine komische Situation werden.

Mit der U19 des BVB wurde Dzenis Burnic (M.) 2017 Deutscher Meister.

Mit der U19 des BVB wurde Dzenis Burnic (M.) 2017 Deutscher Meister. © imago / Thomas Bielefeld

Ihr BVB-Vertrag läuft noch bis zum 30. Juni 2021. Eigentlich wäre jetzt der Zeitpunkt, die eigene Zukunft zu planen …

Ja, aber da passiert gerade natürlich nicht allzu viel. Vieles ist in der Schwebe, auch bei mir. Ich muss einfach abwarten.


Im Herbst haben Sie in einem Interview gesagt, dass Sie nach diesem Jahr in Dresden den nächsten Schritt machen wollen. Wie soll der aussehen?

Ich traue mir die Bundesliga auf jeden Fall zu. Ich hatte vor meiner Leihe auch Anfragen aus dem Ausland. Auch das könnte sehr reizvoll sein. Momentan kann ich darüber aber wenig sagen, es gibt noch nichts Konkretes.


Felix Passlack ist ein gutes Beispiel, dass sich ein Schritt ins Ausland auch als junger Spieler lohnen kann …

Ja, wir haben noch hin und wieder Kontakt, ich schaue auch immer, wie es ihm ergeht.

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Nach Ihrer Rückkehr aus Stuttgart sind sie für sechs Monate in Dortmund geblieben. War das ein bewusster Schritt, um zu schauen, ob es eine Perspektive gibt?

Ja, es kam ja in Lucien Favre auch ein neuer Trainer. Dem wollte ich mich zeigen. Dann wurde die Mannschaft aber noch extrem verstärkt …


… durch Axel Witsel.

Ja, ein Weltklasse-Spieler, den ich nur aus dem Fernsehen kannte. Da war mir relativ schnell klar, dass es schwierig werden würde für mich.


Ist Witsel der Spieler im BVB-Kader, von dem Sie sich am meisten abschauen konnten?

Du lernst als junger Spieler wirklich von jedem, mit dem du da trainierst. Aber klar, Witsels Ruhe am Ball, seine Fähigkeit, sich aus jeder Situation spielerisch zu befreien, das hab ich mir sehr intensiv angeschaut.

Faktisch sind Sie ab dem 1. Juli wieder Spieler der Borussia, wenn sich vorher nicht etwas ergibt. Wäre auch das vorstellbar für Sie?

Es hätte auch seinen Reiz. Aber ich denke schon, dass es wichtig ist, dass ich regelmäßig spiele. Ich sehe mich im Zentrum, da hat Dortmund nun auch noch Emre Can dazubekommen, ein Spieler, dessen Spielweise ich sehr mag.


Streben Sie einen endgültigen Wechsel an? Oder käme auch eine weitere Leihe in Frage? Dafür müssten Sie aber Ihren BVB-Vertrag verlängern …

Auch das ist völlig offen. Ich bin noch jung, gerade 21 Jahre alt. Ich muss weiter regelmäßig spielen, und es wäre sicher auch gut, wenn ich irgendwann festen Boden unter die Füße bekommen würde und mal zwei oder drei Jahre für einen Verein spiele.