BVB-Legende Marcel Schmelzer im Exklusiv-Interview „Das hat mich bestärkt, diesen Weg zu gehen“

BVB-Legende Marcel Schmelzer im Exklusiv-Interview
Lesezeit

Als Kapitän und Leistungsträger ging er bei Borussia Dortmund jahrelang voran. Vor einem Jahr hat Marcel Schmelzer seine Karriere beendet. Jetzt kehrt er in neuer Rolle als Co-Trainer der U17 zum BVB zurück. In der vergangenen Woche stand „Schmelle“ erstmals in seiner neuen Funktion auf dem Rasen. Nach der rund 90-minütigen Einheit hat sich der 35-Jährige Zeit für ein ausführliches Interview genommen. Im Gespräch mit RN-Redakteur Cedric Gebhardt verriet Schmelzer, wie er die Auszeit nach der aktiven Karriere erlebt hat, warum er Trainer werden möchte und ob es das lang ersehnte Abschiedsspiel noch geben wird.

Herr Schmelzer, nach Ihrer Profi-Karriere wollten Sie bewusst auf Abstand zum Fußball gehen. Was haben Sie in Ihrer einjährigen Auszeit getrieben?

Es war eine sehr schöne Zeit, mal nicht an Fußball zu denken, mal kein Fußball zu schauen. Ich bin viel gereist, habe mir ein paar Länder angeschaut und neue Kulturen kennengelernt. Nach einem Jahr Pause freue ich mich jetzt wieder darauf, ins Fußballgeschäft zurückzukommen.

Sie waren unter anderem auf Safari in Afrika. Derart viel zu reisen war während Ihrer aktiven Karriere ja kaum möglich. Was haben Sie erlebt?

Als Profi konntest du Reiseziele, die weiter entfernt sind, kaum besuchen, weil die Pause zwischen den Saisons oftmals zu kurz dafür war oder man vor Ort nicht entsprechend trainieren konnte. Ich bin ganz froh, dass ich diese Läufe im Sommer jetzt nicht mehr machen muss. (lacht) Ich war auf Bali, Mauritius, in Kenia, in Tansania. Das war wirklich sehr schön.

Sie waren während Ihrer aktiven Zeit 17 Jahre lang festen den Strukturen des Profifußballs unterworfen. Auf einmal hatten Sie ganz viel frei. Wann hat es dennoch in diesem einen Jahr irgendwann wieder angefangen zu kribbeln?

Erst mal war es eine lange Zeit richtig schön, seinen Tag selber planen und gestalten zu können. Aber im Frühling hat es dann angefangen zu kribbeln. Gerade mit der Euphorie, die hier in Dortmund entstanden ist, als es im Meisterschaftskampf immer enger wurde, da war ich auch schnell wieder Feuer und Flamme.

Marcel Schmelzer zeigt mit dem Finger nach links.
Marcel Schmelzer, hier mit Jannik Pleschke (r.), ist ab sofort Teil des Trainerteams der BVB-U17. © Ludewig

Die Rolle als Spieler kennen Sie ja hinlänglich. Wie war es denn für Sie, jetzt auf der anderen Seite als Co-Trainer zu stehen?

Es ist immer noch ein bisschen neu, aber das ist ja auch ganz normal. Im Zuge meines Trainerscheins habe ich schon mal bei der U15 unter Marco Lehmann hospitiert. Und jetzt habe ich wieder diese Möglichkeit bekommen, worüber ich mich sehr freue. Am Anfang muss ich erst ein bisschen warm werden und die Jungs kennenlernen. Aber ich habe schnell gemerkt, dass es juckt, die Kommandos zu geben, gerade wenn die Spieler sich an wichtige Prinzipien nicht halten.

Sie haben unter anderem gemeinsam mit Nuri Sahin und Ilkay Gündogan die B+ Lizenz absolviert. Inwieweit hat Sie das in Ihrem Entschluss bestärkt, als Trainer tätig sein zu wollen?

Ja, sehr. Der Kurs war gespickt mit sehr guten Bundesliga-Spielern. Auch Sami Khedira und Christoph Kramer waren dabei. Wir hatten einen richtig guten Austausch. Guardiola, Klopp, Ancelotti – es war besonders spannend, weil wir Spieler mit den besten Trainern der Welt zusammengearbeitet haben. Dennoch war es für uns alle Neuland, selbst als Trainer auf dem Platz zu stehen. Mit Ausnahme von Nuri, der das bei Antalyaspor auf ganz anderer Ebene schon sehr gut macht. Auch die Hospitation bei ihm hat mir sehr viel gebracht und mich darin bestärkt, diesen Weg zu gehen.

Marcel Schmelzer spricht in ein Mikrofon.
Marcel Schmelzer im Gespräch mit BVB-Reporter Cedric Gebhardt. © Bytomski

Sie selbst haben als Spieler einige Trainer gehabt. Wer hatte den größten Einfluss auf Sie und welche dieser Einflüsse möchten Sie als Trainer gerne selbst umsetzen?

Ganz klar Jürgen Klopp – und dann gespickt mit Inhalten von Thomas Tuchel. So lässt sich das wahrscheinlich am besten beschreiben. Auch wenn es mir jetzt schon vor Überschriften aus dieser Antwort graut. (lacht) Ich nehme viele Sachen von meinen verschiedenen Trainern mit, auch von Peter Bosz und Edin Terzic. Gerade bei Edin war es so, dass ich am Ende durch meine Verletzung schon vermehrt in diese Rolle geschlüpft bin. Aber letztlich möchte ich natürlich ich selbst bleiben.

Hans-Joachim Watzke hat Ihnen am Ende Ihrer Karriere das Versprechen gegeben, dass beim BVB immer die Tür für sie offen stehe und sie im Jugendbereich tätig sein können. Jetzt ist es nach einem Jahr exakt so gekommen. Haben Sie sich an diese Worte erinnert oder hat das Versprechen keine Rolle dafür gespielt, dass Sie jetzt wieder im Verein tätig sind?

Ehrlich gesagt war das Zufall. Ich habe mich mit Marco Lehmann ausgetauscht und wir waren zusammen essen. Und im Zuge dessen habe ich ihm gesagt, dass ich gerne die A-Lizenz machen möchte. Voraussetzung dafür ist die Trainertätigkeit in einem Verein. Und dabei sind wir auf diese Idee gekommen. Marco hat gesagt, dass er mich gerne dabei haben möchte, was mich sehr gefreut hat. Ich musste dann auch nicht lange überlegen und habe gesagt: Da habe ich Bock drauf.

Marcel Schmelzer und Sahin Kösecik bringen eine Markierung auf dem Rasen an.
Mit vereinten Kräften wird’s was: Marcel Schmelzer (l.) und Sahin Kösecik ziehen im Übungsbetrieb der BVB-U17 an einem Strang. © Ludewig

Als Profi haben Sie viel erlebt. Was davon möchten Sie in Ihrer Rolle als Trainer den jungen Talenten beim BVB vermitteln?

Darauf bin ich selbst gespannt. In Ihrem Alter sind die Jungs, die bei Borussia Dortmund spielen, alles sehr gute Fußballer. Ich finde, dass das Augenmerk auch darauf gelegt werden muss, dass es als Mannschaft ums Verteidigen geht und dass es nicht nur hilft, fußballerisch gut zu sein und viele Tore zu schießen. Das ist mir sehr wichtig.

Marcel Schmelzer posiert für ein Gruppenfoto.
U17-Chefcoach Marco Lehmann (links) präsentiert gemeinsam mit Marcel Schmelzer die beiden Neuzugänge Jan-Luca Riedl und Nick Cherny (2.v.r.). © Ludewig

Und was möchten Sie als junger Trainer selbst lernen?

Da gibt es viele Dinge, denn es ist komplettes Neuland für mich. Ich werde meine Erfahrungen als Spieler mit einbringen. Und als Trainer werde ich versuchen, vom Trainerteam bei uns in der U17 so viel wie möglich aufzusaugen. Zum Beispiel den Umgang mit der Mannschaft, die Ansprache, die taktischen Züge und wie man ein Spiel von außen liest. Ich war ja immer mittendrin oder habe die Spiele auf der Tribüne geschaut. Von der Seitenlinie aus ist das sicherlich noch mal etwas ganz anderes. Das sind Dinge, bei denen ich Lust habe, mich zu verbessern.

Zu Ihrem Karriere-Ende hieß es, es solle noch ein Abschiedsspiel für Sie geben. Bislang ist daraus nichts geworden. Wird es das noch geben?

Nein, ich denke nicht. Es war mal geplant, ein gemeinsames Abschiedsspiel mit allen Spielern der Jahrgänge 1988 und 1989 zu machen, die bei uns in der Meistermannschaft waren. Aber das habe ich nur mal am Rande gehört. Wann und ob es überhaupt noch dazu kommt, das weiß ich nicht.

BVB-Legende kehrt zu Borussia Dortmund zurück: Neuer Job für Marcel Schmelzer

„Freude hatte ich dort nie“: BVB-Verteidiger Marcel Schmelzer über seine Zeit in der Nationalelf

So lief der Partyabend für Schmelzer und Zorc - BVB-Abschiedsspiel geplant