BVB-Kapitän Marco Reus lässt Kritiker verstummen – nun muss er nachlegen

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BVB-Kapitän Marco Reus lässt Kritiker verstummen – nun muss er nachlegen

rnBorussia Dortmund

Die Leistung von Marco Reus beim 6:0 gegen Gladbach ist auch eine Antwort auf die harsche Kritik der vergangenen Wochen. Borussia Dortmunds Kapitän muss nun auch am Donnerstag vorangehen.

Dortmund

, 22.02.2022, 06:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Im Kader der Borussia gibt es nur einen Spieler mit mehr Erfahrung als Marco Reus. Mats Hummels steuert seinem 400. Bundesliga-Spiel entgegen, 17 Partien fehlen ihm dazu noch. Diese Marke wird Reus nach nun 333 Einsätzen in Deutschlands höchster Liga nur dann erreichen, wenn er gesund bleibt und seinen in gut einem Jahr auslaufenden Vertrag noch einmal verlängert.

Obwohl Reus noch deutlich eher als Hummels das „Gesicht“ der Dortmunder Borussia ist, weil er in dieser Stadt geboren ist, weil er nicht dem Lockruf der Bayern folgte und aus Gladbach nach Dortmund zurückkehrte, nachdem ihn der BVB in jungen Jahren einst mal für nicht gut und robust genug erachtet hatte, macht sich Kritik am Auftreten der Mannschaft oftmals vor allem an seiner Person fest. Vielleicht ist das ja auch so, weil Reus das Gesicht der Borussia ist. Ihr Kapitän. Und die Identifikationsfigur schlechthin. Denn es gibt niemand anderen im Kader mit dieser Vita.

BVB-Kapitän Marco Reus erntete harte Kritik nach dem Glasgow-Auftritt

Erst in der vergangenen Woche musste Reus über sich mal wieder hören, er sei dem Druck der Anführer-Rolle nicht gewachsen. Er habe zu viel mit sich selbst zu kämpfen, meinte Lothar Matthäus vor dem Spiel gegen Gladbach bei „Sky“, „er hat keine Konstanz in seinen Leistungen. Und so einer soll eine Mannschaft führen? Schwierig!“ Die Diskussionen über fehlende Leaderqualitäten, zu häufiges Abtauchen in wichtigen Spielen und mangelhafte Ausstrahlung auf dem Platz sind nicht neu. Und es gibt auch Belege für diese These, zum Beispiel die drei verlorenen Pokal-Endspiele 2014, 2015 und 2016, in denen er jeweils blass blieb. Das Thema begleitet den 32-jährigen Reus, seit er 2012 nach Dortmund zurückkehrte und seither vergeblich mit dem BVB der Meisterschale hinterherjagte.

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Doch es gibt auch zahlreiche Gegenbeispiele. Kein anderer Spieler hat so oft das wichtige 1:0 für seine Mannschaft erzielt wie Marco Reus. Wenn er gesund war, war Reus immer ein Ausnahmespieler in dieser Mannschaft. Auch wenn das Tempo in seinem Spiel gelitten hat mit zunehmendem Alter, ist er neben Raphael Guerreiro der beste Instinktfußballer – was zum Beispiel der gedankenschnelle Pass auf Donyell Malen vor dem 2:0 am Sonntag unterstrich.

BVB-Kapitän Reus gab seinen Kritikern eine deutliche Antwort

Reus‘ Antwort auf alle Kritiker hätte am Sonntag ohnehin nicht deutlicher ausfallen können. Zwei Tore erzielte er selbst, drei bereitete er vor – eine Premiere in seinem schon 333. Bundesliga-Spiel.

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Auch wenn Marco Reus sein Profil über die Jahre deutlich geschärft hat und vor den Mikrofonen mittlerweile auch Klartext redet, verzichtete Dortmunds Kapitän anschließend darauf, auf die Worte von Matthäus zu reagieren. Seine Leistung mache ihn natürlich stolz, sagte er nur, wichtiger sei das Team, ohnehin gelte die Konzentration dem Donnerstag. „Da haben wir ein Endspiel. Uns erwartet ein großes Kampfspiel, wir haben uns unser Selbstvertrauen zurückgeholt und werden bereit sein.“

Reus zerlegte für den BVB Gladbach fast im Alleingang

Reus weiß, dass er diesen Worten Taten lassen folgen muss. Mit seiner Gala-Vorstellung gegen seinen Ex-Klub, gegen den Marco Reus besonders gern trifft (elf Treffer in 15 Aufeinandertreffen), hat der BVB-Kapitän vielleicht gerade rechtzeitig eine Durststrecke beendet. Denn er war durchwachsen in die Rückserie gestartet, bei einigen unnötigen Gegentoren hing er mit drin.

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Offensiv aber ist Marco Reus immer noch produktiv. Mit nun neun Bundesliga-Treffern hat er schon mehr Tore erzielt als in der gesamten vergangenen Spielzeit, elf weitere Torbeteiligungen als Vorbereiter kommen hinzu. Das sind sehr ordentliche Werte, die in die Diskussion mit einfließen werden, die so langsam Fahrt aufnimmt: Wie wird Borussia Dortmund mit seinem Kapitän nach der kommenden Spielzeit verfahren?

Reus ist dann 34 und hat unlängst erklärt, dass er sich ein Karriere-Ende in Dortmund sehr gut vorstellen könnte. Auch für die Borussia wäre das eine perfekte Geschichte, für die Eile nicht geboten scheint. Die beiden Parteien wissen, was sie aneinander haben. Bei aller Romantik wird der BVB allerdings die Komponenten nicht außer Acht lassen, die es auch zu beachten gilt. Reus‘ fortgeschrittenes Alter, seine Verletzungshistorie und auch die Tatsache, dass er ein Großverdiener ist.