BVB glänzt in Leverkusen vor allem durch Ideenlosigkeit

Mehr Schein als Sein

Das 1:1 bei Bayer Leverkusen wertet Borussia Dortmund als Schritt in die richtige Richtung. Erst die Rote Karte gegen Wendell aber hilft dem BVB in die Spur. Der Trainer darf vorerst weitermachen.

LEVERKUSEN/DORTMUND

, 04.12.2017, 07:00 Uhr / Lesedauer: 3 min
Wirklich zufrieden konnte die BVB-Spieler mit ihrer Leistung in Leverkusen nicht sein.

Wirklich zufrieden konnte die BVB-Spieler mit ihrer Leistung in Leverkusen nicht sein. © imago

Sinnbildlich war ja kein Stein auf dem anderen geblieben in der vergangenen Woche bei Borussia Dortmund. Das 4:4 im Revierderby gegen Schalke als vorläufiger Höhepunkt der Krise hatte nach einer gründlichen Prüfung verlangt. Da half es, dass es keine unliebsame Störung durch eine Englische Woche gab, man konnte reden, man konnte viel trainieren.

Auf dem Papier ein Achtungserfolg

Das Ergebnis dieser Bemühungen war am Samstag ein 1:1 (0:1) bei Bayer Leverkusen, auf dem Papier auf jeden Fall ein Achtungserfolg. Und Borussia Dortmunds Spieler sagten anschließend das, was man in solchen Situationen wohl erklärt. Neven Subotic, den die Fehler-Analyse unter der Woche ins Team gespült hatte, sah einen „wichtigen Schritt nach vorn“, der Kapitän, Marcel Schmelzer, war froh, „dass unser Wille und unsere Moral zu dem einen Punkt gereicht haben. Wir sind zufrieden, auch mit der Art und Weise.“

Vielleicht war es auch vermessen, angesichts des Selbstvertrauen raubenden Negativ-Laufs der vergangenen Wochen zu erwarten, dass aus 50 Minuten Überzahl mehr Ertrag herausspringen würde als der Ausgleich durch Andrey Yarmolenko (73.). Doch der erste Schritt aus der Krise war am Ende allenfalls ein winziger. Auch mit einem Spieler mehr blieb Dortmund vieles schuldig, kreierte kaum Chancen und glänzte vor allem durch Ideenlosigkeit. Der beschworene Aufwärtstrend ist (noch) mehr Schein als Sein.

Böser Stellungsfehler

Bevor die Rote Karte gegen Leverkusens Wendell (39.) der Partie die entscheidende Wendung gab, deutete fast nichts auf das spätere Lebenszeichen hin. Auch mit Subotic, der zu seinem zweiten Saisoneinsatz kam, war der BVB defensiv nur eine leere Hülle, hatte dem Tempo der Leverkusener Stürmer nichts entgegenzusetzen, agierte zu behäbig im Aufbau und leistete sich nicht nur beim Tor zum 0:1 böse Stellungsfehler. Bis zum Platzverweis habe seine Mannschaft „keinen Fußball“ gespielt, sagte Peter Bosz. Ein Satz, den der Trainer häufiger sagen musste in den vergangenen Wochen.

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BVB-Training in Brackel am 3. Dezember

03.12.2017
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Bilder des BVB-Trainings in Brackel am 3. Dezember.© Guido Kirchner
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Bilder des BVB-Trainings in Brackel am 3. Dezember.© Guido Kirchner
Bilder des BVB-Trainings in Brackel am 3. Dezember.© Guido Kirchner
Bilder des BVB-Trainings in Brackel am 3. Dezember.© Guido Kirchner
Bilder des BVB-Trainings in Brackel am 3. Dezember.© Guido Kirchner
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Bilder des BVB-Trainings in Brackel am 3. Dezember.© Guido Kirchner
Bilder des BVB-Trainings in Brackel am 3. Dezember.© Guido Kirchner

Wendells üblen Tritt gegen Gonzalo Castro bestrafte Schiedsrichter Robert Hartmann mit Hilfe des Videobeweises zu Recht mit Rot. „Diese Szene“, meinte der ehemalige Dortmunder Sven Bender, „hat das Spiel kippen lassen.“ Bender selbst (12.) hatte per Kopf die erste von drei richtig dicken Bayer-Chancen in den ersten 20 Minuten und fand dort in Roman Bürki seinen Meister. „Er hat uns heute gerettet“, gestand Schmelzer später.

Volland scheitert an Bürki

Bürki war auch gegen den Schuss von Julian Brandt zur Stelle (14.), der Kopfball von Kai Havertz klatschte an die Latte (20.). Vor dem Ausgleich entnervte Bürki auch noch Kevin Volland, als der zum zweiten Mal an diesem Tag alleine auf ihn zusteuerte (72.)- diesmal blieb der Schweizer Sieger. Es war die Schlüsselszene in dieser Partie. Ein 0:2 hätte der mental weiter angeschlagen wirkende BVB wohl nicht mehr kontern können.


Auch wenn der Befreiungsschlag auch im siebten Pflichtspiel nacheinander ausblieb, darf der Trainer vorerst weitermachen. „Wir wollen den Turnaround mit Peter Bosz schaffen“, bestätigte Sportdirektor Michael Zorc. „Dass in unserer Situation über andere Trainernamen diskutiert wird, gehört zum Geschäft.“ Der BVB habe aber noch keine anderen Trainer kontaktiert.

Druck bleibt unvermindert hoch

Bosz verfolgte die 90 Minuten weitgehend emotionslos von der Bank aus. Wahrscheinlich saß ja aber auch bei ihm der Schock nach den zwei schweren Verletzungen von Maximilian Philipp und Castro tief. Castro befürchtet nach Wendells Tritt einen Bänderschaden im Sprunggelenk, Philipp verdrehte sich schon nach drei Minuten im Luftzweikampf mit Jonathan Tah das rechte Knie. Seine Zwangspause wird deutlich länger ausfallen.

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Allmählich gehen Bosz auch noch die offensiven Alternativen aus. Der Druck auf seine Person bleibt dennoch unvermindert groß.

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