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BVB-Gegner Manchester City: Gündogan, Guardiola und der „Schummel-Scheich“
Champions League
Der BVB trifft im Viertelfinale der Champions League auf Manchester City. Die Engländer um den Ex-Borussen Ilkay Gündogan und Startrainer Pep Guardiola haben den Schummel-Scheich im Rücken.
Seit fast 15 Jahren träumt Manchester City, der Gegner des BVB im Viertelfinale, vom Sieg in der Champions League. Ermöglichen soll den Triumph der große Gönner im Hintergrund, Scheich Mansour bin Zayed al-Nahyan, wegen wiederkehrender Verstöße gegen das Financial Fairplay auch „Schummel-Scheich“ genannt. Der Halbbruder des Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate hat den Klub 2008 übernommen, mit der City Football Group geschätzte zwei Milliarden (!) Euro hineingepumpt und 14 Titel gewonnen. Nur der eine, der fehlt: die Krone in der Königsklasse.
Manchester City wurde kurzzeitig für die Champions League gesperrt
Vor einem Jahr sah es kurzzeitig so aus, als müssten die Citizens sogar noch länger auf die nächste Gelegenheit warten. Der europäische Fußballverband Uefa verhängte eine Sperre wegen undurchsichtiger Finanztransaktionen. Einer der Vorwürfe: Der Scheich soll jahrelang versteckt Beträge an den Verein überwiesen und fehlende Summen von Sponsoren aufgestockt haben. Hauptsponsor Etihad zahlte demnach nicht knapp 80, sondern nur rund zehn Millionen Euro. Die restliche Summe habe der Eigentümer zugeschossen. Auch 2014 wurde City - ähnlich wie Paris Saint-Germain - bereits bestraft.
Doch im vergangenen Sommer hob der Internationale Sportgerichtshof (CAS) nach dreitägiger Verhandlung die Sperre auf. Zwar sahen es die Juristen als erwiesen an, dass City gegen Artikel 56 des Financial Fair Play (FFP) verstoßen und nicht ausreichend mit dem Finanzkontrollgremium des europäischen Fußballverbands kooperiert hätte. Die Strafe reduzierte der CAS jedoch von einem zweijährigen Bann und 30 Millionen Euro auf die Zahlung von zehn Millionen Euro. Eine Entscheidung, die als Demütigung für die Uefa, das faktische Ende des Financial Fairplay und Freibrief für Großinvestoren im internationalen Profifußball kommentiert wurde.
BVB-Gegner ManCity ist der Beweis: Geld schießt Tore
Sportlich kamen die Erfolge von ManCity mit einem der teuersten Kader im Weltfußball fast zwangsläufig. In der neuen Ära feierten die Skyblues vier Meisterschaften (2012, 2014, 2018, 2019), zwei FA-Cup-Siege (2011, 2019), vier Siege im Ligapokal (2014, 2016, 2018, 2019, 2020) und Erfolge im Community Shield (2012, 2018, 2019). Seit 2016 dirigiert der frühere Trainer des FC Barcelona und von Bayern München, Pep Guardiola, das City-Team, dem in der Premier League nur zeitweise der FC Liverpool das Wasser reichen konnte. Aktuell führt Manchester City mit 71 Punkten schon deutlich vor dem Stadtrivalen United (57). Ex-Meister Leicester City (56) ist derzeit Dritter vor dem Champions-League-Viertelfinalisten FC Chelsea (51) mit Erfolgstrainer Thomas Tuchel.
Das große Ziel von Scheich und Startruppe bleibt der Triumph in der Champions League. Allerdings: City ist zuletzt dreimal hintereinander im Viertelfinale gescheitert. In England wurden Vorwürfe laut, Trainer Pep Guardiola habe die Mannschaft mit taktischen Aufgaben überfrachtet und die Partien vercoacht.
Hammer-Los für den BVB: Manchester City befindet sich in Überform
Derzeit jedoch befindet sich City in herausragender Form. Borussia Mönchengladbach hatte im Achtelfinale bei den zwei 0:2-Niederlagen nicht den Hauch einer Chance. Seit Monaten reiht unter anderem Ilkay Gündogan in der Offensive Manchester eine Galavorstellung an die nächste, er wurde im Januar und Februar als „Spieler des Monats“ in England ausgezeichnet. Auf das Wiedersehen mit dem Ex-Borussen sollten sich die BVB-Fans aus sportlicher Sicht also weniger freuen. Und falls Gündogan mal einen der seltenen schwächeren Tage erleben sollte, wären da ja noch Kevin de Bruyne, Raheem Sterling, Ferran Torres, Gabriel Jesus, Riyad Mahrez oder Bernardo Silva und andere Topakteure. Der geschätzte Marktwert der kickenden Zirkustruppe: mehr als eine Milliarde Euro (BVB: 592 Millionen Euro).
BVB-Lizenspielerchef Sebastian Kehl meint: „Pep Guardiola hat eine klare Art, Fußball zu spielen: sehr ballorientiert, mit sehr großen Ballbesitzphasen, hohes Pressing, mutiges Anlaufen. Ich glaube, das haben jetzt gerade auch die Gladbacher zu spüren bekommen, mit welcher Dominanz sie andere Mannschaften auch beherrschen. Darüber hinaus sind sie unheimlich torgefährlich. Sie führen mit großem Abstand die englische Liga an - kein Wunder. Das ist ein Hammer-Los für uns. Aber wir freuen uns darauf, uns mit dieser Mannschaft mal messen zu können.“
Besonderes Wiedersehen für BVB-Dribbler Jadon Sancho
Ein besonderes Wiedersehen gibt es auch für einen derzeitigen BVB-Akteur: Jadon Sancho wurde von 2015 bis 2017 in der exorbitanten Jugendakademie von City ausgebildet. Weil er aber bei Guardiolas Staraufgebot nur wenig Chancen auf Einsätze sah, wechselte er nach Dortmund. Und das ist nicht der einzige Erfolg, auf den die Borussia zurückblicken kann im Kräftemessen mit Manchester: In der Vorrunde der Saison 2012/13 trafen beide Klubs aufeinander. Das Heimspiel gewann der BVB mit 1:0 (Torschütze Julian Schieber), auswärts gab es ein 1:1 (Reus, Balotelli).
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
