Ein fades 0:0, aber immerhin eine Runde weiter. Das hat mal irgendwann zu der Wortschöpfung „0:0 gewonnen“ geführt. Um in diesem Sprachduktus zu bleiben, musste man bei Borussia Dortmund trotz der erneuten Qualifikation fürs Achtelfinale der Champions League am Mittwochabend aber eher davon sprechen, „0:0 verloren“ zu haben.
BVB verpasst einen Befreiungsschlag
Der BVB hat den Negativtrend erst einmal gestoppt, aber dennoch eine Chance vertan und erst recht einen Befreiungsschlag verpasst. Nach dem Offenbarungseid beim 0:2 in Bochum wäre es an der Zeit gewesen, mit einer deutlich positiven Reaktion zumindest ein bisschen Wiedergutmachung zu betreiben. „Den Fans ein paar schöne Momente zu verschaffen“, wie Julian Brandt anmerkte, sei das Ziel gewesen. Er musste zugeben: „Das haben wir nicht geschafft.“
Fast flehentlich versuchten die Dortmunder die positiven Aspekte dieser mauen Nullnummer hervorzuheben. „Wir haben uns nicht belohnt“, gab Trainer Niko Kovac zu, meinte aber: „Wir haben auch nichts zugelassen.“ Ein Feuerwerk habe man auch nicht erwarten dürfen. Sportdirektor Sebastian Kehl sah „die kleinen Schritte nach vorn, die wir in unserer Situation gehen müssen.“ Gregor Kobel lobte seine Vorderleute fast überschwänglich für die „Seriosität“, mit der sich der BVB dieses Weiterkommen erarbeitet habe. Der Schweizer musste aufpassen, dass nicht auch er im Überschwang der Gefühle von einer gewonnenen Partie sprach.
Bittere BVB-Realitär im Februar 2025
Ist es zu vermessen, von dieser Mannschaft gegen einen Gegner, der seine beiden besten Offensivkräfte zu Hause gelassen hatte, etwas mehr zu verlangen als diesen überaus langweiligen Verwaltungsfußball? Auch wenn offensichtlich ist, wie angeknackst die Dortmunder Gemütsverfassung aktuell ist? Immerhin blieb die Defensive diesmal fehlerfrei, die Offensive aber agierte wild, erneut ohne jeden Esprit im Vorwärtsgang, ohne Ideen, Struktur, Tempo und Überraschungsmomente.
Fortschritte nach dem Trainerwechsel muss man in Dortmund mit der Lupe suchen. Vielleicht ist das wirklich die bittere Realität im Februar 2025, vielleicht geht aktuell wirklich nicht mehr. Damit ist die nächste Enttäuschung allerdings vielleicht auch nur das nächste Spiel entfernt. Borussia Dortmund, siehe Bochum, ist auswärts weiter instabil unterwegs, patzt aber neuerdings auch in den Heimspielen.
BVB gegen Union Berlin massiv unter Druck
Auch gegen einen Gegner, der überhaupt nicht darauf aus war, die minimal ja noch vorhandene Chance beim Schopf zu ergreifen. Lissabon hat aus dem Gastspiel in Dortmund eine Farce gemacht, als es Top-Stürmer Gyökeres und Offensivkraft Trincao in Portugal ließ. Und die bessere B-Elf startete nur äußerst halbherzige Versuche, die doch bekannte Verunsicherung beim Gegner zu attackieren. Und dennoch gab es gegen diesen Gegner nur einige Distanzschüsse und ein ausgeschlagenes Elfmetergeschenk.
Die Sorge vor einem Gegentor war in Schwarzgelb mächtiger als der Wille, die Nerven der arg gebeutelten Fans zu besänftigen. Das Weiterkommen überlagerte die erneut erkennbaren Probleme in vielen Bereichen des Spielfeldes. Und natürlich, gab Kovac zu, habe man im Hinterkopf auch den kommenden Samstag gehabt. Die Karten werden neu gemischt, wenn Union Berlin in Dortmund zu Gast ist.
Verpasste BVB-Chance gegen Lissabon
Bundesliga-Punkterunde, aber in gewisser Weise ein weiteres K.o.-Spiel, bei dem der Ausgang anders als gegen Lissabon völlig offen erscheint. Nur ein Sieg könnte die Hoffnung auf eine Trendwende aufrecht erhalten, eine Niederlage wäre gleichbedeutend mit dem Ende aller Hoffnungen auf ein einigermaßen versöhnliches Saisonende. Auch deshalb war das 0:0 gegen Lissabon eine verpasste Chance. Die nämlich, gestärkt in dieses enorm wichtige Bundesligaspiel zu gehen.