BVB-Fans protestieren gegen DFL-Investor Watzke will bei Scheitern eigenen Weg gehen

BVB-Fans protestieren gegen DFL-Investor: Watzke will bei Scheitern eigenen Weg gehen
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Auf mehr als 20 Plakaten und Bannern machten die BVB-Fans auf der Südtribüne am Samstagabend nochmal ihre Haltung unmissverständlich klar. „Nein zu Investoren in der DFL!“ stand auf der größten Banderole, die fast die gesamte Breite zu Füßen der meinungsstarken Dortmunder Kurve überspannte. Dass die Deutsche Fußball Liga viele Fans nicht mehr überzeugen wird, scheint klar. Und ob sie eine ausreichende Anzahl der Vereine beim jetzt dritten Anlauf für einen milliardenschweren Investoren-Deal umstimmt, ist höchst fraglich. Am Montag (11. Dezember) kommt es bei den 36 Klubs aus der ersten und zweiten Liga zum Schwur – bekommen die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat um Hans-Joachim Watzke die benötigte Zweidrittel-Mehrheit zusammen oder nicht?

Der BVB positioniert sich klar

Borussia Dortmund hat sich klar positioniert. Trotz des Widerstands in der eigenen Anhängerschaft wird Watzke für den strategischen Partner stimmen. „Wir müssen in die Auslandsvermarktung investieren. Wir sehen, dass die Engländer und die Spanier sich massiv engagieren. Für eine flächendeckende Präsenz im Ausland musst du Geld in die Hand nehmen. Und dieses Geld haben wir nicht frei verfügbar“, argumentierte der 64-Jährige im Interview mit den Ruhr Nachrichten. „Das ist im Prinzip nichts anderes als das, was wir beim BVB mit Vermarkter Sportfive seit Jahren machen. Aber ich habe hohen Respekt davor, wenn es Menschen gibt, die es anders sehen. Am Ende des Tages ist das eine unternehmerische Entscheidung.“

Viele Erst- und Zweitligisten hielten sich mit ihrem Standpunkt lange zurück. Erst in den vergangenen Tagen machten immer mehr von ihnen ihre Meinung deutlich. So sprachen sich unter anderem Verantwortliche des FC Bayern München, von Borussia Mönchengladbach und diesmal auch vom FC Schalke 04 für eine Partnerschaft aus. Union Berlins Präsident Dirk Zingler forderte dagegen einem Bericht des „Kicker“ vom Samstag zufolge in einem Schreiben an den Liga-Verband und alle anderen 35 Profiklubs eine Verschiebung der Abstimmung über eine mögliche strategische Vermarktungspartnerschaft.

Fans lehnen Investoren-Deal ab

Von den Fans in den Kurven ist die Ablehnung für die von der DFL angestrebte Partnerschaft seit Wochen deutlich vernehmbar. Sie stehen auch deshalb im Fokus, weil die neue DFL-Geschäftsführung in der Öffentlichkeit lange nicht über das Thema sprechen mochte. Im „Kicker“ warben die beiden Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel zuletzt aber für den Deal und hoben die ihrer Meinung nach gestiegene Transparenz hervor. „Wir haben nichts zu verstecken“, sagte Merkel. Lenz betonte, dem Partner würden „nur limitierte Mitspracherechte im wirtschaftlichen Bereich“ eingeräumt werden. „Das ist ungewöhnlich für Private-Equity-Unternehmen. Akzeptiert ein möglicher Partner die roten Linien nicht, ist er nicht der Richtige für uns.“

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Auch Watzke unterstrich, dass einem Investor keinerlei Mitspracherecht zugebilligt werde. „Mit uns zusammen kann jeder gerne Geld verdienen. Aber wo ich steinhart bin, und das sieht man ja bei Borussia Dortmund seit 19 Jahren, ist, dass niemand von außen Einfluss auf die sportlichen Belange nimmt.“

1. FC Köln wird gegen den Investoren-Deal stimmen

Ob die neue Geschäftsführung für das „Light“-Modell des im Mai gescheiterten Projekts mehr Zustimmung erhält, ist tatsächlich offen. Ein Scheitern wäre eine erneute krachende Niederlage für die DFL-Führung. Und damit auch für den deutschen Fußball, argumentiert zumindest Watzke. „Dann geht es wie bisher weiter. Aber dann müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass wir als Liga in der Auslandsvermarktung auf kleiner Flamme weiterfahren. Ich halte sehr viel von Solidargemeinschaften und von der Zentralvermarktung. Aber eins ist Fakt: Bayern München oder Borussia Dortmund bekommen ihr Auslandsgeschäft gestemmt.“

Mehrere Vereine befinden sich in einem Spannungsfeld. Die Meinungen ihrer aktiven und lauten Fans stehen mitunter gegen die eigenen wirtschaftlichen Überzeugungen. Einige Klubs haben sich bereits eindeutig geäußert, dass sie gegen den Deal stimmen werden, etwa der 1. FC Köln. „Die DFL hat ihren Investoren-Vorschlag deutlich nachgebessert. Aber es wurde leider immer noch nicht ausreichend geprüft, ob es sinnvollere Alternativen zu einem Private-Equity-Investor gibt“, sagte Vizepräsident Eckhard Sauren der Sportschau: „Wir halten es weiterhin für zwingend notwendig, dass ausschließlich die 36 Profi-Vereine über die Entwicklung des deutschen Profifußballs entscheiden und dabei kein Private-Equity-Unternehmen mit am Tisch sitzt.“

BVB-Boss Watzke: „Kann das nicht verstehen“

Der SC Freiburg hat seine Meinung sogar geändert und gehört nicht mehr zu den Befürwortern: Die Breisgauer sind beim neuen Modell „zu einer veränderten Bewertung“, gekommen, wie Vorstand und Aufsichtsrat schrieben. Sie seien überzeugt, „dass das deutlich reduzierte Investitionsvolumen, das zudem über mehrere Jahre verteilt wird, aus eigener Kraft (Innenfinanzierung) finanziert werden sollte“. Pikant: SCF-Geschäftsführer Oliver Leki war in seiner Zeit als Interims-Geschäftsführer der DFL noch für eine Partnerschaft.

Nachdem bereits ein erster Versuch unter dem damaligen DFL-Boss Christian Seifert und ein zweiter im Frühjahr gescheitert war, steht nun eine Art Light-Version des Mai-Modells zur Abstimmung. Ob es dieses Mal die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit gibt? „Bei einer Reihe von Klubs, die damals dagegen gestimmt haben, hat sich die Stimmung gedreht“, sagte Watzke den Ruhr Nachrichten. Es gab aber auch Bewegung in die andere Richtung, wie der Chef des DFL-Aufsichtsrates weiß und kommentierte: „Ich kann das nicht verstehen.“


Mit dpa-Material

Für eine Beteiligung zwischen sechs und neun Prozent an den TV-Erlösen der Bundesliga soll ein Finanzinvestor bis zu eine Milliarde Euro zahlen. Der Prozentsatz ist noch Verhandlungssache: Je kleiner ein entsprechendes Angebot, desto weniger müsste die Liga abgeben. Sechs Unternehmen sollen Interesse bekundet haben. Der Vertrag soll eine Maximallaufzeit von 20 Jahren haben und bis zum Beginn der Saison 2024/25 unterzeichnet sein. Anschließend hätte der Investor keine Ansprüche mehr. Ein Großteil der Einnahmen soll in die Weiterentwicklung des DFL-Geschäftsmodells fließen, vor allem die Auslandsvermarktung stärken und Piraterie verhindern.

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