BVB erhält 42 Millionen Euro für Henrikh Mkhitaryan
Neuaufbau statt Bayern-Jagd
Bayern-Jäger? In diesem Kleid steckt Borussia Dortmund in der neuen Saison nicht. Der BVB forciert stattdessen den Neuaufbau. Das Gesicht des Teams verändert sich viel stärker, als es noch vor wenigen Wochen denkbar erschien. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur personellen Lage der Schwarzgelben.

Ein Bild aus harmonischen Zeiten: BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (l.) und Henrikh Mkhitaryan.
Wie steht es im Fall Mkhitaryan?
Henrikh Mkhitaryan wird den BVB in diesem Sommer verlassen. Manchester United hat nun laut unseren englischen Quellen ein konkretes Angebot über 42 Millionen Euro für die Offensivkraft vorgelegt - eine Rekordablöse für den BVB. Zum Wochenende wird das Transfer-Paket endgültig geschnürt.
Warum lässt der BVB Mkhitaryan ziehen?
42 Millionen Euro für einen Spieler zu bekommen, der nur noch ein Jahr Vertrag in Dortmund hat, ist ein extrem überzeugendes Argument. Mkhitaryan drängt zudem über seinen Berater vehement auf einen Wechsel. Den Spieler zum Bleiben zu zwingen, ergibt daher wenig Sinn. Auch, weil sich die Verantwortlichen des BVB bewusst sein dürften, dass es vor der jüngsten Wahnsinns-Saison des Armeniers mit 23 Toren und 32 Torvorlagen zwei Jahre lang den anderen Mkhitaryan gab: Mutlos, wenig Dynamik, kaum entscheidende Aktionen. Mkhitaryans Marktwert war also nie höher als jetzt.
Warum hat der BVB vor drei Jahren aber Robert Lewandowski gezwungen, bis zum Vertragsende in Dortmund zu bleiben?
Weil es damals - anders als jetzt im Falle Mkhitaryan - kein Angebot für den Stürmer gab. Lewandowski war sich mit den Bayern ein Jahr vor Ablauf seines Kontraktes über einen Wechsel einig, die Münchner boten dem BVB aber keine entsprechende Ablöse, weil sie ja Lewandowski ein Jahr später zum Nulltarif bekamen. Und der BVB-Spitze war damals klar, dass Lewandowski hochprofessionell reagieren würde und sie trotz des verschobenen Wechsels in die Champions League schießen würde.
Bei Mkhitaryan ist sich der BVB nicht so sicher?
Nein. Der Hintergrund: Weil Mkhitaryan im Sommer 2013 unbedingt zum BVB wechseln wollte, sorgte er bei seinem damaligen Klub Schachtjor Donezk für reichlich Theater, boykottierte das Trainingslager. Unruhe dieser Art kann der BVB nicht wirklich gebrauchen.
Was passiert mit den Ablöse-Millionen?
Es ist verzwickt. Der BVB hat eine gut gefüllte Kriegskasse - aber jeder Klub weiß das und macht seine Spieler teurer, wenn Dortmund anfragt. Und gestandene Offensivspieler sind derzeit rar gesät auf dem Markt. Leverkusen mag Karim Bellarabi nicht abgeben. Wolfsburgs Andre Schürrle wird zwar von BVB-Trainer Thomas Tuchel favorisiert, das Umfeld des BVB ist von den Qualitäten des Nationalspielers, der zudem mit einer Ablöse jenseits der 30 Millionen Euro auch kein risikofreies Schnäppchen wäre, nicht vollends überzeugt. Und Mario Götze wirbt bei der EM derzeit nicht gerade auffällig dafür, ihn unbedingt zum BVB zurückholen zu müssen.
Was fehlt dem Kader des BVB noch?
Vor allem Erfahrung und Führungskraft, da in Mats Hummels, Ilkay Gündogan, Henrikh Mkhitaryan und wahrscheinlich auch Neven Subotic gestandene Profis gehen. Die bislang sechs Neuen der Borussia, Emre Mor, Raphael Guerreiro, Marc Bartra, Sebastian Rode, Ousmane Dembele und Mikel Merino weisen ein Durchschnittsalter von 21,5 Jahren auf. Eine Option wäre es, Jakub Blaszczykowski (30), dessen Ausleihe mit dem AC Florenz am Freitag endet, nun doch im Kader zu behalten. „Kuba“ ist eine Führungsfigur zum Nulltarif, derzeit in Topform - und ein Publikumsliebling in Dortmund. Warum also nicht?