BVB distanziert sich - DFB-Kontrollausschuss ermittelt
Steinwürfe gegen Leipzig-Fans
Beschämende Szenen am Signal Iduna Park: Leipziger Fans wurden am Samstag im Bereich der Strobelallee von BVB-Anhängern mit Steinen und Dosen beworfen. Die Polizei spricht von einer "extremen Aggressivität und Gewaltbereitschaft". Der BVB distanziert sich "aufs Schärfste von jeder Form von Gewalt". Der DFB-Kontrollausschuss wird am Montag Ermittlungen aufnehmen.
Dabei wurden vier Polizisten und ein Diensthund verletzt. Zudem mussten sechs RB-Fans im Krankenhaus behandelt werden. In der Mitteilung der Polizei Dortmund heißt es weiter: "Diese (Gewalt, Anm. d. Red.) richtete sich gegen jede als Leipzigfan erkennbare Person - egal, ob es sich um kleine Kinder, Frauen oder Familien handelte. Nur durch das sehr konsequente Einschreiten der Polizeibeamtinnen und -beamten unter Einsatz von Schlagstock und Pfefferspray konnten weitere Straftaten verhindert werden." Rund 8.500 Leipziger Fans haben das Spiel am Samstagabend im Signal Iduna Park verfolgt.
Der BVB gab am Sonntagvormittag bekannt: "Borussia Dortmund bedauert zutiefst, dass es zu Ausschreitungen auf dem Anreiseweg der Fans aus Leipzig gekommen ist. Der BVB verurteilt diese Gewalt auf das Schärfste. Der BVB wird die Vorkommnisse gemeinsam mit der Polizei aufarbeiten und daher zum jetzigen Zeitpunkt keine weitere Stellungnahme abgeben. Wir wünschen den verletzten Fans aus Leipzig gute Besserung."
Ungemach droht der Borussia von Seiten des Deutschen Fußball-Bundes. Wie der Verband auch Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag bestätigte, wird der DFB-Kontrollausschuss zu Beginn der neuen Woche Ermittlungen aufnehmen. Dabei dürfte es jedoch vor allem um die vielen Schmäh-Spruchbänder gehen, die vor der Partie auf der Südtribüne des Stadions zu sehen waren. Grundsätzlich kann die DFB-Sportgerichtsbarkeit nur Vorkommnissen nachgehen und zur Verurteilung bringen, die innerhalb des Stadions stattfanden.
"Nicht tragbar und beschämend"
Deutliche Worte fanden die Leipziger in ihrer Stellungnahme: "Die Übergriffe von Dortmunder Fans gegen gegnerische Zuschauer, gegen die Polizei, aber auch Beleidigungen und Straftaten gegen Kinder und Frauen sind nicht tragbar und beschämend für ganz Fußball-Deutschland. Dass Menschen beim Fußball mit Gewalt konfrontiert werden, ist inakzeptabel. Wir erwarten von Herrn Watzke und Herrn Rauball, dass diese von mehreren Tätern verübten Vorfälle - die die Saison erstmals unsere Fans betrafen - lückenlos im Interesse der gesamten Bundesliga aufgeklärt werden. Wir sind froh, dass nach unseren derzeitigen Informationen auch die verletzten Fans von RB Leipzig die Heimreise antreten konnten."
Sogar Leipzigs Theater-Intendant Jürgen Zielinski meldete sich via Facebook zu Wort - und bezeichnete Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke als "tatbefördernden Brandstifter".
Laut Polizei wurden 28 Strafanzeigen wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz, Körperverletzung, gefährlicher Körperverletzung, Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, Beleidigung, Widerstand sowie räuberischen Diebstahls aufgenommen.
Viele Plakate und Banner
Schon am Vormittag war die Dortmunder Polizei auf den Plan gerufen worden: Wie die Pressestelle auf Anfrage bestätigte, seien über das gesamte Stadtgebiet Banner und Plakate mit Anti-RB-Slogans angebracht worden. Da es sich dabei um eine Ordnungswidrigkeit handele, seien Beamte im Einsatz gewesen, um diese zu entfernen.
Neben kleineren Plakaten ("Red Bull? Verpisst Euch! Der Fussball gehört uns") wurden auch große Banner an Möllerbrücke ("Möllerbrücke hasst Red Bull") und B1 ("Ganz Dortmund hasst RB") angebracht. Im Stadion setzten sich die Proteste kurz vor dem Anpfiff mit weiteren Bannern und Plakaten fort - teilweise weiter unter der Gürtellinie.
Das Fanbündnis „Südtribüne Dortmund“ hatte in der vergangenen Woche angekündigt, gegen RB "klare Kante" zeigen zu wollen. "Wir dürfen es nicht hinnehmen, dass ein 2009 von einem internationalen Dosen-Konzern erschaffener und mit Millionen aufgeputschter Retortenclub mit Unterstützung rückgratloser Verbände in wenigen Jahren durch alle Spielklassen marschiert und nun in der Bundesliga spielt!"