BVB-Spieler Salih Özcan gibt Anweisungen.

Überzeugte bei seinem BVB-Debüt in Berlin: Salih Özcan. © imago / Kirchner-Media

BVB-Debütant Salih Özcan übernimmt direkt eine Anführerrolle

rnBorussia Dortmund

Salih Özcan gibt sein BVB-Debüt mit Verspätung. In Berlin übernimmt der 24-Jährige direkt eine Anführerrolle. Edin Terzic ist voll des Lobes.

Berlin

, 27.08.2022, 22:41 Uhr / Lesedauer: 3 min

Den kleinen Schubser wird Jude Bellingham wahrscheinlich gar nicht registriert haben, weil er sich in dem Moment mächtig über einen schlampig gespielten Pass ärgerte. Der harmlose Rempler kam von einem Mitspieler, es war Salih Özcan, der den Teamkollegen damit aufrütteln und aufmuntern wollte. Eine Szene, die in einer umkämpften Partie im Berliner Olympiastadion beinahe unterging, die aber eine Menge aussagte. Mit einer erstaunlichen Selbstverständlichkeit schlüpfte Sommer-Neuzugang Özcan gleich in seinem ersten Pflichtspiel für Borussia Dortmund in eine Anführerrolle. Özcan spielte 60 Minuten sehr auffällig, erst als die Kräfte nachließen, ließ seine Präsenz im defensiven Mittelfeld etwas nach.

BVB-Trainer Terzic über Özcan: „Er war einfach er selbst“

Von seinem Trainer gab es nach der Partie ein Extralob. „Herausragend“ habe Özcan gespielt, meinte Edin Terzic. „Er war einfach er selbst. Wir haben sehr viel Kreativität in unserem Kader, ihm sind andere Dinge wichtig. Fußball muss für ihn nicht sexy sein, er will einfach für andere da sein.“ Das gelang dem 24-Jährigen in beeindruckender Manier. Özcan lief die Räume zu, er holte tief die Bälle ab, er dirigierte, er kommandierte. Und er traf selbst den Pfosten und bereitete das Dortmunder Siegtor von Anthony Modeste vor.

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Lautstark mit dem Mund, spieltstark mit dem Fuß. 84 Ballaktionen waren es am Ende, sehr gute 89 Prozent Passquote verbuchte er auf einer wichtigen und umkämpften Position im zentralen defensiven Mittelfeld – und auch einige unscheinbare, aber wichtige Fouls von Salih Özcan halfen dabei, die Berliner Offensivaktionen auf eine Mindestmenge einzudämmen. Durchs Zentrum gab es lange nur wenig Lücken für die Hertha. „Mit Kontern“, meinte Özcan, „können die Berliner sehr gefährlich sein. Aber das haben wir bis auf zwei, drei Aktionen ganz gut im Griff gehabt.“

Salih Özcan bereitet den BVB-Siegtreffer von Anthony Modeste vor

Im Reigen der (prominenten) Neuzugänge dieses Sommers ging die Verpflichtung von Salih Özcan fast ein wenig unter. Dabei tritt der Ex-Kölner in große Fußstapfen. Er soll Axel Witsels Rolle einnehmen, mehr noch als der Belgier das körperliche Element ins Spiel der Borussia einbringen. Aus Köln eilte ihm in diesem Punkt ein glänzender Ruf voraus: Salih Özcan, so war zu hören, gibt nie auf und nie klein bei. Die Partie im Berliner Olympiastadion gab darauf einen kleinen Vorgeschmack, auch Hertha-Spieler Dodi Lukebakio, den der Neu-Dortmunder kurz nach der Pause innerhalb von 120 Sekunden gleich zwei Mal schmerzhaft auflaufen ließ, bekam das zu spüren. Das Signal, das Özcan damit aussandte: „An mir vorbei kommst du vielleicht, aber es könnte weh tun.“

Edin Terzic freute sich über eine reibungslose Integration der neben dem schwer erkrankten Sebastien Haller einzigen Sommer-Neuerwerbung, die noch auf Pflichtspiel-Minuten für den BVB wartete. Sein Spieler war überhaupt nicht davon überrascht, dass seine Einbindung in das Spiel der Borussia so zügig und problemlos vonstatten ging. „Wir haben jede Menge coole Spieler, wir verstehen uns auf dem Platz. Es wurde mir sehr leicht gemacht.“ Dass eine „Kölner Kombination“ dann die Hertha knackte, war auch nur bedingt Zufall. „Ich wusste“, meinte Özcan, „dass Toni schon ein wenig unter Druck stand. Ich war froh, ihm da helfen zu können.“

Salih Özcan verpasst große Teile der BVB-Sommervorbereitung

Eine hartnäckige Fußprellung sorgte dafür, dass Özcan große Teile der Vorbereitung verpasste, in den letzten 20 Minuten musste der Sechser daher auf die Zähne beißen. „Nicht mehr ganz so frisch“ sei er da gewesen, gab er zu. Spiele wie das in Berlin werden helfen, an Tempohärte schnell zuzulegen.

Für den BVB ist das gelungene Debüt des Mittelfeldspielers ein wichtiges Signal kurz vor Beginn der Champions League und zum Start in einen Herbst, der eine nie dagewesene Terminfülle mit sich bringt. Fünf Pflichtspiele stehen im September an, neun im Oktober, wenn neben Bundesliga und Champions League auch noch die zweite DFB-Pokalrunde gespielt wird. Da traf es sich, dass Özcan mit seiner Leistung den fehlenden Mahmoud Dahoud fast in Vergessenheit geraten ließ. Auf der Sechs kann Terzic auf gleich zwei formstarke Spieler bauen. „Wir werden noch viel Freude an ihm haben“, prophezeite der Trainer im Bauch des Olympiastadions zufrieden. Auch wenn Özcan es mit „sexy Fußball“ auch weiterhin nicht so haben wird.