BVB-Stürmer Moritz Broschinski im Zweikampf.

Ein lange herbeigesehnter Moment: Moritz Broschinski (l.) gab beim 0:1 in Saarbrücken sein Startelf-Comeback für die BVB-U23. © Bielefeld

BVB-Angreifer Moritz Broschinski: Kommt jetzt seine Chance in der U23?

rnBorussia Dortmund

Seit seinem Wechsel zum BVB klebt Moritz Broschinski das Verletzungspech an den Schuhen. Er hat sich zurückgekämpft. Kommt nach dem Abgang von Bradley Fink seine Chance in der U23?

Dortmund

, 19.08.2022, 16:55 Uhr / Lesedauer: 4 min

Bradley Fink war als Mittelstürmer in dieser Saison bislang bei der U23 von Borussia Dortmund gesetzt. Der Schweizer hat sich bekanntlich zum FC Basel verabschiedet. Zwar ist der BVB bereits auf der Suche nach einem Nachfolger. Doch bis der gefunden ist, kann Moritz Broschinski die Zeit nutzen, um für sich zu werben.

BVB-Angreifer Broschinski mit Startelf-Comeback in Saarbrücken

Nach fast zweijähriger Verletzungspause steht der 21-Jährige vor einer für ihn wichtigen Saison in Schwarzgelb. In den ersten vier Spielen kam er jeweils zum Einsatz. Bei der bitteren 0:1-Niederlage in Saarbrücken stand Broschinski sogar in der Startelf. „Das war körperlich schon eine Herausforderung. Ich merke, dass ich noch nicht ganz wieder bei 100 Prozent, aber auf einem guten Weg bin“, sagt Broschinski im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.

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Dass er zuletzt 70 Minuten am Stück gespielt habe, sei zwei Jahre. „Das tut mir natürlich gut und ist ein echter Fortschritt“, sagt Broschinski. Ein Treffer ist ihm bislang verwehrt geblieben. Zumindest im Pflichtspiel. Im Trainingslager in Kirchberg im Juli aber zeigt der Mittelstürmer, wozu er fähig ist. Die Flanke kommt genau in der richtigen Höhe. Moritz Broschinski zögert nicht. Er steigt in die Luft, nimmt Maß – und trifft per Seitfallzieher ins Tor. Der hat gesessen. Unter großem Jubel der Mitspieler sinkt der 21-Jährige auf die Knie und lässt sich feiern. Endlich wieder ein kleiner Erfolgsmoment.

BVB-Trainer Lucien Favre und eine fatale Einwechslung

Moritz Broschinski klebte seit seinem Wechsel von Energie Cottbus nach Dortmund das Pech am Stiefel. Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen beim BVB. In der Saison-Vorbereitung im Juli 2020 durfte der Mittelstürmer sogar im Profi-Training unter Lucien Favre mitmischen. Eine Woche vor dem Saisonstart wechselte Favre den damals 18-Jährigen im Testspiel gegen den SC Paderborn ein. Broschinski wird wenige Minuten vor dem Ende gefoult – erleidet einen Mittelfußbruch. Es dürfte ihm grotesk vorgekommen sein, dass ausgerechnet sein bis dato schönster mit dem bis dato bittersten Moment bei Schwarzgelb verbunden ist.

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„Nach meinem Mittelfußbruch bin ich in ein Loch gefallen. Ich bin nicht damit klargekommen“, gesteht Broschinski. Vier Monate ist der Angreifer verletzt, ehe er Mitte Dezember erstmals für sieben Minuten in der Partie gegen den VfB Homberg eingewechselt wird. Die Freude über das Comeback währt nicht lange. Bereits Mitte Februar 2021 verletzt sich Broschinski erneut schwer. Nach einem Muskelbündelriss ist die Saison, in der seine Mannschaft Regionalliga-Meister wird, für ihn vorzeitig gelaufen. Erst Ende Oktober beim Drittliga-Auswärtsspiel gegen Viktoria Berlin steht Broschinski erstmals wieder für zwei Minuten auf dem Rasen.

BVB-Angreifer Broschinski: Aufgaben von Mentaltrainer

Die acht Monate bis dahin sind erneut quälend. „Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch, das hat es noch mal schwieriger gemacht, damit umzugehen. Ich habe mich aber weiterentwickelt im Umgang mit den Verletzungen“, sagt Broschinski. Das Tief, das er nach dem Mittelfußbruch erlitten habe, wiederholt sich nicht. „Bei meiner nächsten Verletzung war schon was ganz anderes. Ich war nicht mehr so am Boden. Es war eher ein: Let’s go, was kann ich machen, damit das nicht noch mal passiert?“, berichtet der BVB-Stürmer.

Lucien Favre steht mit Moritz Broschinski am Spielfeldrand.

Dem größten wird der zugleich bitterste Moment beim BVB folgen: Moritz Broschinski (M.) wird von BVB-Trainer Lucien Favre im Testspiel der Profis gegen Paderborn eingewechselt. © imago images/Team 2

Der gebürtige Brandenburger absolviert große Teile seiner Reha in München, pendelt zwischen der bayerischen Landeshauptstadt und Dortmund. Auch Freunde und Familie in der Heimat geben ihm in dieser Zeit Kraft. Und der 21-Jährige arbeitet mit Mentaltrainer Holger Fischer zusammen, den er seinen „Guru“ nennt. Fischer pusht den Dortmunder. „Es geht um eine stetige Entwicklung mit dir selbst. Es geht darum, alles zu hinterfragen, sich neue Herausforderungen zu suchen, eine Aufgabe zu haben“, erzählt Broschinski.

BVB-Stürmer Broschinski will den Stempel der Verletzungsanfälligkeit loswerden

All das hilft ihm auf seinem mühseligen Weg zum erneuten Comeback. Am Ende bringt es Broschinski in der vergangenen Saison zwar immerhin noch auf zehn Einsätze, aber lediglich auf 150 Minuten Einsatzzeit. Ein arg überschaubares Arbeitszeugnis. Das jedoch kommt nicht von ungefähr. Denn Anfang April plagen Moritz Broschinski auch noch Probleme mit dem Hüftbeuger. Die letzten fünf Saisonspiele verpasst er erneut verletzungsbedingt.

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„Natürlich hat man nach zwei Jahren den Stempel der Verletzungsanfälligkeit. Davon will ich mich lösen, denn ich habe 19 Jahre lang nie eine schwere Verletzung gehabt. Ich fokussiere mich voll auf die neue Saison und möchte alles dafür tun, gesund zu bleiben. Und ich möchte einfach Spaß haben“, betont Broschinski. Mittlerweile legt er besonderen Wert auf eine gute Ernährung und genügend Regenerationsphasen.

BVB-Pechvogel Broschinski wächst in der Krise als Persönlichkeit

Insgesamt sei er gestärkt aus der Misere hervorgegangen, glaubt Broschinski. „Aus jedem Negativen kann man auch etwas Positives mitnehmen. Ich habe mich in den zwei Jahren menschlich und von meiner Persönlichkeit her sehr stark entwickelt“, sagt er. An seinem großen Ziel möchte er unbedingt festhalten: „Mein Traum und mein Ziel ist es, Bundesliga-Profi zu werden. Das steht fest, seit ich gegen den Ball treten kann.“

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Dass er diesem Ziel in den vergangenen zwei Jahren trotz seines Wechsels zu Borussia Dortmund nicht nähergekommen ist, weiß Broschinski. „Aber ich habe mir gesagt: Was habe ich denn zu verlieren? Gar nichts. Aufgeben ist nie eine Option“, unterstreicht der Angreifer. Angefixt hat ihn ein Einsatz im August 2019 mit Energie Cottbus. Im DFB-Pokal wechselte ihn sein damaliger Trainer Claus-Dieter Wollitz gegen Bayern München ein. „Ich habe mir an dem Tag gesagt: Ich habe jetzt die Chance, mich mit den Besten zu messen. Das möchte ich so oft wie möglich. Das ist das Top-Niveau, wo man auch hinmöchte“, so Broschinski.

Erste Begegnung mit BVB-Neuzugang Niklas Süle im DFB-Pokal

Auf dem Platz in Empfang genommen wird der Angreifer seinerzeit von jemandem, der inzwischen auch für den BVB spielt. „Man denkt, Manuel Neuer und Jerome Boateng seien schon groß. Und ich bin jetzt auch nicht gerade klein, aber dann spielt man gegen Niklas Süle. Der ist schon eine richtige Kante“, erzählt Broschinski.

Moritz Broschinski macht einen Seitfallzieher.

Perfekte Haltungsnote: Moritz Broschinski trifft im BVB-Trainingslager in Kirchberg in Tirol per Seitfallzieher ins Tor. © ndersen

Das Erlebnis gegen die Bayern hat er gespeichert. Es dient ihm als Triebfeder, es bis ganz nach oben zu schaffen. „Den Körper, das Tempo, Robustheit und Zielstrebigkeit – er bringt alles mit“, sagt Ingo Preuß. Der Sportliche Leiter der BVB-U23 weiß, was er an einem gesunden Moritz Broschinski hat. Allein: „Auf dem Niveau der 3. Liga hat er noch kaum Erfahrungen gemacht. Ich wünsche es ihm und uns, dass es funktioniert“, sagt Preuß Anfang Juli im Trainingslager.

Moritz Broschinski steht bei der BVB-U23 vor einem Neuanfang

Nach zwei harten Jahren ohne viel Spielpraxis soll Moritz Broschinski bei der BVB-U23 in dieser Saison einen wichtigen Stellenwert einnehmen. „Moritz steht vor einem Neuanfang. Wir bauen keinen zusätzlichen Druck auf, das bringt ja nichts. Was wollen wir damit erzwingen?“, sagt Preuß. Er hofft, dass sein Stürmer gesund bleibt. Und dass Broschinski künftig nicht nur im Training einen seiner Treffer ausgelassen bejubelt, sondern am liebsten schon am Samstag (14 Uhr) beim Auswärtsspiel in Mannheim.

  • Borussia Dortmunds U23 gastiert am Samstag (14 Uhr) bei Waldhof Mannheim. Nach dem 1:0-Sieg gegen RW Essen geht der BVB mit weniger Druck in die Partie. Die Gastgeber kassierten zuletzt eine 2:6-Schlappe beim SV Meppen. „Ein paar Ergebnisse waren deutlich und unerwartet. So verrückt ist die 3. Liga. In Mannheim wird es sehr zweikampfintensiv, weil sie das mit den sechs Gegentoren aus der Vorwoche natürlich nicht so stehen lassen wollen. Da müssen wir dagegenhalten, aber gleichzeitig auch mutig Fußball spielen“, sagt Trainer Christian Preußer.
  • Personell kann er nahezu aus dem Vollen schöpfen. Nur Guille Bueno (Rücken) ist noch angeschlagen. Ansonsten steht ihm der gesamte Kader zur Verfügung, einschließlich der zuletzt angeschlagenen Prince Aning und Can Özkan.