Für 90 Minuten, so schien es, verwandelte sich der Signal Iduna Park am Samstagabend in die Allianz Arena. 0:2 nach acht Minuten, 0:4 am Ende, wobei die Bayern noch etliche weitere gute Gelegenheiten ausließen und deutlicher hätten gewinnen können – das erinnerte an die meisten Auftritte der Dortmunder in München in den vergangenen Jahren, in denen der BVB vieles, oft auch alles schuldig geblieben war.
BVB ist Lichtjahre von den Bayern entfernt
Am Samstag war die Borussia Lichtjahre entfernt statt auf Augenhöhe, ein Spielball der Bayern statt ein ebenbürtiger Gegner. Mal wieder wurde es nichts mit dem Versuch, sich auf höchstem Niveau und in den wichtigsten Partien gegen den schärfsten nationalen Rivalen dauerhaft zu etablieren.
Und diesmal half noch nicht einmal die Wohlfühlatmosphäre im eigenen Wohnzimmer. Es ist schon schwierig genug, ein 0:2 nach acht Minuten wegzustecken, wenn der Gegner nicht Bayern München heißt. Wenn die Qualität der elf Gegenüber aber so hoch ist, scheint es offensichtlich ein unmögliches Unterfangen zu sein. Dass die beiden Gegentore die mit Spannung erwartete Partie früh in die falsche Richtung lenkten, war für Edin Terzic natürlich einer der Schlüsselmomente, auch alle anderen liefen allerdings für die Bayern. Terzics in der Spieltags-Pressekonferenz aufgestellte These, die Bayern würden selten zwei schwache Partien nacheinander abliefern, erfüllte sich auf schmerzhafte Art und Weise.
Unangenehme Wahrheiten für den BVB
Die Frage nach dem „Warum“ führt zu unangenehmen Wahrheiten. Borussia Dortmund hat noch vor zwei Wochen in Newcastle eine extrem reife Leistung gezeigt und eins der lautesten Publikums in der Premier League zum Verstummen gebracht. Warum gelingt ihr das in der Liga selten bis gar nicht, wenn da elf Bayern auf der anderen Seite stehen? Und warum leistet sich die Mannschaft ausgerechnet in diesen Spielen regelmäßig so frappierende Aussetzer wie bei den ersten beiden Gegentoren?
Antworten muss Trainer Terzic schnellstmöglich finden. Kaum 72 Stunden vor dem eminent wichtigen Heimspiel gegen Newcastle befindet sich der BVB quasi aus dem Nichts in einer kniffligen Situation. Die Konstellation in der Liga ist gefährlich, was kurios ist, weil Dortmund zum ersten Mal seit Anfang April eine Bundesliga-Partie verlor. Doch der Rückstand auf Leverkusen ist auf sieben Zähler angewachsen, die Lücke zu den Bayern auch schon fünf Punkte groß. Das Torverhältnis, auch das eine unangenehme Konstante im Vergleich mit den Bayern, vergrößert quasi den Rückstand um einen weiteren Zähler.
Wo steht Borussia Dortmund wirklich?
Gefährlich ist auch, dass die Art und Weise, wie Dortmund den Bayern unterlag, das Potenzial hat, nachhaltig negativ zu wirken. So ein 0:4 schüttelt man nicht über Nacht aus den Klamotten. Das genau sei die Aufgabe, gestand Dortmunds Trainer. „Heute enttäuscht sein, ab morgen dann ehrlich zueinander“, meinte Terzic. Sein Versuch, Positivität auszustrahlen („Wir wissen, dass die Spiele, in denen wir es besser gemacht haben, nicht lange her“) scheiterte wenig verwunderlich nach dieser Partie.
Wo steht Borussia Dortmund also? Wohl irgendwo zwischen „zu gut für den großen Rest“ und „zu schlecht für die Bayern“, aktuell auch für die weiter furios aufspielenden Leverkusener. Fakt ist, dass das tabellarische Mittelmaß nach dieser einen Niederlage wieder deutlich näher ist als die Liga-Spitze.
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