BVB-Lehrlinge vom Meister FC Bayern vorgeführt Dortmunds Leistung ist ein einziges Defizit

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Ganze acht Minuten und 20 Sekunden reichten dem FC Bayern, um Borussia Dortmund die Grenzen aufzuzeigen. Eine Anfangsphase, in der die Gäste aus München in ihrem Spielniveau eine Klasse über den Schwarzgelben lagen. Die Mannschaft von Trainer Edin Terzic half mit Fehlern einfachster Couleur nach. Ein Treffer nach einer Ecke, einer nach einem Konter – schon stand es 0:2. Das war unbedarft und ein trotz des Gegners nicht nachzuvollziehender Abfall gegenüber den zuvor gezeigten Leistungen.

Katastrophale Anfangsphase des BVB

In der Verteidigung von Standards hatte sich der BVB stabilisiert in dieser Saison. Bis zur vierten Minute im Topspiel. Leroy Sane flankte den Ball scharf auf den Fünfmeterraum, wo Nico Schlotterbeck Bayern-Verteidiger Dayot Upamecano beim Kopfball nicht störte. Torhüter Gregor Kobel war auf der Linie kleben geblieben, konnte dem Einschlag nur hinterherschauen (4.). Mindestens genauso unbedarft und verwerflich: Nach einem Ballverlust im gegnerischen Sechzehner (!) konterten die Bayern die Borussia auf einfachste Art und Weise aus. Dortmunds Pressingversuche kamen zu spät und zaghaft, Leon Goretzka lief Niclas Füllkrug und Marius Wolf ebenso mühelos weg wie Sane im Rücken von Mats Hummels. Dessen Querpass musste Harry Kane nur noch über die Linie schieben (9.).

Auf dem Platz, das ließ sich leicht nachzählen, standen auf beiden Seiten elf Spieler. Den BVB-Fans, bei denen nach 20 Minuten Ruhe einkehrte und nach 25 Minuten Unruhe, kam das anders vor. Die Münchner spielten wie in Überzahl, mit mehr Tempo, der besseren Spielanlage und einer Überlegenheit in allen direkten Duellen, überall auf dem Rasen. Dortmunds Außenverteidiger Wolf und Julian Ryerson waren nicht mehr als staunende Zuschauer. Im Zentrum sahen Salih Özcan und Marcel Sabitzer keinen Stich gegen die Bayern-Achse um Jamal Musiala und Goretzka. Mittelstürmer Niclas Füllkrug war der Aufgabe gegen Upamecano und Minjae Kim nicht gewachsen. Dieser Mängelliste entkam am Ende nur Torhüter Gregor Kobel, der in Hälfte zwei ein noch ärgeres Debakel verhinderte.

BVB-Leistung ist ein einziges Defizit

„Effizienz“ hatte BVB-Trainer Terzic vor der Partie als einen Schlüsselfaktor ausgemacht. Diese Kaltschnäuzigkeit bewiesen die Bayern, deren ersten beiden Schüsse aufs Tor auch im Kasten landeten. Davon konnte Dortmund nur träumen! Bezeichnend für die in der Regel ausgebremsten und insgesamt arg umständlichen Offensivbemühungen der Borussia standen zwei Szenen: Donyell Malen brach auf der linken Seite durch, verpasste aber trotz vier Mitspielern im Strafraum das Abspiel und lief sich fest (14.). Noch ärger: Nach einem Ballbewinn von Sabitzer verpasste Füllkrug den Abschluss, Julian Brandt und Marco Reus verfehlten und Malen säbelte mit links in Rückenlage drüber (45.). Für Leistungen wie die bis zur Pause hatte Thomas Tuchel in seiner Zeit als BVB-Coach einst die Redewendung „ein einziges Defizit“ geprägt.

Hoffnungen auf ein Comeback wie vor einem Jahr, als die Borussia bis zur 74. Minute mit 0:2 hinten lag und noch das 2:2 erzwang, machten kurioserweise die Bayern: Der Serienmeister musste sich auch kurz nach der Pause vorwerfen lassen, dass man nicht höher führte. Gregor Kobel parierte im Eins-gegen-Eins gegen Musiala (46.), Kane und Noussair Mazraoui verzogen (47.). Für den indisponierten Wolf hatte Terzic in der Pause Niklas Süle eingewechselt, der zumindest einmal die Lücken auf der rechten Seite schließen sollte, was bei den aufrückenden Mitspielern schwierig genug war. Dortmunds Rettung in vielen (Konter-)Szenen: Torhüter Kobel, der nicht nur gegen Musiala (58.) das entscheidende 0:3 verhinderte.

Vogelwildes Defensivverhalten des BVB

So blieb Dortmund zumindest die vage Chance auf den Anschlusstreffer. Der BVB erhöhte die eigene Spielgeschwindigkeit durch mehr Bewegung ohne Ball, fand mit Zuspielen über die Bayern-Abwehr auch ein taugliches Mittel. Julian Brandt versprang jedoch der Ball und Marco Reus scheiterte an Manuel Neuer (57.). Terzic brachte auch weitere frische Kräfte, Felix Nmecha für den schwachen Özcan und Karim Adeyemi für den egoistischen Malen (57.), später noch Youssoufa Moukoko für Brandt (66.). Mit Dreierkette und nominell mehr Offensivspielern wollte die Borussia die Wende erzwingen. Der Schuss ging absehbar nach hinten los.

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Wie Lehrlinge verteidigten Adeyemi, Hummels und Schlotterbeck auf der linken Seite, ein Doppel- und ein Querpass reichten, um die Abwehr zu entblöße und Harry Kane im Strafraum das 3:0 auf dem Silbertablett zu servieren (72.). Das war der K.o.-Schlag, dem der alle überragende Kane auch noch seinen dritten Treffer folgen ließ (90.).

BVB mit sieben Punkten Rückstanfd auf Leverkusen

Das Ergebnis spiegelte auch in dieser Klarheit die Machtverhältnisse und passte zur Vorführung, die der BVB durchleiden musste. Dortmund bleibt Tabellenvierter, hat nun aber bereits sieben Punkte Rückstand auf Tabellenführer Bayer Leverkusen und fünf auf die Bayern. Am Dienstag, wenn in der Champions League die Partie gegen Newcastle United ansteht (18.45 Uhr) wird sich zeigen, ob die Schwarzgelben auf diese Demontage ähnlich gut reagieren wie die Bayern am Samstag auf das Pokal-Aus in Saarbrücken.