Besinnliche Weihnachten ade! Ein schmerzhafter Rückschritt für den BVB

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Besinnliche Weihnachten ade! Ein schmerzhafter Rückschritt für den BVB

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Erst das peinliche Aus in der Champions League, dann zwei bittere Rückschläge in der Bundesliga. Binnen weniger Wochen verspielt der BVB seine gute Ausgangsposition. Dirk Krampe kommentiert.

Bochum

, 11.12.2021, 22:29 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die vergangenen acht Tage haben bei Borussia Dortmund dafür gesorgt, dass es mit besinnlichen Weihnachten und der Vorfreude auf spannende Monate im neuen Jahr wohl nicht allzu weit her sein dürfte. Erst das 2:3 im direkten Duell gegen die Bayern, noch unglücklich im Zustandekommen. Nun das enttäuschende 1:1 beim Reviernachbarn Bochum - trotz drückender Überlegenheit und mit einem fast schon aberwitzigen Chancenwucher.

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Der eine Zähler Rückstand, der die Hoffnung auf einen Wachwechsel an der Tabellenspitze aufleben ließ und die Fantasie weckte, es könne in diesem Jahr wieder einen engen Titelkampf geben, wuchs so binnen kürzester Zeit auf sechs Punkte an. „Same procedure as every year“, würde die betagte Miss Sophie im Silvester-Sketch „Dinner for one“ wohl sagen. Die Saison scheint dann doch den Verlauf zu nehmen, den man vorher erwarten konnte.

Das 1:1 in Bochum ist für den BVB ein schmerzhafter Rückschritt

Das ist vor allem deshalb bitter, weil man das Gefühl nicht los wird, in diesem Jahr wäre im Fernduell mit den Bayern mehr möglich. Den Eindruck der Unbesiegbarkeit vermittelte der Rekordmeister auch im Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 nicht, wie auch schon vor zwei Wochen gegen Bielefeld, wie auch im Signal Iduna Park vor einer Woche. Die Krux für den BVB und weitere Kontrahenten: Dennoch stehen aus diesen Spielen für die Bayern unterm Strich neun Zähler zu Buche. Bayern München bietet zwar einiges an in dieser Saison, gewinnt aber dennoch vor allem die Spiele, in denen die Verfolger ziemlich regelmäßig Punkte liegen lassen.

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Nicht nur deshalb war die Partie in Bochum ein schmerzhafter Rückschritt für den BVB. Und nach dieser ernüchternden Woche sieht die Realität dann auch gar nicht mehr so rosig aus. Aus der Champions League ist Borussia Dortmund raus, für ein echtes Titelrennen mit den Bayern fehlen ganz offensichtlich Konstanz, Abgebrühtheit und Entschlossenheit.

Der BVB hätte das Spiel in Bochum schon zur Halbzeit entscheiden müssen

Auch wenn man konstatieren kann, dass der VfL Bochum das Glück sehr stark strapazierte und die Borussia mit nicht weniger Hingabe und Leidenschaft als der VfL darauf drängte, den Rückstand, den man sich selbst eingebrockt hatte, zu egalisieren, wäre es fatal, die verpasste Chance in Bochum als reines Pech zu titulieren. Julian Brandt hat da auch vehement widersprochen, er hat gesagt, man müsse es „am Ende auch wollen.“

Ob es wirklich der letzte Wille war, der der Borussia fehlte, sei noch dahingestellt. Eher suchte Borussia Dortmund im stimmungsvollen Ruhrstadion mit zunehmender Verzweiflung nach den richtigen Werkzeugen. Es sind auch Kleinigkeiten, die über Wohl und Wehe entscheiden können. Jude Bellingham, Erling Haaland und Marco Reus hätten schon vor dem Bochumer Führungstreffer für Ruhe sorgen können, ja müssen. Und dass Gregor Kobel der erste richtig dicke Patzer als BVB-Torhüter ausgerechnet in diesem Spiel unterlief, passierte dann beinahe zwangsläufig

Der BVB holt die Gegner durch eigene Unzulänglichkeiten zurück ins Spiel

Alexander Zickler, Co-Trainer des am Samstag gesperrten Marco Rose, hat nach dem Spiel davon gesprochen, jetzt „nicht aufzustecken“. Das wäre in der Tat fatal nach nur 15 von 34 Spielen. Dennoch wird Rose viel Arbeit damit haben, die erkennbar frustrierte Mannschaft ab Sonntag wieder aufzubauen.

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Vielleicht hilft ja der Blick zurück: Wer in einer Woche viel verspielen kann, der kann ebenso schnell auch einiges wieder aufholen. Dazu braucht es aber in einem Punkt eine schnell sichtbare Weiterentwicklung: Gegner, die man eigentlich beherrscht, darf man nicht durch eigene Unzulänglichkeiten wieder ins Spiel zurückbringen. Das war bei den Niederlagen in Freiburg und Mönchengladbach der Fall, in Ansätzen sogar vor einer Woche im Spiel gegen die Bayern, als man im Prinzip bei allen Gegentoren mithalf.