Barcelona-Aus könnte für den BVB eine Zäsur bedeuten Nico Kovac stabilisiert Dortmund

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Raus mit großem Applaus – aber wenn es nur das wäre. Der beste Saisonauftritt von Borussia Dortmund sorgt rund um den Klub für die Gewissheit, was diese Elf zu leisten imstande ist. Stolz und Glücksgefühle verdrängten fürs Erste die Enttäuschung, beim Anhang und auch bei den Spielern dürfte sich aber schnell auch Wehmut einstellen.

Platz vier ist für den BVB weit entfernt

Die Bühne Champions League hat der BVB in den vergangenen Jahren mit einer Regelmäßigkeit betreten, dass daraus bei Team und Fans eine gewisse Selbstverständlichkeit erwuchs. Man war eigentlich immer dabei. Auch in den Jahren, wo man die Bayern in der Liga nur mit dem Fernglas erspähen konnte, war immer einer der Top-Plätze in der Liga für Borussia Dortmund reserviert.

Schon im vergangenen Jahr aber sprang die Mannschaft nur durch die Hintertür noch ins größte Rampenlicht, nach dieser Saison ist der Worst Case, das Verpassen der Königsklasse, wahrscheinlicher als ein erfolgreicher Endspurt Richtung Platz vier. Das respektable Ausscheiden gegen die aktuell vielleicht beste Vereinsmannschaft könnte eine Zäsur bedeuten.

Kovac geht mit dem BVB durch Wellentäler

Die weitreichenden Folgen, die ein Verpassen des Königswettbewerbs mit sich bringen würde, sind hinlänglich bekannt. Der finanzielle Verlust summiert sich zu einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag, das beeinflusst die Handlungsfähigkeit am Transfermarkt. Dazu kommen die „weichen“ Faktoren. Mit dem Pfund der Champions League lassen sich Spieler eher ins Ruhrgebiet locken als mit dem Charme dieser Stadt. Conference League im November irgendwo in Ost-Europa hingegen, das klingt eher nach Strafarbeit.

Wie eine Mannschaft, die so spielen kann wie der BVB am Dienstag gegen Barcelona, zuvor in der Bundesliga mit 0:1 peinlich dem FC Augsburg unterliegen konnte, in Kiel 1:4 unterging und auch in Bochum verlor, das lässt sich schlüssig kaum erklären. Auch Niko Kovac ist in den zwei Monaten, die er in der Verantwortung ist, mit seiner Mannschaft durch einige Wellentäler gegangen. Das große Rätsel der Inkonstanz hat auch er nicht vollständig lösen können, siehe der Auftritt in Barcelona vor einer Woche.

BVB steht zu oft mit dem Rücken zur Wand

Aber Kovac hat die Mannschaft insgesamt stabilisiert. Sie läuft mehr als noch in der Hinrunde, gegen Barcelona waren es 123,4 Kilometer. Sie ist mittlerweile in der Lage, intensive Läufe in größerer Anzahl mitzugehen – eine Grundbedingung für erfolgreichen Fußball.

Der 53-Jährige hat aber noch ein anderes, ebenso wichtiges Feld, anscheinend erfolgreich beackert: Niklas Süle hat nach dem 3:1 von der Teamleistung geschwärmt. Er hat erklärt, noch nicht so viele Spiele mit dem BVB absolviert zu haben, „in denen wir so füreinander eingestanden sind, wir so gekämpft haben.“ Offene Worte, die tief blicken lassen, weil das ja auch bedeutet, dass dieses Teamgefühl in sechs Monaten zuvor nie entstanden ist. Der Trainer hat die Spieler scheinbar an der richtigen Stelle gepackt. Doch wer erst mit dem Rücken zur Wand stehen muss, um sich zu besonderen Leistungen aufraffen zu können, steht bei allem berechtigten Lob für einen besonderen Fußballabend zu Recht im Fokus der Kritik.

Mentale Leere bei den BVB-Profis

Auf den letzten Metern einer enttäuschenden Saison kann Borussia Dortmund noch einiges geradebiegen, spät, aber vielleicht noch nicht zu spät. Dazu darf sie in der Liga keinen Deut nachlassen. Spätestens am Mittwoch wird sich aber nach dem unglücklichen Ausscheiden auch eine mentale Leere einstellen bei den Spielern, die im Hinblick auf das wichtige Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach schwieriger zu bewältigen sein wird als die körperliche Müdigkeit.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 16. April 2025.