Dortmunds Youssoufa Moukoko (rechts) bejubelt mit Maik Amedick einen Treffer der BVB-U19. © Guido Kirchner
Nachwuchsfußball
Auch BVB betroffen: DFB plant Reform im Juniorenfußball
Der DFB hat Pläne für eine Reform des Juniorenfußballs vorgelegt. Auch der BVB ist betroffen. Vor allem, was die U17- und U19-Mannschaften betrifft, bestehen Zweifel.
In einem der vielen Podcasts, mit denen der BVB seit einigen Monaten auf dem Markt erscheint, hat Tim Kirk, seinerseits Brite und Trainer der Dortmunder U12 und U13, vor ein paar Wochen festgestellt, dass es im englischen Juniorenfußball „zu wenig“ und im deutschen „zu viel Wettbewerb“ gebe. Mit einer vom Deutschen Fußball-Bund angestrebten Reform, die der kicker als erstes publiziert hat, könnte ein Mittelweg gefunden werden. Große Pläne stehen im Raum.
Reform im Juniorenfußball: Auch der BVB wäre betroffen
Die Veränderungen sollen sich vom U14- bis U19-Bereich erstrecken – mit dem Ziel, die Talentförderung in den Mittelpunkt zu rücken, damit alsbald wieder eine größere Anzahl von hochbefähigten Kräften den angepeilten und zweifelsfrei komplizierten Sprung in den Profifußball schafft.
Geht es nach dem DFB, soll es künftig mehr Planungssicherheit für die Vereine, mehr Freiraum für die individuelle Entwicklung der Talente und weniger Ergebnisdruck für Spieler und Trainer geben. Der wohl größte Einschnitt: Die 56 Leistungszentren, betrieben von den Profiklubs, sollen aus dem Ligabetrieb ausgekoppelt werden. Die U17- und U19-Bundesliga würde in der inzwischen bekannten Form nicht mehr existieren.
DFB will „Entwicklungsturniere“ einführen
Den Wettbewerb bis zur U17 sollen sogenannte „Entwicklungsturniere“ ersetzen. Die B-Junioren des BVB würden über das gesamte Jahr verteilt Turniere bestreiten – und über diesen Weg um die Deutsche Meisterschaft kämpfen. An diesen „Entwicklungsturnieren“ sollen NLZ-Teams teilnehmen, aber auch die besten Amateurklubs und Auswahlmannschaften, die aus besonders talentierten Spielern aus dem Umkreis bestehen.
Die U19 von Borussia Dortmund würde sich wiederum in einem veränderten System im Liga-Wettbewerb um die Deutsche Meisterschaft balgen. In der Hinrunde soll es demnach in regionalen Gruppen zu Duellen kommen, während in der Rückrunde bundesweite Aufeinandertreffen stattfinden. Woche für Woche stünden sich dabei wohlgemerkt Profivereine mit Leistungszentren gegenüber. Klubs ohne diese Strukturen wären davon ausgeschlossen.
DFB will Juniorenfußball reformieren: Pläne stoßen nicht nur auf Gegenliebe
Sie würden um die Amateur-Meisterschaft spielen, dessen Sieger in einer Art „Supercup-Spiel“ gegen den LZ-Meister antreten soll. Der Amateursieger der in Gänze 21 Landespokale würde zudem einen Startplatz im DFB-Pokal erhalten – und sich dort gegen die U19-Profiteams beweisen dürfen. Überall stoßen diese Pläne nicht auf Gegenliebe. Manche Amateurvereine hadern damit, dass die Bundesliga-Teilnahme für sie fortan verwehrt bliebe.
Und in der Profi-Branche bestehen gewisse Zweifel ob der B- und A-Jugendlichen. Dass diese Teams mit Umsetzung der Reform weniger Leistungs- und Ergebnisdruck begegnen müssten, lässt nicht jeden Verantwortlichen frohlocken. Der Umgang mit Druck wird als wichtiger Faktor auf dem Weg in den Profibereich gewertet. Ob die „Entwicklungsturniere“, die nicht Woche für Woche stattfinden sollen, die Junioren-Bundesliga ersetzen könnten - diese Frage provoziert Skepsis.
Jugendfußball: Debatte zwischen DFB, BVB und anderen Vereinen läuft noch
Aber, und das wird gegenüber den Ruhr Nachrichten ebenfalls betont: Die Debatte zwischen DFB und Vereinen läuft noch, sie ist nicht abgeschlossen. Und: Die Reformpläne beinhalten viele interessante Ansätze, die es zu durchdenken lohnt. Der flexiblere Terminkalender ermöglichte in gewissen Phasen des Jahres mit viel Akribie die Ausbildung der Talente voranzubringen – die individuelle Förderung könnte so besser gelingen.
Dass der Leistungsdruck von den Teams unter der U17-Auswahl weiter ferngehalten werden soll, gehört gleichfalls zu diesem Komplex: Mit mehr Ruhe und Geduld wären Weiterbildungsmaßnahmen machbar. Dies könnte den Talenten zugute kommen. Ebenso, dass gewisse Modi-Anpassungen möglich wären, so spielt der DFB zum Beispiel mit dem Gedanken, Nachwuchspartien in Dritteln auszutragen. Unter anderem mit dem Bestreben, dass jedes Kadermitglied mal zum Zug kommt.
DFB plant Reform: Jugendspieler sollen besser gefördert werden
Ein weiterer Aspekt: In diesen „Entwicklungspartien“ könnten verschiedene taktische Maßgaben getestet und Absprachen zwischen den Trainern beider Mannschaften getroffen werden – mit dem Ansinnen, die Jugendspieler bestmöglich zu fördern. Und insgesamt aufzuschließen an Nationen wie Frankreich oder England, deren Talentförderung in den vergangenen Jahren oftmals als vorbildlich bezeichnet wurde.
Was der BVB von alldem hält? Auf Anfrage mochte sich die Borussia nicht äußern. Die ganze Diskussion, der Austausch ist schließlich „im Fluss“ und noch nicht abgeschlossen. Im April 2021 soll es eine Pilotphase für den U17- und U19-Bereich geben. Ob diese stattfinden kann, bleibt wegen der Pandemie unklar. Frühestens könnten die Veränderungen im Juniorenfußball zur Spielzeit 2022/2023 in Kraft treten. Vom DFB-Bundestag müssten sie zunächst abgenickt werden.
Zum aktuellen Zeitpunkt liegen also erst einmal Ideen auf dem Tisch. Ideen, die zur Debatte einladen – und ausdiskutiert werden müssen. Damit das „Projekt Zukunft“, wie es vom DFB genannt wird, möglichst erfolgreich wird.
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