Alte Stärken, neue Waffen: BVB holt vierten Sieg in Serie - ein Problem bleibt
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund ringt Union Berlin mit alten Stärken und neuen Waffen nieder. Beim 4:2 holt der BVB den vierten Sieg in Serie - doch ein großes Problem muss Marco Rose schnell lösen.
Nach 60 überlegenen Minuten und mit einer 3:0-Führung im Rücken geriet Borussia Dortmund gegen Union Berlin in der Schlussphase noch kurz in Unruhe. Am hochverdienten Sieg änderte sich aber nichts mehr. Ausschlaggebend waren alte Stärken und neue Waffen.
BVB-Allrounder Raphael Guerreiro erzielt Tor des Monats
Diesen Gefahrenherd für die gegnerischen Verteidigungssysteme musste man nicht unbedingt auf dem Schirm haben: Butterweiche Flanke Thomas Meunier, Kopfball Erling Haaland - wie schon in Leverkusen führte ein lang verschmähtes Stilmittel für den BVB zum Erfolg. Während Meunier mit seiner dritten Torbeteiligung hintereinander immer mehr in Fahrt kommt, entwickelt Haaland aus seiner Statur mit 1,94 Metern immer mehr auch eine Kopfballstärke. „Mit dem Kopf kann er noch besser werden“, hatte Trainer Marco Rose gefordert. Gesagt, getan, wie auch schon gegen Leverkusen. Gleich dreimal haute sich der Torjäger mit der flachen Hand gegen die Stirn (24.).
Die 25.000 schwarzgelben Fans jubelten da zum zweiten Mal. Nach zehn Minuten hatte Raphael Guerreiro, vielmehr Vagabund im Mittelfeld als Linksverteidiger, seine Abschlussqualität unterstrichen. Einen zurückprallenden Ball erwischte er perfekt, wie gemalt flog sein Volley ins hintere Toreck, ein Kandidat für das Tor des Monats (10.).
Pressing und Gegenpressing gelingen beim BVB immer besser
Die frühe Zwei-Tore-Führung ging vollauf in Ordnung. Mit knapp 80 Prozent Ballbesitz dominerte der BVB die Gäste in der Anfangsphase nach Belieben. „Eisern Union“ spielte drei Tage nach der Europapokal-Belastung vom Donnerstag (1:3 bei Slavia Prag) eher bleiern. Neben den wiederkehrenden Berliner Ungenauigkeiten hatten die Schwarzgelben ihre Übermacht auch dem eigenen Spiel gegen den Ball zu verdanken. Pressing aus der Ordnung und situatives Gegenpressing gehen immer mehr in Fleisch und Blut über, bald sollen diese Stilmittel so selbstverständlich zum Spiel gehören wie die Vereinsfarben und das Wappen auf der Trikotbrust. „Das Cuptrikot muss weg“ stand auf einem Banner vor der Südtribüne.
Zeitweise im 4-3-3-System angeordnet, verschafften sich die Dortmunder durch Spielverlagerungen immer wieder Räume. Donyell Malen, der als zweite Spitze immer wieder auf den linken Flügel auswich, band dort Verteidiger und bekam Raum für seine Antritte. Den Platz für Konter fanden die Borussen weiterhin. Jude Bellingham trieb die Kugel dynamisch nach vorne, den Querpass von Marco Reus schoss sich Berlins Marvin Friedrich ans eigene Bein und ins Tor - 3:0 (52.). Damit schien die Partie entschieden.
BVB kassiert auch gegen Union das obligatorische Standardgegentor
Ohne die obligatorischen Gegentreffer ging es auch diesmal nicht: Axel Witsel traf Kevin Behrens am Fuß, den fälligen Strafstoß (nach Videobeweis) versenkte Max Kruse (58.). Union witterte noch einmal seine Chance, weil der BVB luftiger verteidigte und Bälle im Vorwärtsgang leichtfertig herschenkte. Rose reagierte, brachte Marius Wolf für den nachlassenden Malen und stellte auf ein 4-2-3-1 um.
Die Berliner kamen dennoch zum Anschlusstreffer, weil die Borussen einmal mehr eine Standardsituation schlecht verteidigten: Andreas Voglsammer übersprang nach einer Ecke Thomas Meunier, den Kopfball aus kurzer Distanz konnte Torhüter Gregor Kobel nicht mehr abwehren (81.).
BVB-Torjäger Erling Haaland gelingt der Lupfer ins Glück
Spannung bis zum Schluss? Darauf hatten Mats Hummels und Erling Haaland keine Lust: Den langen Ball aus der Abwehr schirmte der Torjäger gegen Benjamin Knoch stark ab und lupfte ihn aus vollem Lauf über den herausgeeilten Berliner Schlussmann Andreas Luthe ins Tor (84.). Der gut aufgelegte Marco Reus hätte seine Leistung fast noch mit einem Freistoßtor veredelt - Pfosten (86.).
Vier Treffer langten trotz sichtlich nachlassender Kräfte, um den nächsten Dreier einzufahren. Mit dem vierten Pflichtspielsieg in Serie (13:8 Tore) und einem festen Platz im Spitzentrio der Bundesliga steht der BVB vor einer reinen Traininingswoche. Weiter geht’s erst am nächsten Samstag bei Borussia Mönchengladbach (18.30 Uhr).