Alle Vorurteile bestätigt: Der BVB scheitert wieder einmal an sich selbst

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Alle Vorurteile bestätigt: Der BVB scheitert wieder einmal an sich selbst

rnMeinung

Raus in der Champions League, raus im DFB-Pokal - die BVB-Saison hat schon zur Hälfte der Spielzeit dicke Beulen bekommen. Das Team bestätigt viele Vorurteile, auch das Ansehen von Marco Rose nimmt Schaden.

Hamburg

, 19.01.2022, 01:09 Uhr / Lesedauer: 2 min

Borussia Dortmund hat auf blamable Weise wieder alle Klischees bestätigt. In entscheidenden Momenten fehlt dieser Mannschaft das Sieger-Gen. Das liegt nicht an fußballerischen Mängeln. Da steht genug Qualität auf dem Platz. Die Probleme liegen auch im Klub begründet, der immer wieder an sich selbst scheitert. So bleibt der BVB ein wiederkehrendes Rätsel.

Wenn es drauf ankommt, fehlen beim BVB echte Kerle

Aus sich selbst heraus entwickelt diese Truppe in dramatischer Regelmäßigkeit nicht den nötigen Punch, der für eine Top-Mannschaft selbstverständlich sein sollte. Oft hat sie gezeigt, zu was sie imstande ist. Und in viel zu kurzen Abständen alles davon vermissen lassen. Jüngstes negatives Beispiel: Selbst der Anschlusstreffer zum 1:2 löste in einem K.o.-Spiel wie dem Pokal-Achtelfinale keine Alles-oder-Nichts-Reaktion aus. Wie sehr die Mannschaft das drohende Aus hinnahm, anstatt auf Biegen und Brechen dagegen anzukämpfen, stimmt nicht nur nachdenklich. Das ist ein fatales Zeichen aus dem tiefen Inneren.

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Gegen den giftigen Widerstand des FC St. Pauli, angefacht durch das frühe 1:0, fand der BVB fußballerisch keine Mittel. Und wenn spielerische Lösungen fehlen, gelingt es nicht, einen Gegner auch mal niederzukämpfen. Ein sündhaft teurer Kader - aber wenn es drauf ankommt, fehlen echte Kerle. Wo war Kapitän Marco Reus am Dienstagabend? Wo die anderen Führungsfiguren in dieser Ansammlung von Nationalspielern? Wo das finale Aufbäumen?

Die BVB-Spieler liefern den Kritikern immer wieder Munition

Bei Borussia Dortmund dreht man sich bei diesen Fragen im Kreis. Mögen die Debatten um Mentalität, Haltung oder Körpersprache auch noch so nerven - die Mannschaft liefert immer wieder Munition für das Feuer der Kritiker. Womöglich wäre es angezeigt, nicht nur die besten verfügbaren Fußballer anzuwerben, sondern auch Typen, die dem Team in solchen Phasen weiterhelfen.

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In den ersten Minuten in Hamburg vermisste Trainer Marco Rose bereits so viele Grundtugenden, dass ihm das Ausscheiden später als „folgerichtig“ erschien. Spätestens damit brandmarkte der Coach die Schwachstelle, die auch der x-te Trainer in den vergangenen Jahren anscheinend nicht abstellen kann. Borussia Dortmund ist von einer nimmersatten Leistungskultur und dem postulierten Titelhunger noch weiter entfernt als vom Triumph in der Champions League. Egal, wer da gerade spielt. Wer maximal ambitioniert auftritt, liefert sich nicht solche Blößen. Und die Frage drängt sich auf, ob „maximal ambitioniert“ eine Zielvorgabe ist, mit der Fußballer umgehen können.

Der BVB steht vor dem Spiel gegen Hoffenheim massiv unter Druck

Das Aus in den beiden Cup-Wettbewerben - die Hintertür Europa League mal ausgeklammert - hinterlässt auch beim Ansehen von Marco Rose dicke Kratzer. Die Arbeit mit einem derart luxuriösen Kader hatte sich der neue Coach vermutlich einfacher vorgestellt. Falsch gedacht. Den massiven Druck, dem Team und Trainer jetzt bereits beim unangenehmen Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim am Samstag ausgesetzt sind, hat sich der BVB selbst zuzuschreiben.