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15 Neulinge und der Traum von der 3. Liga: Der BVB II im Kadercheck
Borussia Dortmund II
Die U23 von Borussia Dortmund startet bei Alemannia Aachen in die Saison - mit neuem Personal, neuem Trainer und einem Spielplan, der er in sich hat. Der BVB II im Kadercheck.
40 Regionalliga-Spiele stehen der BVB-U23 bis zum Juni 2021 bevor. Es ist ein ungewohnt intensives Programm mit vielen Englischen Wochen. Trainer Enrico Maaßen benötigt deshalb einen breiten Kader. Vor dem Auftakt am Samstag (14 Uhr) bei Alemannia Aachen beleuchten wir seine personellen Optionen. Der BVB II im großen Kadercheck:
Torhüter:
Luca Unbehaun wird in den höchsten Tönen gelobt. Der 19-Jährige gehört zu den Top-Talenten des BVB und hat sich nach einer Knieverletzung im vergangenen Jahr längst stabilisiert. Dortmunds Macher trauen ihm zu, künftig auf höchstem Niveau bestehen zu können. In der internen Keeper-Hierarchie besetzt er Position drei hinter Roman Bürki und Marwin Hitz. Im Kreise der Profis trainiert Unbehaun kontinuierlich, soll langsam an den Seniorenfußball gewöhnt werden - und ist deshalb für das Regionalliga-Team eingeplant.
Stefan Drljaca (21) wurde im Sommer von der TSG Hoffenheim verpflichtet, um den Konkurrenzkampf zu erhöhen. Er ist Unbehauns Ersatz, soll ihn im Training zu besseren Leistungen animieren. Für die Startelf ist er dann eingeplant, wenn Unbehaun verhindert ist. So lautet der vereinsinterne Plan.
In Maaßens Aufgebot stehen außerdem noch Krystian Wozniak (21) und Jan-Pascal Reckert (23). Ersterer kam von Schalkes Zweitvertretung, überzeugt bislang durch seine positive und kollegiale Art. Er ist BVB-II-Keeper Nummer drei. Reckert soll wiederum an den Torwarttrainer-Beruf herangeführt werden. Auf dem Feld spielt er nur noch eine Nebenrolle.
Rechte Außenverteidigung:
Lange haben sie auf ihn gewartet. Haymenn Bah-Traore erlitt im vergangenen Jahr einen Knorpelschaden vierten Grades, fiel deshalb knapp ein Jahr lang aus. Der 23-Jährige quälte sich in der Reha, kehrte ins Training zurück - und ist gegen Aachen allem Anschein nach bereit für sein Pflichtspiel-Comeback. Bah-Traore, seit 2018 verletzungsbedingt in nur knapp einem Drittel der Regionalliga-Spiele auf dem Feld, hat seinen Stammplatz sicher, wenn er fit bleibt. Als Ersatz steht Malte Wengerowski bereit. Der 19-Jährige spielte zuletzt in der U19.
Innenverteidigung:
Vier Innenverteidiger kämpfen um zwei Startelf-Plätze: Niklas Dams ist mit 30 Jahren die erfahrenste Kraft im Dortmunder Kader. Der 1,84 Meter große Abwehrspieler kam von Zweitliga-Absteiger Wehen Wiesbaden. Er soll die Mannschaft führen, hat gute Chancen, zum Pflichtspielauftakt in der ersten Elf zu stehen. Er dürfte in der linken Innenverteidigung auflaufen, ist beidfüßig stark.
Sein Nebenmann könnte Henri Weigelt heißen. Der 22-Jährige stand zuletzt bei AZ Alkmaar unter Vertrag, wechselte 2018 für 1,2 Millionen Euro von Heimatverein Arminia Bielefeld zum niederländischen Erstligisten. Verletzungsbedingt konnte er sich dort nicht nachhaltig beweisen. Er ist technisch gut, 1,92 Meter groß. Allerdings gibt es robustere Innenverteidiger. Wie zum Beispiel Lennard Maloney.
Der 20-Jährige kam von Union Berlin, ist 1,87 Meter groß und enorm laut auf dem Platz. Zwischen ihm und Weigelt wird sich Maaßen höchstwahrscheinlich entscheiden. Maximilian Hippe (22 Jahre), zuletzt im Profi-Trainingslager dabei, besitzt nur Außenseiterchancen. Zu lange fehlte er im BVB-II-Training, füllte stattdessen die Trainingsgruppe der Profis auf. Derzeit keine Option stellt der dauerverletzte Julius Schell dar.
Linke Außenverteidigung:
Auch hier kann Maaßen zwischen zwei Kandidaten wählen. Qualitativ ist das Rennen auf der linken Defensivseite allerdings deutlich enger. Sowohl Kolbeinn Finnsson (20) als auch der vom MSV Duisburg gekommene Migel-Max Schmeling (20) haben sich mit überzeugenden Leistungen für die Startelf empfohlen.
Maaßen erprobte mit beiden Spielern eine spezielle taktische Maßnahme. Bei eigenem Ballbesitz sollte sich der jeweilige Linksverteidiger in die Zentrale orientieren - und als Aufbauspieler helfen. Aus dem 4-2-3-1-System wurde dann eine 3-4-3-ähnliche Anordnung. Mit Finnsson oder. Schmeling in wichtiger Hauptrolle.
Was in den Testspielen gut funktionierte, birgt aber auch eine Gefahr: Geht der Ball verloren, ist der Weg zum BVB-Tor nahezu frei. Auf der linken Seite besteht zudem ein freier Korridor, den der Gegner bespielen könnte. Ob Maaßen diese Art des Aufbauspiel beibehält, werden die ersten Liga-Spiele zeigen. Ebenso, welcher Spieler den Zuschlag erhält.
Defensives Mittelfeld:
Maaßen probte in der Vorbereitung mit zwei zentralen, etwas zurückgezogenen Mittelfeldspielern. Franz Pfanne (25 Jahre) erwies sich dabei als zweikampfstarker, robuster Sechser. Ihn kennt Dortmunds Coach aus Rödinghausen, hat ihn in diesem Sommer mitgebracht. Pfanne gehört zu den erfahrenen Kräften im BVB-Kader und ist gesetzt.
Ebenso Marco Hober (24), der körperlich nicht ganz so stabil ist, stattdessen über das bessere Passspiel verfügt und die ausgeprägtere Pressingresistenz besitzt. Ähnlich gute Leistungen zeigten allerdings auch die Zugänge Florian Krebs (21, Chemnitzer FC) und Aday Ercan (19, SC Wiedenbrück). Auch Innenverteidiger Weigelt kann diese Position spielen.
Patrick Osterhage (20) kämpft nach seiner Knie-Verletzung um die Rückkehr auf den Platz. Profi Tobias Raschl (20) wird, wenn er beim BVB bleibt, dürfte ebenfalls in einigen Partien zur Verfügung stehen. In der vergangenen Saison kam er 15 Mal in der Regionalliga zum Einsatz.
Rechte Offensivseite:
Gute Karten auf einen Startelfeinsatz gegen Aachen besitzt Richmond Tachie (21). Der Rechtsfuß kam von Viktoria Köln, überzeugte in der Vorbereitung mit Tempodribblings und Zug zum Tor. Nach einer enttäuschenden Saison mit nur vier Drittliga-Einsätzen will er zurück in die Spur finden.
Sein Herausforderer heißt Cebrails Makreckis (20). Er kam im Sommer vom Regionalliga-Konkurrenten Bonner SC und besitzt eine gute Grundschnelligkeit. So torgefährlich wie Tachie ist er allerdings nicht, streut zudem mehr Fehler in Eins-gegen-Eins-Situationen und dem Positionsspiel ein. Die Hackordnung scheint deshalb klar: Tachie hat zum Saisonstart die Nase vorn.
Offensives Mittelfeldzentrum:
Der von Nürnberg gekommene Philipp Harlaß (22) der kleinste Spieler (1,69 m) im Dortmunder Kader. Maaßen beschreibt ihn als „sehr spielstark, quirlig, torgefährlich und variabel einsetzbar“. In der Vorbereitung kam er oft im Zentrum zum Einsatz, betätigte sich als kluger Spielmacher hinter dem nominellen Stürmer.
Alaa Bakir (19) konnte ebenfalls überzeugen. Der aus der U19 beförderte Offensivmann nimmt die Aufgabe beim BVB II bestens an, ist engagiert, lernwillig - und leistungsstark. Knüpft er in den Pflichtspielen an diese Leistung an, kann der Rechtsfuß zu einem wichtigen Faktor werden. Bisher hat er einen Regionalliga-Kurzeinsatz in seiner Bilanz stehen. Weitere werden ganz sicher folgen. Wobei es gut möglich ist, dass Harlaß gegen Aachen den Vorzug erhält. Und Bakir zunächst zusehen muss. Ebenso wie Taylan Duman (23).
Da der ehemalige Düsseldorfer seit Anfang August mit den BVB-Profis trainiert, fehlen ihm einige Wochen der U23-Vorbereitung. Ein Startelfeinsatz ist darum eher unrealistisch, wenngleich er bei den Profis positiv auffiel. Gut für Duman: Er ist flexibel, spielt gern im zentralen Mittelfeld, kann allerdings auch auf den Außenpositionen eingesetzt werden.
Linke Offensivseite:
Einer der Vorbereitungsgewinner ist Dominik Wanner. Nach zwei schwierigen Jahren im Regionalliga-Kader schickt sich der 21-Jährige an, eine wichtigere Rolle einzunehmen. Er ist dynamisch, hat einen guten Schuss - und gute Chancen, ab Anpfiff der Spielzeit zum wichtigen Akteur aufzusteigen. Beim 9:1-Kantersieg traf Wanner dreifach und leitete zwei weitere BVB-Tore ein. Ihn aufzubieten, ist eine naheliegende Option. Den Offensiv-Posten auf dem Flügel kennt er, hat die taktischen Anforderungen von Maaßen gut adaptiert. Alternativ stünde Bakir bereit.
Sturmzentrum:
An Steffen Tigges gibt es hier kein Vorbeikommen. Der 22-Jährige war schon in der vergangenen Saison ein Fixpunkt und sammelte in 25 Spielen 19 Scorerpunkte (neun Treffer, zehn Assists). Dortmunds Verantwortliche halten viel vom tüchtigen Angreifer, der sich vor keinem Defensiv-Sprint scheut. Sein Standing innerhalb des Team hat sich noch einmal verbessert, er wird die Mannschaft daher als Kapitän aufs Feld führen.
Hinter Tigges wird es personell dünn, da sich Moritz Broschinski (19) bei seinem Profi-Kurzeinsatz den Fuß gebrochen hat und wohl erst im kommenden Jahr wieder einsatzbereit sein dürfte. Der Neuzugang aus Cottbus wurde in der Vorbereitung ebenfalls auf der linken Offensivseite eingesetzt. Aufgrund des langfristigen Ausfalls wird der BVB II mit großer Wahrscheinlichkeit noch einen weiteren Stürmer verpflichten.
Folgende Startelf kristallisiert sich für den Saisonstart heraus: Unbehaun - Bah-Traore, Weigelt, Dams, Schmeling - Pfanne, Hober - Tachie, Harlaß, Wanner - Tigges
Schreibt seit 2015. Arbeitet seit 2018 für die Ruhr Nachrichten und ist da vor allem in der Sportredaktion und rund um den BVB unterwegs.
