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Vertrag läuft bald aus: Wie realistisch ist eine Verlängerung, BVB-Kapitänin Grijseels?

Borussia Dortmund

Ein letztes Spiel bestreitet der BVB noch vor der Weltmeisterschafts-Pause. Wir haben zuvor mit Kapitänin Alina Grijseels gesprochen, die in herausragender sportlicher Form ist. Wie realistisch ist ein Verbleib der Spielmacherin?

Dortmund

, 20.11.2021, 20:00 Uhr / Lesedauer: 5 min
Ist in ausgezeichneter Form beim BVB: Alina Grijseels (M.).

Ist in ausgezeichneter Form beim BVB: Alina Grijseels (M.). © Ludewig

Alina Grijseels ist in Bestform. 61 Tore in der Champions League, neu ernannte Kapitänin der Nationalmannschaft und Anführerin des so erfolgreich aufspielenden BVB-Teams in der Bundesliga und im Pokal. Vor dem Spiel gegen Team Esbjerg (Sonntag, 16 Uhr, live auf ehf.tv) haben wir mit Alina Grijseels gesprochen.

Alina Grijseels, Sie sind seit 2014 beim BVB. Aus der 2. Bundesliga in die Bundesliga aufgestiegen, seit Mai 2021 Deutscher Meister und Champions-League-Teilnehmerin. Reiben Sie sich da manchmal die Augen, wie das alles passiert ist?

Dass das in den sieben Jahren so extrem wächst und wir so erfolgreich sein können, in so einer kurzen Zeit, hätte ich natürlich nicht gedacht. Das war auch nicht mein Gedankengang, als ich hier hingekommen bin. Man wusste natürlich, dass der Verein ambitioniert ist und die Ziele da sind, aber man weiß auch nie, wie das so funktioniert.

BVB: Uścinowicz-Debüt steht an

Für Borussia Dortmund geht es diesen Sonntag zum Team Esbjerg nach Dänemark. Die Mannschaft reist bereits am Samstag im Bus an. Im Anschluss steht die Weltmeisterschaft in Spanien an (1. Dezember bis 19. Dezember) und der BVB pausiert. Mit dabei in der Königsklasse: Paulina Uścinowicz. Die Polin wird ihr Debüt für Borussia Dortmund geben, die Rückraumspielerin hat die Spielberechtigung erhalten, nachdem der BVB sie vor neun Tagen verpflichtet hat. Trainer André Fuhr ist zufrieden mit der letzten Trainingswoche vor der WM-Pause: „Es tat extrem gut diese Woche, wir konnten andere Trainingsschwerpunkte setzen. Es war eine gute Woche für alle.

In den vergangenen beiden Jahren haben Sie den deutschen Frauen-Handball dominiert.

Was in den letzten zwei bis drei Jahren passiert ist, ist schon beeindruckend. Augen reiben ist da eher nicht, weil da auch viel harte Arbeit hinter steckt. Es freut mich natürlich, dass wir weiter so erfolgreich sein können.

In der Champions League spielen sie teils echt unbekümmert auf gegen die Top-Teams aus Europa. Wie schaffen Sie das, als Team so stark aufzutreten? Es gab einen starken Umbruch im Sommer.

Diese Außenseiter-Rolle liegt uns in den Spielen wirklich sehr. Dadurch können wir wirklich befreit aufspielen. Außerdem zeichnet uns eine gewisse kämpferische Einstellung in diesem Jahr sehr, sehr aus. Wir geben nie auf. Wir spielen vielleicht auch in dem ein oder anderen Spiel über den Verhältnissen, was aber auch daran liegt, dass wir für jede Situation versuchen Lösungen zu finden und alles reinwerfen. Wir wissen aber auch: Verlieren wir gegen Teams wie Brest oder Bukarest, dann ist das nicht schlimm, weil sowieso keiner mit uns gerechnet hat.

Zwischen Champions League, also reisen durch ganz Europa, steht noch der Bundesliga-Alltag, DHB-Pokal sowie die Nationalmannschaft an. Wie klappt diese Kombination mit Ihrem Grundschullehramt-Studium?

Es ist schon schwer, auf jeden Fall. Es bleibt wenig Zeit. Mittwoch und Freitag fallen ja eigentlich raus. Entweder ist da Spiel- oder Reisetag. Im Moment ist noch einiges online, das kommt mir sehr entgegen, weil es deutlich weniger Aufwand ist, wenn man sich zu Hause vor den Laptop setzen kann und sich eine Vorlesung anhört. Grundsätzlich ist es eine Organisations-Sache. Man kann nicht studieren wie andere Studenten. Wichtig ist einfach, dass man etwas vorbereitet für die berufliche Karriere nach dem Sport.

Aktuell sind Sie beste Torschützin in der Champions League. 61 Tore haben Sie in sieben Spielen geworfen. Ist das die beste Alina Grijseels, die man je in Dortmund erlebt hat?

Vermutlich schon. Zumindest in der Champions League. Im Moment läuft es sportlich sehr, sehr gut. Ich habe das Vertrauen des Vereins und von André (BVB-Trainer André Fuhr; Anm. d. Red.). Dann merkt man, dass man eine Menge Selbstvertrauen hat. Dass es so funktioniert, freut mich natürlich sehr. Aber viel wichtiger ist, dass wir in der Bundesliga ohne Punktverlust dastehen und in der Champions League gezeigt haben, dass wir mithalten können.

Beste Torschützin der Königsklasse, Kapitänin bei Borussia Dortmund und der deutschen Nationalmannschaft. Das weckt bestimmt das Interesse von europäischen Spitzenteams, da Ihr Vertrag im Sommer 2022 ausläuft. Wie realistisch ist ein Verbleib in Dortmund?

Realistisch ist erstmal alles. Natürlich wecken gute Leistungen international immer Interesse. Auch von anderen Vereinen. Das ist ganz normal, das ist das Geschäft. Ich weiß, was ich hier am Verein habe, was ich hier an dem Umfeld habe und von daher ist es schon realistisch, dass ich meinen Vertrag verlängern könnte.

Diese Spielzeit gab es bereits ein paar Nebenschauplätze in Dortmund. Der Hausmeister lässt das Training nicht zu, es sind wenig Zuschauer zu Spielen da oder es gibt keine Halle für ein Champions-League-Spiel. Wie nehmen Sie das wahr?

Teils, teils. Ich war tatsächlich nicht dabei, als der Hausmeister nicht aufgeschlossen hat. Das ist einfach verdammt ärgerlich. Ich kann da als Spielerin auch nicht genau beurteilen, wo da der Fehler lag. Es ist insgesamt so, dass man sich mehr Unterstützung von der Stadt wünschen würde. Auch was solche Sachen wie mit der Halle angeht. Das ist einfach sehr, sehr bitter für uns, weil viele Hallen in der Nähe kurzfristig auch nicht zu bekommen sind. Das ist schade, dass es so ist.

Wie sieht es mit der Zuschauerresonanz aus?

Das ist eine Sache, wo man jetzt aktiver wird. Ich glaube, dass Corona da immer noch eine große Rolle spielt. Die Leute sind noch sehr, sehr vorsichtig. Das merkt man auch bei den Fußballern, die kriegen auch nicht so einfach ihre 67.000 ins Stadion. Wenn das bei den Fußballern schon so ist, wird es bei uns noch mal umso schwerer. In den letzten Wochen hat sich da ein bisschen was getan. Gegen Esbjerg hat man es gesehen, da waren es 650 Zuschauer. Da merkt man, dass es schon funktionieren kann. Wir können nur mit unseren Leistungen überzeugen und begeistern. Um den Rest muss sich dann der Verein kümmern.

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Auch wenn noch ein Spiel in der Champions League ansteht, geht der Blick bereits in Richtung Weltmeisterschaft. Wie sieht Ihre persönliche Zielsetzung aus?

Für mich ist das mein erstes Turnier in einer ganz anderen Rolle. Mit Emily (Emily Bölk; Anm. d. Red.) zusammen Kapitänin zu sein, ist schon was anderes. Wir fahren dahin und wollen eine gute Vorrunde spielen, um eine möglichst gute Ausgangssituation für die Hauptrunde zu haben. Da tun wir gut daran, Schritt für Schritt zu gehen und nicht so viel zu rechnen. Für mich persönlich ist die Weltmeisterschaft natürlich etwas Besonderes. Es ist die zweite WM, die ich jetzt spielen darf. Wir möchten möglichst erfolgreich sein.

Nach der WM gibt es eine kurze Pause, ehe es dann schon zum Top-Spiel der Bundesliga gegen Bietigheim kommt (2. Januar 2022). Ein womöglich vorentscheidendes Spiel in der Bundesliga. Worauf wird es da ankommen?

Das kommt auf ganz, ganz viele Dinge an. Wie verletzungsfrei bleibt Bietigheim? Wer kommt bei uns zurück? Tessa van Zijl zum Beispiel. Am Ende entscheidet in so einem Spiel die Tagesform. Trotzdem muss man sagen, dass Bietigheim in der Breite schon extrem gut aufgestellt und sicherlich der Favorit auf die Meisterschaft ist. Trotz allem sind wir da nicht chancenlos und wollen unsere Chance nutzen. Wir haben vor dem Bietigheim-Spiel noch das Auswärtsspiel in Blomberg zwischen Weihnachten und Neujahr. Da hat man im Pokal gesehen, dass es keine so einfache Aufgabe ist. Da werden sicherlich noch ein paar mehr Zuschauer sein, weshalb es bei uns nicht nur auf das Spiel gegen Bietigheim ankommen wird, sondern auch auf die anderen Aufgaben, die auf uns warten.

Vor wenigen Monaten ist Andreas Bartels verstorben. Er war Sportlicher Leiter sowie zweiter Vorsitzender der Handball-Abteilung. Was hat er für Borussia Dortmund ausgemacht?

Der Verein hat von ihm extrem profitiert, weil er eine unfassbare Leidenschaft für diesen Sport entwickelt und sich da reingearbeitet hat. Er war immer für alle Spielerinnen erreichbar, selbst bei den kleinsten Problemen. Er war immer für die Kaderzusammenstellung mitverantwortlich, weshalb der Verein und die Abteilung ihm sehr, sehr viel zu verdanken haben. Die Meisterschaft letzte Saison haben viele auch für ihn geholt. Ich glaube, er ist da sehr stolz drauf, dass wir die Meisterschaft geholt haben. Und genau so stolz, wie sich der Verein jetzt entwickelt und wie wir in der Champions League mitspielen. Vermutlich auch über meine persönlichen Leistungen. Für mich ist und wird er immer ein besonderer Mensch bleiben, der mir unfassbar viel gegeben hat in den letzten Jahren.