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So reagiert Andreas Thiel auf den Brief von Dortmunds OB Ullrich Sierau

BVB-Handball-Frauen

Ullrich Sierau fordert die Handball Bundesliga Frauen auf, dem BVB doch noch den Titel zu verleihen und hat dabei Hilfe von einem Ex-Kollegen von Andreas Thiel. Jetzt hat der HBF-Chef reagiert.

Dortmund

, 28.04.2020, 18:33 Uhr / Lesedauer: 3 min
Andreas Thiel, Vorstandsvorsitzender der Handball Bundesliga Frauen, muss aktuell viel Kritik einstecken.

Andreas Thiel, Vorstandsvorsitzender der Handball Bundesliga Frauen, muss aktuell viel Kritik einstecken. © imago images / Eduard Bopp

Keine Ruhe im Titelstreit der BVB-Handballerinnen mit der Handball Bundesliga Frauen (HBF). Die Diskriminierungsvorwürfe des BVB hatte HBF-Chef Andreas Thiel entschieden zurückgewiesen und erneut bekräftigt, dass er hinter der Entscheidung stehe, den BVB nach Abbruch der Bundesliga-Saison als Tabellenersten nicht zum Meister zu machen. Jetzt das nächste Kapitel im Meisterstreit: Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau hatte Thiel am 27. April in einem Offenen Brief dazu aufgefordert, den BVB-Frauen den Titel doch noch zuzusprechen.

„Das“, sagte BVB-Abteilungsvorstand Andreas Heiermann, „ist absolute Weltklasse, dass ein OB sich so einsetzt für einen Verein, und ich bin ihm sehr dankbar, dass er so klare Worte findet.“ Den Brief hatte neben anderen Dortmunder Sportgrößen auch Ex-BVB-Trainer Thomas Happe unterschrieben, der zusammen mit Thiel 1984 Silber bei Olympia holte. Andreas Thiel und die HBF wollen am 29. April offiziell auf den Brief antworten. Der HBF-Chef hat mit uns schon einen Tag eher über den Brief gesprochen.

Herr Thiel, Sie haben den Brief von Oberbürgermeister Ullrich Sierau gelesen, was halten Sie davon?

Ich freue mich, dass die Stadt Dortmund sich so sehr um die Handballerinnen, die ganz offensichtlich ein wichtiges Aushängeschild der Stadt sind, kümmert. Ich hoffe, dass das auch in Zukunft so bleibt. In unserer Antwort an den Oberbürgermeister wird aber genau das stehen, was man in den letzten Tagen schon überall hat lesen können.

Den Brief hat auch ihr ehemaliger Kollege Thomas Happe unterschrieben. Hat er Sie schon persönlich angerufen?

Nein, hat er nicht. Ich weiß nicht einmal, ob er meine Handynummer hat. (lacht) Aber das ist natürlich vollkommen okay, ich finde es toll, dass Thomas Happe sich als ehemaliger Trainer des BVB unterstützend zur Verfügung stellt. Das ändert allerdings nichts daran, dass die HBF die Entscheidung nicht aufheben wird.

Dass der BVB mit Ihrer Entscheidung nicht glücklich ist, wird Sie nicht überrascht haben. Aber haben Sie medienübergreifend denn mit so vielen Reaktionen gerechnet wie es sie jetzt gibt?

Nein, das habe ich nicht. Das schreibe ich aber auch dem Umstand zu, dass es derzeit nichts von Plätzen oder aus Hallen zu berichten gibt.

Wie viele Reaktionen bekommen Sie denn außerhalb der Presse persönlich zu Ihrer Entscheidung?

Das hält sich in Grenzen. Aus der Handball Bundesliga (HBL) habe ich natürlich einige Rückmeldungen bekommen. Aber ich gucke nicht in soziale Netzwerke, das regt mich nur auf, das mache ich nicht. Die Entscheidung war begründet und die Situation ist auch eine andere bei der HBL – sie ist sogar eine gänzlich andere.

Inwiefern?

Das ist ein Punkt, über den in dieser Deutlichkeit noch keiner gesprochen hat. Bei der HBL konnte bei Saisonabbruch nur eine Mannschaft aus eigener Kraft Deutscher Meister werden, das war der THW Kiel. Bei der HBF konnten zwei Mannschaften aus eigener Kraft Deutscher Meister werden (BVB und Bietigheim, Anm. d. Red.). Das ist aus meiner Sicht eine andere Situation, das hat für mich nichts mit Ungleichheit zu tun. Ungleiche Situationen darf und soll man auch anders behandeln. Und wenn zwei aus eigener Kraft noch die Möglichkeit haben, Deutscher Meister zu werden, dann tue ich mich nach wie vor schwer damit, einen von diesen beiden zum Deutschen Meister zu küren.

Sie bereuen also nichts an Ihrer Entscheidung?

Ich bedaure sehr, dass es so viel Theater gegeben hat, aber das ändert nichts an der Entscheidung. Der BVB hat den Champions-League-Platz zugesprochen bekommen auf der Basis der Abbruchtabelle. Ich hoffe für den deutschen Frauenhandball und für den BVB, dass die Champions League gespielt werden kann und wünsche dem BVB, dass er dort eine gute Rolle spielt.

Dortmunds OB Ullrich Sierau hat Sie dazu aufgefordert, Ihre Entscheidung zurückzunehmen. Könnten Sie das theoretisch überhaupt noch?

Nein. Die Saison war abgebrochen, wir haben über die Saisonwertung einen Beschluss gefasst. Und ich habe mir nicht einmal ansatzweise darüber Gedanken gemacht, ob ich den aufheben könnte. Der ist jetzt so getroffen wie er getroffen wurde. Punkt. Der mag gerichtlich aufgehoben werden, aber nicht von uns. Ich stehe nach wie vor mit Überzeugung dahinter.

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