
© Markus Gehring
Zukunft der Ahauser Innenstadt: Jede Menge Ideen, aber Geduld ist gefragt
Innenstadtkonzept
Bei der Präsentation des Innenstadtkonzepts wurden nun zahlreiche Ideen präsentiert. Unter anderem von einem Sandstrand im Schlossgarten und Außengastronomie auf dem Marienplatz war die Rede.
Viele Tagesordnungspunkte gab es nicht in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planen und Bauen. Diskutiert wurde trotzdem lange und intensiv. Dabei ging es vor allem um die Zukunft der Ahauser Innenstadt. Diplom-Ingenieur Alfred Körbel vom Planungsbüro „Plan-Lokal“ stellte zunächst das von der Stadt Ahaus in Auftrag gegebene und von seinem Unternehmen entwickelte Innenstadtkonzept vor.
Seine 20-minütigen Präsentation startete er mit einer Bestandsanalyse. Dabei benannte er klar die Stärken und Schwächen der Innenstadt. Wie üblich, begann er mit einem Lob: „Der Bereich rund um das Kulturquadrat, die Fußgängerzone – insbesondere der Oldenkottplatz – und der Schlossgarten samt Barockschloss werden positiv bewertet.“ Das habe sich ebenfalls in den verschiedenen Beteiligungsverfahren (Workshops, Online-Befragungen, „Zukunftswerkstatt“) und Beratungen herauskristallisiert.
Viele Schwachpunkte ausgemacht
Auf der anderen Seite gebe es klare Defizite und Handlungsbedarf. Wenig überraschend eröffnete Alfred Körbel das Kapitel „Schwächen“ mit dem Thema Wallstraße. „Die städtebauliche Verbindung zwischen der Haupthandelslage und der Ergänzungslage ist in diesem Bereich durch die Parkflächen nicht gegeben“, erklärte er und verwies auf das Schlüsselprojekt „Umgestaltung der Wallstraße“. Schon 2019 wurde ein Siegerentwurf gekürt, dessen Konkretisierung nun erarbeitet wird.
Ziel müsse es generell sein, die Aufenthaltsqualität und die Nutzungsvielfalt der Wallstraße zu erhöhen; zum Beispiel durch deutlich mehr Grünanlagen. „Auch die Verbesserung der Nahmobilität für Fußgänger und Radfahrer sollte man anstreben“, so Körbel.
Königstraße und Marienplatz im Visier
Anschließend nahm er die Königstraße ins Visier. Auch hier benannte der Dipl.-Ing. die Defizite klar und nannte einige Optimierungsmöglichkeiten: die Aufhebung der Barrierewirkung, den Ausbau von Rad- und Fußwegen sowie die verbesserte Wegeführung. Als große „Baustelle“ entpuppte sich in seinem Vortrag der Marienplatz. „Sie wissen selbst am besten, wie die Aufenthaltsqualität im Moment dort ist“, sprach Alfred Körbel die Ausschussmitglieder direkt an. „Da sollte man auf jeden Fall etwas machen.“
Als Vorschläge nannte er Außengastronomie, Sitzelemente, Spielgeräte für Kinder und auch an dieser Stelle eine Begrünung. „Außerdem sollte man überlegen, wie man die Brunnen-Anlage aufwerten kann. Eigentlich hat sie seit Jahren die Bezeichnung ‚Brunnen‘ gar nicht mehr verdient.“ Als „wenig einladend“ bezeichnete Alfred Körbel den Bereich rund um den Domhof.
„Die Parkdecks, die Einfahrt zur Tiefgarage, der Stromkasten – das alles ist gerade für auswärtige Gäste nicht besonders attraktiv.“ Ebenfalls die Anbindung zur Fußgängerzone könne optimiert werden. Mit Blick auf die Haverkamp- und Volksbank-Gebäude, deren zukünftige Nutzung noch weitgehend ungeklärt ist, sagt er: „Wir haben durch Immobilienverkäufe ganz neue Möglichkeiten.“
Verbesserungsbedarf bei Schloss und Parkanlage
Großen Verbesserungsbedarf sieht das Innenstadtkonzept beim Barockschloss samt angrenzenden Parkanlagen vor. „Als Nicht-Ahauser hatte ich Mühe, den Weg dorthin zu finden. Eigentlich müsste eine solche Sehenswürdigkeit überall ausgeschildert sein“, so Körbel.
Auch bei der Nutzung seien nun kreative Ansätze gefragt. „Man sollte einfach ein paar Dinge ausprobieren: Zum Beispiel könnte man im Sommer etwas Sand zu einem Strand aufschütten, ein paar Liegestühle aufstellen und dann gucken, was passiert.“ „Ziemlich in die Jahre gekommen“ nannte der Dortmunder Ingenieur das Teehäuschen und die Boulebahn.
Beim Barockschloss selbst müsse man sich genau überlegen, wie die Nutzung in Zukunft aussehen könnte. „Dort braucht es ein neues Gesamtkonzept samt Kosten-Nutzen-Analyse.“
Lob für Ideen, aber viele Fragezeichen
Dr. Michael Räckers (CDU) lobte den Vortrag zunächst: „Sie haben viele spannende Ideen genannt, von denen man sicherlich einige aufgreifen sollte.“ Ihn habe aber überrascht, dass im Zeitplan die Bereiche Marienplatz, Königstraße und Belebung des Schlossgartens ganzen hinten aufgeführt werden. „Außerdem hat es uns gewundert, dass die immer wieder thematisierte Schlossbrücke gar nicht erwähnt wurde.“
Die Antwort lieferte – zumindest teilweise – der Technische Beigeordnete Thomas Hammwöhner: „Beim Schlossgarten werden wir durch die Obere Denkmalbehörde ausgebremst. Denn der Schlossgarten ist ein Gartendenkmal.“ Eine Schlossbrücke sei nicht auszuschließen, müsste aber in ein Gesamtkonzept eingebunden werden. Zum zeitlichen Ablauf sagte Hammwöhner: „Wir brauchen Geduld, weil es immer auch um Förderungen geht.“
„Es ist nichts in Stein gemeißelt“
Hubert Kersting (UWG) hakte nach: „Welche Grundlagen gibt es für die Zeitachsen? Ich lese hier, dass mit der Umgestaltung der Wallstraße erst 2024 begonnen werden soll. Und beim Schlossgarten und Domhof geht offenbar vor 2027 gar nichts.“ Thomas Hammwöhner dazu: „Das Konzept atmet, es ist nichts in Stein gemeißelt. Aber Stadtentwicklung geht nicht mal hoppla hopp. Es erfordert Zeit und Geld.“ Zur Wallstraße ergänzte Stadtplaner Walter Fleige: „Zunächst muss der Durchgangsverkehr raus, dann müssen die Kanäle erneuert werden. Da braucht es einfach Vorlauf.“
Ausschussvorsitzender Andreas Dönnebrink (SPD) warf die die altbekannte Parkplatz-Problematik in den Raum: „Ich sehe bei dem Konzept keinen Ansatz, wo neue Parkfläche entsteht. Und ich glaube nicht, dass wir 2030 komplett auf das Auto verzichten können.“ Auch hier übernahm der Technische Beigeordnete die Antwort: „Wir sind uns darüber einig, dass die Autos bis dahin nicht verschwunden sind. Aber wir müssen uns die Frage stellen: Wo soll geparkt werden und in welcher Form?“ Im Bereich des Domhofs könne zum Beispiel auch über eine unterirdische Lösung nachgedacht werden.
Trotz weiterer kritischer Nachfragen stimmten am Ende alle Ausschussmitglieder dem Beschlussentwurf zu. Über die Umsetzung konkreter Maßnahmen und Bebauungspläne muss nun in den politischen Gremien diskutiert werden.
1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
