404 Erstklässler sollen sich nach den Sommerferien auf den Weg in die Ahauser Grundschulen machen. Details können sich in der Planung aber noch verschieben – mit gravierenden Effekten für die Andreasschule in Wüllen.

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Weniger Schüler, aber mehr Geld für die Grundschulen in Ahaus

rnSchuljahr 2021/2022

404 i-Dötzchen freuen sich in Ahaus mehr oder weniger auf ihren ersten Schultag in den städtischen Grundschulen. Eine Klasse steht noch auf der Kippe. Aber: Es gibt mehr Geld für die Schulen.

Ahaus

, 08.02.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Im kommenden Schuljahr sollen 18 erste Klassen an den städtischen Grundschulen in Ahaus und den Ortsteilen gebildet werden. Aktuell haben sich dort 404 Schülerinnen und Schüler angemeldet. Zahlen, die der Beigeordnete Werner Leuker jetzt den Politikern in einer nicht-öffentlichen Onlinesitzung des Schul- und Sportausschusses der Stadt Ahaus vorgestellt hat.

Eine Klasse in Wüllen steht aktuell noch auf der Kippe

Eine Klasse stehe dabei noch auf der Kippe, erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Davon wäre die Andreasschule in Wüllen betroffen: Fraglich sei, ob dort drei Klassen gebildet werden können. Dahinter stehen ganz simple Berechnungen, die von der Schulaufsicht vorgegeben werden. Aktuell liegt die sogenannte Klassenrichtzahl im ganzen Stadtgebiet bei 17,57.

Es würden also 18 Klassen gebildet, da natürlich aufgerundet wird. Gehen der Stadt aber nur zwei Schülerinnen oder Schüler „verloren“, besuchen sie also eine andere Schule, würde die Zahl unter die 17,5 sinken. Sie würde abgerundet und damit nur noch 17 Klassen gebildet. Das träfe dann die Schule mit den wenigsten Schülern je geplanter Klasse: in diesem Fall die Andreasschule.

Zusätzlich zu den Schülerinnen und Schülern an den städtischen Grundschulen sollen im Schuljahr 2021/2022 26 Erstklässler die Helene-Helming-Schule in Ahaus besuchen. Die Schule nach Montessori-Konzept befindet sich in privater Trägerschaft.

61 Schülerinnen und Schüler in zwei Klassen seien grenzwertig. „Das ist natürlich erst einmal nur mathematisches Geplänkel“, sagt Werner Leuker. Definitiv stünde das Zahlenwerk am 15. März fest. Bis dahin klärt sich, ob noch einzelne Kinder eine Förderschule besuchen werden.

Schülerzahlen sind seit Jahren gesunken – aber jetzt stabil

Insgesamt seien die Schülerzahlen in den vergangenen Jahrzehnten allerdings deutlich gesunken. Seit dem Jahr 2000 – damals gab es noch 2400 Grundschüler in Ahaus und den Ortsteilen – auf nunmehr knapp 1600. Der demografische Wandel gehe natürlich an der Stadt nicht vorbei.

Seit zwei oder drei Jahren sei die Stadt jetzt aber auf einer Art Sockel angekommen. „Auch mit Blick auf die Geburtenzahlen gehen wir davon aus, dass die Schülerzahlen in der Stadt und den Ortsteilen so erst einmal stabil bleiben“, sagt Werner Leuker. Und gibt damit auch eine gewisse Garantie für alle Grundschulstandorte. „Bis 2026 sind auf jeden Fall alle Schulstandorte in allen Ortsteilen gesichert“, sagt er. Damit ist auch die Zukunft des Teilstandortes Graes der Josefschule vorerst in trockenen Tüchern. Der dortige Schulstandort ist der kleinste der Stadt.

Wahl der Schule im Detail kaum vorherzusehen

Bis ins letzte Detail lasse sich die Verteilung der Schülerinnen und Schüler nicht vorhersehen. Die Eltern hätten ja die Wahl für den Schulstandort. Und da gebe es eben eine ganze Reihe von Faktoren. Beispiel: Die Familien, die in die Neubaugebiete am Hohen Kamp ziehen. Da gebe es große Überschneidungen zwischen der Pestalozzischule und der Gottfried-von-Kappenberg-Schule in Wessum.

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„Und da entscheidet zum Beispiel auch der Schulweg mit“, erklärt Werner Leuker. Der Schulweg zur Pestalozzischule werde beispielsweise durch den Adenauerring gekreuzt. „Da wählen viele Eltern eben lieber den Weg zur Schule nach Wessum“, sagt er. Auch die Entscheidung der Nachbarn oder Freunde eines Kindes würden da natürlich eine Rolle spielen. Und mehr Anmeldungen an der einen Schule würden natürlich zu weniger Anmeldungen an einer anderen führen. „Das ist schwer vorherzusagen“, erklärt er. Insgesamt passe die Prognose aber.

Die insgesamt deutlich geringeren Schülerzahlen bedeuten aber gleichzeitig nicht, dass Klassenräume oder Teile von Schulen leer stehen. Ganz im Gegenteil: „Schule hat sich ja grundlegend gewandelt“, sagt Werner Leuker. Zusätzliche Räume würden jetzt für Differenzierungen oder Gruppen benötigt. Auch bei der Raumplanung arbeite die Stadt eng mit den Schulen zusammen. Vor allem im Bereich der Mensen gebe es gerade Bedarf, etwa in der Pestalozzischule. Daran werde gerade geplant.

Wegen gesunkener Schülerzahlen: Budgets werden neu berechnet

An die Schülerzahlen war bisher auch das Budget der Schulen gekoppelt. Pro Schulkind erhielten die Schulen seit 2009 einen Pauschalbetrag. Mit den sinkenden Schülerzahlen verringerte sich in den vergangenen Jahren auch das Geld, das die Stadt für die Schulen zur Verfügung stellte von rund 310.000 Euro im Jahr 2009 auf zuletzt nur noch etwas mehr als 250.000 Euro.

In der aktuellen Haushaltsplanung für 2021 hat die Verwaltung diesen starren Pauschalbetrag neu berechnet: Neben einem Sockelbetrag je Klassenraum (etwa für Reparaturen oder kleinere Anschaffungen) gibt es einen weiteren Betrag pro Schüler und dann noch zusätzliche Sonderzahlungen für Schulkinder in der Ganztagsbetreuung, für Kinder im Gemeinsamen Lernen oder in Teilstandorten von Schulen. Dadurch steht den Schulen wieder ein ähnlicher Betrag wie 2009 zur Verfügung. Gegenüber der bisherigen Planung ein Plus von insgesamt über 60.000 Euro. „Das wäre dann für die kommenden Jahre erstmal eine auskömmliche Finanzierung“, erklärte Werner Leuker.

Kurz ging der Beigeordnete im Gespräch mit unserer Redaktion auch noch auf die Digitalisierung an den Grundschulen ein. Auch wenn es sicherlich immer besser gehe und auch immer mehr möglich sei, sieht er die städtischen Grundschulen gut aufgestellt. „Wir können aber auch nicht zaubern“, sagt er. Die Stadt versuche, die digitalen Angebote weiter zu optimieren. „Technische Schwierigkeiten sind inzwischen behoben“, erklärt er mit Blick auf das momentan nötige Homeschooling. „Es läuft in Teilen durchaus gut“, ist seine vorsichtige Einschätzung.