
Für Frank Overkamp, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Gronau-Ahaus, ist der angedachte Neubau in der Ahauser Fußgängerzone ein riesiges Thema. Ein Thema allerdings, für das sich die Bank Zeit nehmen möchte. Frank Overkamp hofft, dass es noch bis zum Jahresende erste konkretere Pläne gibt. © Stephan Rape
Volksbank-Vorstand hat noch keinen Plan für den Neubau in der Innenstadt
Abriss und Neubau
Seit 15 Monaten ist das Volksbank-Beratungszentrum an der Parallelstraße in Betrieb. Für den Altbau in der Innenstadt gibt es immer noch keinen genauen Plan. Der zieht sich auch noch hin.
Die Fläche hinter dem Ahauser Volksbank-Gebäude fängt schon an, leicht zuzuwuchern. Am Gebäude selbst und dem benachbarten ehemaligen Kaufhaus Haverkamp, dem jetzigen Aufhaus, deutet nichts darauf hin, dass die Volksbank Gronau-Ahaus dort eigentlich ganz andere Pläne hat.
Doch auch auf Nachfrage kann der Vorstandsvorsitzende Frank Overkamp gegenüber unserer Redaktion noch nicht sagen, wie es dort weitergehen soll. „Die Stadt soll uns sagen, was sie an der Stelle haben möchte“, erklärt er. Der Bank sei eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit der Verwaltung sehr wichtig.
„Ahaus hat eine tolle Innenstadt, aber genau das Grundstück dort ist relativ schwierig zu bespielen“, macht er deutlich. Immer noch ist offen, ob es eine große oder eine kleine Lösung geben wird: Denkbar sei, dass das Gebäude, in dem die Tobit.Labs seit 2021 das Aufhaus betreiben, nur saniert wird. Das sei dann die kleine Lösung, mit ein oder zwei kleineren Neubauten.
Keine Zukunft für das alte Volksbank-Gebäude
Für die alte Volksbank gebe es allerdings keine Zukunft: „Das Gebäude ist so verbaut, das muss abgerissen werden“, betont Frank Overkamp. Auch die Zukunft der Tiefgarageneinfahrt ist immer noch nicht endgültig geklärt.
Würde sie geschlossen, könnte auch die Lücke zwischen den Gebäuden überbaut werden. Dort sollen in jedem Fall große Flächen für Einzelhandel, Dienstleistungen sowie Wohnungen entstehen.
Möglich sei aber auch, dass auch das alte Kaufhaus abgerissen werde und es einen kompletten Neubau gebe. Die große Lösung. Die ganze Abstimmung werde noch dauern.
„Und ich gebe ehrlich zu, dass ich die politische Diskussion über das Thema etwas scheue“, fügt er hinzu. Ende des Jahres erwarte er eine klarere Perspektive und erste Entscheidungen.

Das Gelände von der Rückseite: links die alte Volksbank, die in jedem Fall abgerissen wird. In der Mitte die Einfahrt zur Tiefgarage, deren Zukunft noch unklar ist. Und rechts das heutige „Aufhaus“, dort seien sowohl eine Sanierung als auch ein kompletter Abriss denkbar. © Stephan Rape
Gleichzeitig erklärt Frank Overkamp, dass es die Volksbank mit den Plänen nicht eilig habe. „Wir sind regelrecht dankbar, dass wir die Gebäude im Moment für andere Nutzungen zur Verfügung stellen können“, macht er deutlich. So werde der Eingang zur Innenstadt lebendig gehalten.
Beratungszentrum an der Parallelstraße hat sich schon bewährt
Den Schritt aus der Innenstadt heraus habe die Volksbank Gronau-Ahaus nicht bereut. „Wir haben das Beratungszentrum an der Parallelstraße jetzt seit 15 Monaten in Betrieb“, erklärt er.
Und auch wenn es Stimmen gegeben habe, die den Umzug als „Kardinalfehler“ bezeichnet hätten, sei er genau richtig gewesen. „Unsere Kunden kommen im Auto zu uns“, sagt Frank Overkamp. Und das sei an der Parallelstraße viel einfacher und bequemer als in der Innenstadt mit der schwierigen Parkplatzsituation rund um den Domhof.
Die Kunden seien begeistert: weil sich die Bank offener und transparenter präsentiere. „Es gibt zum Beispiel keine Trennung zwischen Arbeits- und Kundenbereich mehr“, erklärt Frank Overkamp.
Auch die Abkehr von liebgewonnener Bankinfrastruktur habe bisher kaum Beschwerden ausgelöst: „Es gibt hier keinen Kontoauszugsdrucker mehr“, sagt Frank Overkamp und deutet durch das Foyer.
Digitalisierung ersetzt nach und nach altgediente Strukturen
Die Geräte würden nach und nach außer Dienst gestellt, nicht mehr neu in Betrieb genommen oder nicht mehr ersetzt. „Unsere neuen Konten werden sowieso nur noch elektronisch geführt“, sagt er.
Bei den Bestandskunden dauere das noch eine Weile, bis es sich durchsetze. Spätestens mit der Pandemie sei die Onlinenutzung 2020/2021 um 40 bis 50 Prozent gestiegen. Auch der bargeldlose Zahlungsverkehr werde immer normaler.
Im Gegensatz dazu werde sich die Versorgung mit Bargeld vorerst nicht ändern: „Wir stehen zu unseren 23 Geschäftsstellen“, sagt Frank Overkamp. Auch die Geldautomaten sollen vorläufig stehen bleiben.
„Auch wenn sich viele Automaten betriebswirtschaftlich nicht mehr rechnen, haben die Menschen eine emotionale Nähe zum Bargeld. Und damit wollen wir sie versorgen“, erklärt er.
Standorte für Geldautomaten werden ganz genau geprüft
Allerdings müssen mit Blick auf die Banden, die Geldautomaten sprengen, die Standorte genau unter die Lupe genommen werden. Selbst das Landeskriminalamt empfehle den Banken ja beispielsweise, keine Geldautomaten in bewohnten Gebäuden zu betreiben.
„Ich möchte mir die schrecklichen Schlagzeilen nicht vorstellen, wenn bei einer Automatensprengung Menschen verletzt werden“, sagt er. Deswegen habe die Bank ja auch vor einiger Zeit die Geldautomaten in Lünten und Ammeloe außer Betrieb genommen. Bis es dort keinen neuen und geeigneten Standort gibt, sei dort nicht an einen neuen Geldautomaten zu denken.
Insgesamt sieht der Vorstandsvorsitzende die Bank sehr gut aufgestellt. „Wir konnten zwölf Jahre in Folge unseren Umsatz und unser Ergebnis steigern“, sagt er – mit einigem Stolz in der Stimme.
Von Krisenjahren könne da nicht gesprochen werden. Und sogar personell gehe es der Volksbank gut: Zwar blicke er auf fünf oder sechs offene Stellen, die auch längerfristig noch nicht besetzt wurden.
Gleichzeitig blicke die Bank aber auf einen guten Zulauf an Auszubildenden. „Wir setzen stark auf unseren Nachwuchs“, sagt Frank Overkamp.
Dabei hat die Volksbank im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen in der Region kein Problem mit dem Fachkräftemangel: „Die Bewerbungen sind weniger geworden“, sagt er. Aber auf acht bis zwölf Azubistellen kämen hausweit immer noch rund 50 Bewerbungen. „Und darunter sind 15 bis 20 gute Kandidaten“, sagt er.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
