Lukas Effkemann bewertet den Wald in Ahaus und Umgebung insgesamt noch gut. Die Trockenheit setze ihn zwar unter Stress, doch sei die Lage beispielsweise im Sauerland viel schlimmer. Allerdings warnt auch er vor den Gefahren, beispielsweise durch einen Waldbrand.

Lukas Effkemann bewertet den Wald in Ahaus und Umgebung insgesamt noch gut. Die Trockenheit setze ihn zwar unter Stress, doch sei die Lage beispielsweise im Sauerland viel schlimmer. Allerdings warnt auch er vor den Gefahren, beispielsweise durch einen Waldbrand. © Stephan Rape

Trockenheit und Waldbrandgefahr: Förster sieht Wälder unter Stress

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Es könnte noch schlimmer sein, doch der Wald leidet unter der Trockenheit. Förster Lukas Effkemann bittet im Moment um besondere Vorsicht im Wald.

Ahaus

, 14.07.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die große Hitze gibt es im Kreis Borken bisher noch nicht. Doch seit Donnerstag gilt die vierte von fünf Waldbrand-Warnstufen. „Das ist für Juli bis September für sich genommen noch nichts Außergewöhnliches“, sagt Lukas Effkemann (31).

Er ist Förster beim Forstbezirksamt und seit fast zwei Jahren für Ahaus, Stadtlohn und Vreden zuständig. Doch die Trockenheit der vergangenen Jahre machen das Problem größer als üblich.

Am Donnerstagmorgen ist der Förster im Pastors Busch in Wüllen unterwegs. Er deutet auf den Waldboden. Es gebe zwei gefährliche Phasen für Feuer im Wald: Einmal im Frühjahr, wenn der Waldboden noch nicht grün sei und die krautige Vegetation noch keine frischen Triebe trage. Und eben der Hochsommer, wenn das Wasser fehle. Denn: „Ein Waldbrand entsteht eigentlich immer auf dem Boden“, erklärt er.

Waldbrände haben nur selten eine natürliche Ursache

Und in den seltensten Fällen durch eine natürliche Ursache. „Da gibt es eigentlich nur einen Blitzschlag“, sagt der Förster. Doch bei einem Gewitter regne es ja in der Regel auch. Schlechte Voraussetzungen für ein Feuer.

Das Unwetter Ende Juni hatte auch in Pastors Busch einige Schäden angerichtet. Abgerissene Äste wurden am Donnerstag dort aus den Baumkronen geschnitten.

Das Unwetter Ende Juni hatte auch in Pastors Busch einige Schäden angerichtet. Abgerissene Äste wurden am Donnerstag dort aus den Baumkronen geschnitten. © Stephan Rape

In der Regel werde ein Waldbrand mutwillig oder fahrlässig gelegt. „Zum Beispiel durch eine weggeschnippte Zigarette“, sagt der Förster. Oder durch in den Wald geworfenen Müll, der dann angezündet wird. Denn: „Es ist schon ziemlich schwierig, einen Haufen Laub so anzuzünden, dass sich daraus ein großes Feuer entwickelt“, erklärt er.

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Feuer sei für den Wald zwar eine Gefahr, aber aktuell nicht das größte Problem. Das ist die Trockenheit insgesamt – und zwar seit Jahren. „Mindestens seit 2018“, sagt Lukas Effkemann. Seither seien die ergiebigen Landregen ausgeblieben. Jene Wassermengen, die sich über Tage und Wochen verteilen und den Waldboden regelrecht durchweichen.

Ergiebiger Regen fehlt seit mindestens 2018

Ein Starkregen, wie er Ende Juni über Ahaus und die Ortsteile gezogen ist, bringe überhaupt nichts. Das Wasser könne so schnell nicht in den Boden eindringen, sondern fließe oberirdisch schnell ab.

Insgesamt gehe es den Wäldern im Münsterland aber vergleichsweise gut: So gebe es nur einen geringen Anteil von Fichten, die im Moment durch Trockenheit und Schädlingsbefall extrem geschädigt werden. „Da muss man ja nur bis ins Sauerland blicken. Dort sieht es viel schlimmer aus“, sagt der Förster.

Doch auch im Münsterland stehe der Wald unter Stress. Und das bedeute eben, dass ein Sturm, ein Schädling oder auch ein Feuer größeren Schaden anrichten kann, als zu einer „normaleren“ Zeit.

Bäume im Wald zu bewässern, wie es die Stadt Ahaus beispielsweise für Bäume an den Straßen aktuell empfiehlt, sei keine Alternative: Ganz einfach weil dafür so viel Wasser benötigt würde, dass der Grundwasserspiegel sinken würde.

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In dem Moment zerreißt eine Motorsäge die Stille in dem kleinen Wald. Arbeiter schneiden gerade noch abgerissene Äste aus einer Baumkrone. Auch diese Schäden stammen noch von dem Unwetter von Ende Juni. Auch sie hätten sich aber in Grenzen gehalten. Nicht nur in Pastors Busch, sondern in seinem ganzen Bezirk.

Waldschäden im Münsterland halten sich noch in Grenzen

„Der Wald hier ist insgesamt ziemlich gut intakt“, sagt der Förster. Das liege eben auch daran, dass der Fichtenanteil relativ gering sei. „Der lag bei rund sieben Prozent“, erklärt er.

Das Meiste sei dem Borkenkäfer bereits zum Opfer gefallen. Für die Zukunft drehe sich nun alles darum, den Wald sicherer aufzustellen: Also alles andere als Fichte und Monokulturen zu pflanzen.

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Die Monokulturen, die es heute noch gebe – meist große Fichtenwälder – seien nach dem Krieg aber ohne Alternative gewesen: „Für die Wiederaufforstung nach dem Zweiten Weltkrieg gab es zum Teil gar kein anderes Saatgut“, erklärt er.

Außerdem habe man möglichst schnell möglichst viel Holz für den Wiederaufbau gebraucht. Mittlerweile werde aber darauf geachtet, eine größere Vielfalt verschiedener Bäume zu pflanzen.

Klare Regeln wegen erhöhter Waldbrandgefahr

Seit Donnerstag besteht im Kreis Borken die Warnstufe 4 von 5 des Waldbrandgefahrenindexes (WBI) vom Deutschen Wetterdienst. Feuerwehr und Kreis Borken warnen deswegen ausdrücklich:
  • Vorsätzlich gelegte Brände, Lager- und Grillfeuer im Wald oder auf nicht genehmigten Grillplätzen können Ursachen für Wald- und Böschungsbrände sein. Auch eine unachtsam weggeworfene Zigarette kann verheerende Folgen haben. Das gilt auch für Autofahrer, die während der Fahrt keine Zigaretten aus dem offenen Fenster werfen sollen.
  • Selbst ein im Wald oder hohen Gras geparktes Auto kann durch einen heißen Katalysator Brände verursachen.
  • Wer im Wald ein Feuer entdeckt, soll schnellstmöglich einen Notruf unter Tel. 112 absetzen. Je genauer der Brandort dabei beschrieben werden kann, desto effektiver kann der Einsatz durchgeführt werden. „Wenn es möglich ist, sollte ein Treffpunkt vereinbart werden, um die Einsatzkräfte zum Brandherd zu lotsen“, sagt Stephan Kruthoff von der Kreisleitstelle der Feuerwehr. Im Kreis Borken stehen an vielen Plätzen, gerade auch in Wäldern oder an Waldwegen, so genannte Rettungspunkte. Jeder dieser Punkte hat eine individuelle Bezeichnung, durch die die Leitstelle die genaue Position bestimmen kann.
  • Unabhängig von der Waldbrandstufe gilt zwischen 1. März und 31. Oktober ein gesetzliches Rauchverbot im Wald. Feuer oder Grillen im und am Wald ist verboten: Dafür gilt ein Mindestabstand von 100 Metern.
  • Außerdem sollen Waldzufahrten für die Feuerwehr freigehalten werden.