„Bis auf sehr wenige und nur sehr kurzzeitige Ausnahmen“ war die Notaufnahme des Ahauser Krankenhaus in den vergangenen Wochen nicht abgemeldet, sagt Kliniksprecher Tobias Rodig. Das war in Borken und Bocholt anders.

„Bis auf sehr wenige und nur sehr kurzzeitige Ausnahmen“ war die Notaufnahme des Ahauser Krankenhaus in den vergangenen Wochen nicht abgemeldet, sagt Kliniksprecher Tobias Rodig. Das war in Borken und Bocholt anders. © Stephan Rape

Ist die Notaufnahme des Ahauser Krankenhauses an ihre Grenzen gestoßen?

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Hohes Patientenaufkommen und Überlastung durch Corona-Ausfälle beim Personal – in Bocholt und in Borken mussten die Notaufnahmen zuletzt öfter abgemeldet werden. Wie ist die Situation in Ahaus?

von Anne Winter-Weckenbrock, Sven Kauffelt

Ahaus

, 13.07.2022, 10:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Notaufnahmen des Bocholter St.-Agnes-Hospitals und des Borkener St.-Marien-Hospitals sind in jüngster Zeit zunehmend an die Grenze ihrer Auslastung gekommen. Häufiger als üblich mussten beide Krankenhäuser ihre Notaufnahmen bei der Rettungsleitstelle des Kreises Borken abmelden. „Die Situation in Ahaus ist etwas anders als in Bocholt und Borken“, beantwortete Tobias Rodig als Sprecher des Klinikums Westmünsterland die Frage nach der Situation in Ahaus.

Für das Klinikum, Träger der Krankenhäuser in Bocholt, Borken und Ahaus, konnte Rodig feststellen, dass die Notaufnahme im St.-Marien-Krankenhaus Ahaus in den vergangenen Wochen „bis auf sehr wenige und nur sehr kurzzeitige Ausnahmen nicht abgemeldet“ war. Die Versorgung habe am Standort Ahaus dauerhaft stattgefunden.

Anders als in zum Beispiel in Borken: Die Notaufnahme des St.-Marien-Hospitals war im Juni mehrfach so ausgelastet, dass sie von Rettungsfahrzeugen nicht angefahren wurde. Dies ist zwar auch in der Vergangenheit immer mal wieder der Fall gewesen, im Juni aber häufiger als üblich, wie das Klinikum Westmünsterland auf Nachfrage bestätigt hat.

Isolationsmaßnahmen sorgen für Betten-Knappheit

Die Gründe für die Überlastung in der Notaufnahme seien ein hohes Patientenaufkommen und steigende Ausfallzahlen unter den Mitarbeitern aufgrund der Corona-Pandemie gewesen, sagte Kliniksprecher Tobias Rodig.

Die Corona-Pandemie sorge zudem wieder für eine steigende Zahl an Covid-Patienten. „Die damit verbundenen Isolationsmaßnahmen führen zu einer Verknappung der freien Betten im Haus“, so der Kliniksprecher.

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Was passiert, wenn Abteilungen oder ganze Krankenhäuser „abgemeldet“ werden? „Da für Krankenhäuser eine Aufnahmepflicht besteht und für das ärztliche Krankenhauspersonal somit eine entsprechende Behandlungspflicht, bedeutet eine Abmeldung bei der Rettungsleitstelle aber nicht, dass ein Krankenhaus dann nicht mehr an der Versorgung teilnimmt“, erläutert Tobias Rodig.

Es besteht eine Versorgungspflicht

Deshalb könnten Notärzte und auch Rettungsleitstellen nach Maßgabe der Rettungsdienstgesetze Patienten im Rahmen einer sogenannten Akutbelegung auch in ein abgemeldetes Krankenhaus einweisen. „Bei der Abmeldung handelt es sich ,im medizinischen Sinn‘ eher um eine Teilabmeldung, beziehungsweise Anzeige einer temporären Vollauslastung. Wichtig ist, dass jeder Patient, der ein Krankenhaus erreicht und versorgt werden muss, auch dort versorgt wird. Hier besteht eine Versorgungspflicht.“

Für Patienten mit weniger schlimmen Verletzungen oder Erkrankungen könne dies mitunter aber dazu führen, dass die Wartezeiten in den Notaufnahmen zunehmen.

Falls eine Notaufnahme oder ein anderer Bereich ausgelastet ist, wird der Rettungsdienst informiert. Dies geschieht auf digitalem Wege über das sogenannte „Informationssystem Gefahrenabwehr Nordrhein Westfalen“.

Hierunter verbirgt sich ein Programm zur Unterstützung der Feuerwehren und der Rettungsdienste sowie des Katastrophenschutzes in NRW. Gemeldet werden im
IGNRW zum Beispiel auch die Anzahl der freien Intensivbetten.


Wartezeiten in der Notaufnahme können sich verlängern

Bei einer Abmeldung kann es dazu kommen, dass Patienten vom Rettungsdienst in ein entfernter gelegenes Krankenhaus gebracht werden müssen, sofern ihr Gesundheitszustand dies zulässt, informiert der Kliniksprecher. Akute Fälle, wie etwa ein Herzinfarkt, würden aber natürlich immer versorgt.

Wenn alle Krankenhäuser in der umliegenden Region gleichzeitig „abgemeldet“ sind, fährt der Rettungsdienst das nächstgelegene Krankenhaus an, auch wenn zu, Beispiel die Notaufnahme dort abgemeldet ist. Aus Ahaus könnte die Fahrt dann auch nach Gronau, Coesfeld oder Borken gehen.

Wichtig zu wissen ist noch, dass Krankenhäuser sich nicht „vollständig“ abmelden, sondern in der Regel immer nur die aktuell vollausgelasteten. Eine Abmeldung kann mitunter auch nur für einen kurzen Zeitraum sein, ergänzt Rodig.

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