Schon seit über 20 Jahren kümmert sich Hermann-Josef Haveloh um die Gebrauchtkleiderannahme der Kolpingsfamilie Wüllen. Unzählige Tonnen Bekleidung, Schuhe, Bettwäsche und auch Kuscheltiere haben er und sein Team schon auf den Weg zur Wiederverwendung gebracht. Bei der Kolpingsfamilie selber mischt der inzwischen 70-Jährige schon seit über 50 Jahren mit. „Das Ehrenamt macht einfach Spaß! Was wir tun, liegt mir am Herzen“, sagt er.
Jeden Samstag zwischen 10 und 12 Uhr, egal ob Sommer oder Winter, werden an der Kolpinghalle an der Andreasstraße 19 die Spenden entgegengenommen. Oft ist dort dann Hermann-Josef Haveloh persönlich anzutreffen, aber auch andere fleißige Helfer der Kolpingsfamilie packen mit an. „Früher haben wir nur einmal im Jahr gesammelt. Aber wir haben gemerkt, dass der Bedarf da ist. Und wir wollten es besser machen. Und derzeit ist jeden Samstag bei uns Hochbetrieb“, sagt er.
Konkret heißt das, dass innerhalb der zwei Stunden im Schnitt zwischen 10 und 15 Personen kommen, um ihre Spenden abzugeben, wie er weiter berichtet: „Die Mengen variieren. Manche geben mehrere große Säcke ab, manche nur kleine Tüten.“ Und zu bestimmten Jahreszeiten sei natürlich besonders viel los: „Man merkt, wenn zum Beispiel zum Jahreszeitenwechsel die Schränke einmal ordentlich ausgemistet werden.“
Aber auch außerhalb der wöchentlichen Sammlung ist die Kolpingsfamilie Wüllen ansprechbar. Hermann-Josef Haveloh: „Oft bekomme ich Anrufe, dass aufgrund eines Todesfalls ein Haushalt aufgelöst wird und die Hinterbliebenen gerne Textilien spenden möchten. Das geht mir ans Herz: Trotz der Trauer wird noch daran gedacht, etwas Gutes zu tun. In so einem Fall nehmen wir die Spenden natürlich auch außerhalb der üblichen Zeiten an.“
Neben Kleidung für Kinder und Erwachsene dürfen auch gut erhaltene Decken, Bettwäsche, Handtücher, Stofftiere und Schuhe, idealerweise paarweise zusammengebunden, gespendet werden. „Wichtig ist, dass es sich um brauchbare Textilien und Schuhe handelt. Und die Spenden sollten natürlich sauber und trocken sein, da wir selber die Säcke nicht öffnen und sortieren - und so, wie sie sind, in den Container laden“, sagt Hermann-Josef Haveloh.
Über das Jahr verteilt, kommt dann einiges an Spenden zusammen: Wenn der Container der Kolpingsfamilie voll ist, fasst er insgesamt dreieinhalb bis viereinhalb Tonnen. „Und voll ist er im Jahr immer drei bis vier Mal. Dann kommt ein LKW der Kolping Recycling GmbH und holt ihn ab“, so Haveloh. Für die gespendeten Kleider geht es dann ab nach Holland, wo sich eine Sortieranlage befindet, die Hermann-Josef Haveloh vor ein paar Jahren sogar schon mal besichtig hat: „Seitdem macht mir das Sammeln noch viel mehr Spaß! Was ich dort sah, war wirklich beeindruckend. Wir konnten sehen, wofür wir das machen. Die Besichtigung war ein echtes Erlebnis.“
Gewissenhafte Arbeit
Unzählige blaue Säcke voll mit Kleidung, zahlreiche Paletten mit Kuscheltieren und riesige Waschmaschinen, die die Kleidung auf Vordermann bringen – Hermann-Josef Haveloh erinnert sich: „Wir sahen, wo unsere Spenden ankommen. An zahlreichen Tischen wurden die Kleidungsstücke von den Mitarbeitern sorgfältig geprüft und sortiert. Ich war überrascht, wie gewissenhaft das Ganze gemacht wurde. Und besonders beeindruckt hat mich, dass tatsächlich fast alle Spenden am Ende wiederverwendet werden können.“ Nach Auskunft der Kolping Recycling GmbH erhält gut die Hälfte der Textilien ein neues Leben als Secondhand-Kleidung, ein weiterer Teil kann recycelt werden. Nur ein geringer Anteil der Alttextilien ist tatsächlich Müll und kann immerhin noch „energetisch verwertet“, also verbrannt, werden.
Und wo landet die Kleidung am Ende? „Nach dem Sortieren werden die Spenden verpackt und auf dem Weltmarkt verkauft“, heißt es seitens der Kolping Recycling GmbH. Und weiter: „Etwa 70 Prozent der Weltbevölkerung sind auf gebrauchte Kleidung angewiesen, vor allem in ländlichen Regionen Afrikas und Asiens. Zudem sorgt der Handel mit Secondhand-Kleidung in ärmeren Ländern dafür, dass Menschen eine Arbeit finden und ihre Familien ernähren können.“ Die durch den Verkauf entstandenen Gewinne der Kolping Recycling GmbH gehen dann ausschließlich an gemeinnützige Gesellschafter.

Und auch die Kolpingsfamilie Wüllen tut mit dem Geld, das sie von der Kolping Recycling GmbH für die vollen Container bekommt, Gutes: „In der Spitze bekamen wir mal für einen vollen Container 250 Euro. Meistens ist es aber etwas weniger. Dieses Geld wird dann von uns gespendet. Zum Beispiel an die Kinderkrebsstiftung, das Hospiz in Stadtlohn und an den Verein Familien helfen Familien“, sagt der 70-Jährige.
Neben der guten Sache, die für den ehemaligen Elektriker bei seinem Ehrenamt im Vordergrund steht, ist es aber insbesondere auch die Gemeinschaft, die ihn anspornt, weiterzumachen: „Der Kontakt zu Leuten ist wichtig. Gemeinschaft und Zusammenhalt - darauf kommt es an! Ich habe vor 50 Jahren quasi als Lehrling bei der Kolpingsfamilie im Ferienlager angefangen.“ Später sei er dann 15 Jahre Lagerleiter gewesen. „Heute bin ich Rentner. Und der Kontakt zu den Menschen liegt mir immer noch sehr am Herzen“, betont der Wüllener.
Info
- Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der Kolpingsfamilie Wüllen. (https://kolping-wuellen.chayns.net/)
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