
Tankchaos in Alstätte: Hier im Bild die K+K-Tankstelle an der Gronauer Straße. Die Polizei regelte am Freitag (3. Juni) den Verkehr. Auch Polizei-Sprecher Dietmar Brüning (kleines Foto) hat sich vor Ort ein Bild gemacht. © Till Goerke
Mit Video: Tank-Chaos in Alstätte – Niederländer stürmen Zapfsäulen
Verkehr in Ahaus
So etwas hat Alstätte wohl noch nie erlebt. Seitdem der Sprit in Deutschland deutlich günstiger ist als in den Niederlanden, versinkt das Dorf im Tank-Chaos. Das bringt viele Probleme mit sich.
Freitagmittag gegen 12 Uhr in Alstätte. Auf der Gronauer Straße – nach der Ahauser Aa Richtung K+K-Tankstelle – geht nichts mehr. Hupen, quietschende Bremsen, Gemotze durch geöffnete Fenster – die Emotionen der sichtlich genervten Autofahrer kochen hoch. Die Polizei ist im Einsatz.
Anhand der Nummernschilder wird schnell klar: Es sind fast ausschließlich Niederländer, die hier für das Chaos sorgen, das die Polizei in Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt der Stadt versucht, in den Griff zu bekommen.
In Schleife über den Parkplatz
In einer großen Schleife werden die Fahrzeuge über den K+K-Parkplatz geführt. Polizeiflatterband weist ihnen den Weg. Jeder Autofahrer, der auf das Areal will, wird einzeln von den Einsatzkräften hinaufgewunken. Zeit bis zur Zapfsäule: gut und gern 30 Minuten. Minimum.
Dass es sich auf der Gronauer Straße vor der Tankstelle so extrem staut, hat seinen Grund. Erstens ist der Sprit in Deutschland seit dem 1. Juni um gut 30 Cent (Super) günstiger als in den Niederlanden und zweitens ist die Shell-Tankstelle an der Haaksbergener Straße bereits seit Stunden leergetankt.

Zeitweise ging am Freitag (3. Juni) nichts mehr auf der Gronauer Straße. © Till Goerke
Mit Flatterband sind die Zapfsäulen dort abgesperrt. „Hier geht gar nichts mehr“, so Betreiber Andreas Terhalle. Eine angekündigte Tanklieferung sei ausgeblieben, so waren die Super-Tanksäulen um 10 Uhr leer.
Diesel gibt es noch, aber: „Dafür lassen wir nicht auf. Dann müssten wir immer wieder sagen, dass wir kein Super mehr haben“, erklärt der Betreiber. Und alleine während dieses kurzen Gesprächs mit der Redaktion fahren mehrere Autos mit niederländischen Kennzeichen vor und wollen tanken. Vergebens.
Ärgerlicher Ansturm
Zurück zur K+K-Tankstelle. Dort hat der zuständige Vertriebsleiter Ralf Körner alle Hände voll zu tun. „Das ist schon den ganzen Tag so. So etwas habe ich auch noch nicht erlebt.“ Auch für die Anlieger oder die ganz „normalen“ Kunden des Verbrauchermarktes sei die Situation nicht angenehm.
Ralf Körner ist aber froh, das betont er, dass sich mittlerweile die Polizei der Sache angenommen hat. Auch das Ordnungsamt der Stadt Ahaus ist vor Ort. Denn: Ab der Kreuzung mit der Enscheder Straße ist es eine kommunale Angelegenheit. Davor ist es eine Kreisstraße. Was also tun?

An der Shell-Tankstelle in Alstätte gibt es seit Freitagmorgen 10 Uhr kein Super-Benzin mehr. Die Tankstelle ist mit Flatterband gesperrt. Dennoch kommen immer wieder Niederländer und wollen dort tanken. Vergebens. © Till Goerke
Momentan – und das gilt noch für den gesamten 3. Juni – wird die Polizei den Verkehr lenken. Ab dem 4. Juni 10.30 Uhr wird – so hat es die Stadt erlassen – die Gronauer Straße ab besagter Kreuzung zur Einbahnstraße. Temporär, bis sich die Situation wieder entspannt, wie das Ordnungsamt mitteilt.

Die Polizei musste am Freitag (3. Juni) den Verkehr vor der K+K-Tankstelle lenken. Der Andrang der Niederländer war riesig. © Till Goerke
Und noch etwas ist problematisch. Als die Redaktion vor Ort ist, ist die Ausfahrt des Feuerwehrgerätehauses vom Löschzug Alstätte gnadenlos „zugeparkt“. Einfach, weil sich die Autoschlange von der K+K-Tankstelle so weit zurückstaut, dass nichts mehr geht.
Tank-Chaos besorgt die Feuerwehr
Sehr zum Unmut des stellvertretenden Löschzugführers Stephan Ellerkamp. Mit ihm ist die Redaktion vor Ort verabredet. „Problematisch ist, dass die Kollegen so auch nicht anrücken können.“ Ausrücken ginge vielleicht noch, aber mutmaßlich wohl auch nur mit Mühen.
Neu sei das Ganze auch nicht. „Das ist schon seit drei Tagen so“, berichtet Ellerkamp. Eben seitdem in Deutschland der Sprit so viel günstiger als in den Niederlanden ist. Kalkulierbar ist das Verkehrsaufkommen auch nicht. Immer wieder schubweise ist die Gronauer Straße am Freitag dicht.

Stephan Ellerkamp, stellvertretender Löschzugführer vom Löschzug Alstätte, hofft, dass die Wehr nicht ausrücken muss, wenn die Einfahrt mal wieder zugeparkt ist. Im Hintergrund sieht man die Autoschleife über den K+K-Parkplatz zu den Zapfsäulen. © Till Goerke
„Hoffen wir einfach, dass wir nicht ausrücken müssen“, sagt Stephan Ellerkamp, als er auf die verstopfte Ausfahrt schaut. Die gute Nachricht: Das Ordnungsamt hat grünes Licht dafür gegeben, dass der Löschzug das Schild „Ausfahrt freihalten“ vom hinteren Teil des Areals direkt an die Straße versetzen darf.

Wartezeit bis zur Zapfsäule? Am Freitagmittag gut und gern 30 Minuten. © Till Goerke
Ob das hilft, wird sich zeigen müssen. Der Bauhof wird dem Löschzug beim Umsetzen helfen. Dieses soll jetzt zügig erfolgen. Es sind eben viele kleine Stellschrauben, an denen aktuell gedreht wird, um das Tank-Chaos in den Griff zu bekommen.
Wie hoch steigen die Preise noch?
Polizei-Sprecher Dietmar Brüning, ebenfalls vor Ort, formuliert es so: „Es müssen Lösungen her, die auch ohne Polizei funktionieren.“ So wie am Freitagmittag sei das keine Dauerlösung. Dass diese aber dringend nötig war, hat sich allerdings auch gezeigt. Die Beamten haben alle Hände voll zu tun, den Verkehr zu regeln.

Der Sprit war am Freitagnachmittag rund 30 Cent günstiger (Super) als in den Niederlanden. Das führte zu dem Ansturm. © Till Goerke
Aber wer weiß, vielleicht regelt sich das Dilemma auch von selbst. Während die Redaktion vor Ort war – knapp anderthalb Stunden lang – stieg der Spritpreis an der K+K-Tankstelle mehrfach an. Je nachdem, wie hoch dieser noch geht, dürfte die Differenz zu den Preisen in den Niederlanden das Ganze wohl bald von selbst regeln.
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
