
Sebastian Knobloch (32) startet am 22. Juni von Ahaus zum Nordkap. Mit dem Rad will er insgesamt 4500 Kilometer zurücklegen, um Spenden für besondere Rollstühle zu sammeln. Mit der Tour erfüllt er sich aber auch einen Teil seines Lebenstraums. © Sebastian Knobloch
Spenden für Rollstühle: Sebastian Knobloch fährt mit dem Rad ans Nordkap
Ride for Rollstuhl
BIs ans Nordkap möchte der Ahauser Sebastian Knobloch (32) in den nächsten Wochen auf dem Rad fahren. Aber nicht nur aus eigenem Interesse. Er sammelt Spenden für spezielle Rollstühle.
Von Ahaus bis ans Nordkap möchte der Ahauser Sebastian Knobloch ab Dienstag fahren. 3800 Kilometer. Mit dem Fahrrad. Teil eines Lebenstraums für den 32-Jährigen und gleichzeitig der Auftakt für eine Spendensammlung.
Zwei Monate Zeit hat sich Sebastian Knobloch für den Trip an den nördlichsten Punkt Europas genommen. Rund 40 Tage auf dem Rad, etwa 100 Kilometer pro Tag. „Das müsste zu schaffen sein“, sagt er am Telefon. Müsste – denn zusätzlich zur reinen Strecke liegen auch knapp 35.000 Höhenmeter zwischen ihm und dem Nordkap. Eine Zahl, die ihm gehörigen Respekt einflößt.
Reise ans Nordkap soll mindestens 4000 Euro bringen
Doch er will das Ziel unbedingt erreichen und so mindestens zwei Strandrollstühle zusammenstrampeln. Aus Spenden, die er über eine Internetplattform generieren will. Strandrollstühle, zwei Monate Zeit, Nordkap? Noch einmal der Reihe nach.
„Ich habe mir zu meinem letzten Geburtstag ein Jahr Auszeit geschenkt. Ein Lebenstraum“, sagt der Gesundheits-Ökonom. Am 1. September 2021 startete er in sein Abenteuer. Erst eine Reise durch Südamerika und zur südlichsten Spitze von Feuerland. Dann eine Motorradtour quer durch Osteuropa, zum Balkan und am Mittelmeer entlang. Jetzt steht noch die Tour in den Norden an.
Strandrollstühle sollen helfen, Barrieren zu überwinden
Und die Strandrollstühle? „Als Nebenjob habe ich vor ein paar Jahren begonnen, als Assistenz für einen Rollstuhlfahrer zu arbeiten“, sagt Sebastian Knobloch. Daraus habe sich eine Freundschaft entwickelt. Gemeinsam vereisen die beiden Männer seit ein paar Jahren. Auf Usedom seien sie schließlich auf die Strandrollstühle gestoßen.

Spenden für solche speziellen Rollstühle für den Strand möchte Sebastian Knobloch sammeln. Ein Exemplar kostet 2000 Euro. Mindestens zwei Stück möchte der Ahauser nach der Tour kaufen können. © Sebastian Knobloch
„Eine Art spezielle Schwimmliege“, erklärt er. Der Stuhl mit besonders großen Ballonreifen und zusätzlichen Schwimmern lasse sich zum einen durch den Sand schieben und zum anderen ermögliche er es einem Rollstuhlfahrer auch, bis ins Wasser zu fahren. „Ein Stück Teilhabe“, nennt es Sebastian Knobloch.
Der Strandbesuch im Mai habe sich angefühlt wie ein unbeschwerter Strandtag. „Auch wenn es wegen der eisigen Wassertemperaturen ein eher kurzes Vergnügen war“, sagt Sebastian Knobloch. Aber auch wenn er selbst nicht auf einen Rollstuhl angewiesen sei, habe es sich für ihn schlimm angefühlt, wie schnell Rollstuhlfahrer vor unüberbrückbaren Barrieren stehen würden.
Traumziel wäre ein Rollstuhl pro Bundesland
Zumindest eine Barriere könne mit den Strandrollstühlen überwunden werden. 2000 Euro koste ein solcher Stuhl. „Die gibt es aber erst an sehr wenigen Stellen“, erklärt er. Das Geld für mindestens zwei möchte er zusammenbekommen. Einen für das Strandbad am Wannsee in Berlin, einen für das Schwimmbad am Fühlinger See in Köln. Als großes Fernziel habe er sogar 16 Strandrollstühle im Blick. Einen für jedes Bundesland. 32.000 Euro würden dafür fällig. „Das wäre ein Traum. Aber ich glaube fest, dass ich die Summe für zwei zusammenbekomme“, macht er deutlich.
Neben dem großen Spendenziel steht für ihn natürlich auch die persönliche Herausforderung. „So lang war ich mit dem Rad noch nicht unterwegs“, erklärt er. Mal für eine Woche, auch mit Gepäck. Auch einmal extremer mit einem Freund bei einer Alpenüberquerung. „Da hab ich Fahrrad und Ausrüstung schon einmal getestet“, sagt er. Aber für zwei Monate allein durch die teils menschenleeren Weiten von Norwegen zu fahren, sei da schon etwas anderes.
So wenig Gepäck wie möglich und wildes Campen
Sein Fahrrad, ein sogenanntes Gravelrad, hat er vor der Tour noch einmal genau durchchecken lassen. „Das sollte jetzt eigentlich halten“, sagt er. Natürlich habe er einiges an Flick- und Werkzeug dabei. „Aber ich hoffe auch einfach darauf, dass ich unterwegs Hilfe bekomme, falls es einen größeren Schaden gibt“, fügt er hinzu. Insgesamt wolle er nämlich so wenig Gepäck wie möglich dabei haben. Denn allein die Campingausrüstung wiege ja schon einiges.

Auf dem Rad hat Sebastian Knobloch schon einiges ausprobiert – wie hier auf einem Drahtseil in schwindelerregender Höhe. Eine so lange Tour wie jetzt in Richtung Nordkap hat er aber noch nie gemacht. © Sebastian Knobloch
Auf die könne er aber nicht verzichten: „Ich würde gerne so oft es geht vom Jedermanns-Recht Gebrauch machen“, erklärt er. Danach ist in Skandinavien geregelt, was man unter freiem Himmel darf und was nicht: Beispielsweise ist es auf allen nicht-bewirtschafteten und nicht-eingezäunten Flächen erlaubt, ein Zelt für eine Übernachtung aufzustellen. Auch unter freiem Himmel zu schlafen ist dort erlaubt. Zum Vergleich: In Deutschland bewegt man sich bestenfalls in einer rechtlichen Grauzone, wenn man „wild“ unter freiem Himmel übernachtet. Einfach ein Zelt aufzustellen, ist in den meisten Bundesländern ganz klar verboten.
Für Sebastian Knobloch gehört dieser Teil des Abenteuers aber auf jeden Fall dazu. Und die Entfernungen in Norwegen? Schließlich sind weite Teile des Landes nur sehr dünn besiedelt. Andere Menschen oder gar einen Supermarkt zu finden, kann da schon einmal schwierig werden. „Ich hab ein paar Notfallrationen im Rucksack dabei und nehme auch einen Wasserfilter mit, um mir im Ernstfall Trinkwasser direkt aus einem See oder Fluss zu holen“, sagt er. Damit sei er auf alles vorbereitet. „Es geht mir ja auch darum, im Vorfeld nicht genau zu wissen, wie die Reise verläuft“, sagt er.
Rückreise bis spätestens 31. August
Am Nordkap angekommen, bleibt ihm aber nicht viel Zeit zur Erholung. Bis zum nächsten Flughafen in Tromsø sind es noch einmal 700 Kilometer. Und spätestens am 23. oder 24. August möchte er zurückfliegen. „Die Flüge sind noch nicht gebucht“, macht er deutlich. Aber sein Jahr Auszeit ende am 31. August. „Direkt vor meinem Geburtstag“, sagt er lachend.
Über seine Reise will er online unter dem Hashtag „#rideforrollstuhl“ berichten. Die Spendenkampagne hat er auf der Plattform Betterplace.me gestartet: www.betterplace.me/ride-for-rollstuhl
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
