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Ruhestand wird greifbar: Manfred Verweyen (58) präsentiert Nachfolger
Bäckerei
Ein paar Jahre arbeitet er noch. Doch Bäcker- und Konditormeister Manfred Verweyen denkt an den Ruhestand. Für die 50 Mitarbeiter soll es nahtlos weitergehen, denn die Nachfolge steht fest.
Manfred Verweyen (58) denkt langsam daran, beruflich kürzer zu treten. Der Bäcker- und Konditormeister aus Wüllen kann es sich erlauben. Denn mit Thomas Rotert-Nienhaus stellt er jetzt seinen Nachfolger vor. Anfang dieses Jahres ist der als Teilhaber in das Unternehmen eingestiegen.
In ein paar Jahren soll er die Leitung übernehmen. „Spätestens mit 63 will ich aufhören, zu arbeiten“, sagt Manfred Verweyen. Dann habe er 48 Jahre gearbeitet. Und das sei ja wohl genug. Die Perspektive ist also klar.
Bäckerei soll weitergeführt werden wie bisher
Ändern soll sich vorerst aber mal gar nichts. „Gutes muss man ja nicht ändern“, erklärt Thomas Rotert-Nienhaus (33). Seit einigen Jahren arbeitet er schon als Angestellter in der Bäckerei. Hat den Betrieb also von innen kennengelernt. Und das, was Manfred Verweyen seit 1991 aufgebaut hat, will er fortführen: echtes Handwerk, den Filial- und Cafébetrieb und auch die jährliche Zertifizierung als „Fünf-Sterne-Bäckerei“.

Anna (30) und Thomas (33) Rotert-Nienhaus werden die Bäckerei Verweyen in den kommenden Jahren komplett übernehmen. Den Handwerksbetrieb mit rund 50 Mitarbeitern und bisher vier Filialen wollen sie dabei so weiterführen wie Susanne und Manfred Verweyen es in den vergangenen 30 Jahren getan haben. © Stephan Rape
Der Betrieb hat für ihn genau die richtige Größe: nicht zu klein, um etwas reißen zu können. Aber auch nicht zu groß, um den Überblick zu verlieren. „Man ist binnen zehn Minuten an jeder Filiale“, sagt Manfred Verweyen. Könne täglich in jedem Laden sein und bekomme mit, was die Kunden sich wünschen.
Erstes Gespräch im Dezember 2018
Über Bekannte hatte Thomas Rotert-Nienhaus davon gehört, dass Manfred Verweyen langsam darüber nachdenkt, sich zur Ruhe zu setzen. „Da bin ich einfach hergekommen und habe ihn darauf angesprochen“, sagt der 33-Jährige, der aus Gescher stammt und seit gut sechs Jahren in Ahaus lebt. Der erste Kontakt war im Dezember 2018. Zahllose Gespräche folgten. Mit seiner Frau Anna, mit den Verweyens, mit dem Steuerberater. So ein Schritt will schließlich gut überlegt sein.
„Mir war immer klar, dass ich mich einmal selbstständig machen möchte“, sagt Thomas Rotert-Nienhaus. Beruflich blickt er schon auf einige Erfahrung zurück: Nach der Ausbildung zum Bäcker in Gescher schloss er in einer Konditorei in Saerbeck die Konditorenausbildung an. Danach folgten einige Jahre in kleinen und großen Betrieben und schließlich die Meisterschule. Ein Jahr war er auf der Nordseeinsel Langeoog tätig, bevor er zu einem Rohstoff-Lieferanten wechselte. Dort war er für Produktentwicklung, Kundenbetreuung und Qualitätssicherung zuständig.
Bäckerei Verweyen bleibt ein echter Familienbetrieb
Jetzt der erste Schritt in die Selbstständigkeit: „Ich möchte Verantwortung für die Mitarbeiter übernehmen und der eigene Betrieb reizt mich einfach.“ Trotz des Risikos, trotz langer Arbeitszeiten und wenig freien Tagen. „Da muss die Frau schon mitziehen“, sagt Susanne Verweyen (52), die aus eigener Erfahrung spricht. Doch Anna Rotert-Nienhaus (30) nickt nur. Sie zieht mit und wird auch mit im Unternehmen arbeiten. Später. Im Moment kümmert sie sich noch um die drei Kinder. Das Jüngste ist gerade erst zehn Monate alt.
Von den eigenen drei Kindern der Verweyens wollte keines den Betrieb übernehmen. „Da Druck zu machen, bringt ja nichts“, sagt Manfred Verweyen lächelnd. Die Kinder haben andere Wege eingeschlagen.
Freude über Nachfolge trifft Wehmut vor dem Ruhestand
„Ich bin wirklich froh, dass ich einen Nachfolger gefunden habe“, sagt Manfred Verweyen, „aber ich weiß jetzt schon, dass es mir schwerfallen wird, das alles abzugeben.“ Schließlich hat er den Betrieb mit inzwischen 50 Mitarbeitern und vier Filialen aufgebaut. Hat den Umsatz seit 1991 verzehnfacht. Eine neue Filiale ist gerade an der Fuistingstraße in Planung. „Das hätte ich ohne Nachfolger ja schon nicht mehr gemacht“, sagt er.
Auch Investitionen in die Produktion an der Schulstraße in Wessum hätte er ohne Thomas Rotert-Nienhaus wohl nicht mehr getätigt. Doch so kann es mit dem Unternehmen weitergehen. Zwei zusätzliche Filialen wären wohl ohne Probleme mit der aktuellen Produktion noch möglich. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
