Speziell für LKW-Fahrer hat Spediteur Ralf Kleinpas (M.) im Gewerbegebiet Ahaus-Ost eine Schnellteststation eingerichtet. Er möchte es den Fahrern so einfach wie möglich machen, sich regelmäßig auf das Coronavirus testen zu lassen.

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Ralf Kleinpas will es LKW-Fahrern mit spezieller Teststelle leicht machen

rnSchnelltest im Gewerbegebiet

Tief im Gewerbegebiet, weit weg von den Hauptstraßen, bietet Ralf Kleinpas Schnelltests speziell für LKW-Fahrer. Das Geld stehe nicht im Vordergrund, sagt er. Er will den Fahrern helfen.

Ahaus

, 08.02.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Kurz vor dem Ende des Ahauser Gewerbegebietes an der Boschstraße betreibt Ralf Kleinpas seit dem Umzug im vergangenen Jahr seine Spedition. Und dort wendet er sich mit einer Schnellteststation speziell an LKW-Fahrer. „Das war am Anfang eigentlich nur eine Schnapsidee am Stammtisch“, sagt der 48-Jährige.

Doch daraus wurde schnell Ernst. Denn für LKW-Fahrer seien die Bedingungen auch nach zwei Jahren Pandemie nicht einfach. Viele Be- und Entladestellen würden aktuelle Tests der Fahrer verlangen. Völlig unabhängig von ihrem Impfstatus. So läuft es auch in der Spedition von Ralf Kleinpas. Wer die Büros betreten möchte, braucht einen aktuellen negativen Schnelltest. Boosterimpfung hin oder her.

Ralf Kleinpas (48) hat seine Spedition vor 22 Jahren mit dem ersten LKW gegründet. Im vergangenen Sommer ist das Unternehmen in völlig neue Gebäude an der Boschstraße gezogen.

Ralf Kleinpas (48) hat seine Spedition vor 22 Jahren mit dem ersten LKW gegründet. Im vergangenen Sommer ist das Unternehmen in völlig neue Gebäude an der Boschstraße gezogen. © Stephan Rape

„Wir machen das auch, um unseren Fahrern deutlich zu machen, dass das alles kein Spaß ist und dass die Impfungen unheimlich wichtig sind“, erklärt Ralf Kleinpas. Das hätten viele Fahrer am Anfang der Pandemie erst noch auf die leichte Schulter genommen. Inzwischen habe die Belegschaft eine Impfquote von beinahe 100 Prozent erreicht.

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Für die Fahrer, die morgens bei Schichtbeginn an der Boschstraße starten, sei der Test sozusagen der erste Schritt. Die könnten so wertvolle Minuten für die späteren Touren sparen. Und ihnen wolle er das Leben so einfach wie möglich machen.

Höheres Zelt und eine Brücke für das Testpersonal

Die Schnellteststation für LKW-Fahrer unterscheidet sich dabei kaum von den PKW-Drive-Through-Stationen: Klar, das Zelt über der Durchfahrt ist deutlich höher. Auch eine kleine Brücke steht bereit, damit die Tester bis auf Höhe des Fahrerfensters kommen. Die Fahrer können sitzen bleiben und ihren Test genauso bequem machen lassen, wie es bisher nur für PKW-Fahrer möglich war.

„Ursprünglich war das nur für unsere Fahrer vorgesehen“, sagt Ralf Kleinpas. Inzwischen spreche sich der Betrieb langsam herum. Seit Mitte Januar läuft die Teststelle auf dem Hof der Spedition. Von 5 bis 22 Uhr, 25 bis 30 Aushilfen sind beschäftigt. Geleitet wird dieser Bereich von Ralf Kleinpas‘ Schwester Sonja Sanft und Silke Ehlert.

Mit seiner Frau Martina führt Ralf Kleinpas seit 22 Jahren die Spedition. Angefangen mit einem LKW ist sie inzwischen auf 44 Fahrzeuge und 55 Fahrer gewachsen. Den Fahrern stehe viel mehr Anerkennung zu, betont der Spediteur.

Mit seiner Frau Martina führt Ralf Kleinpas seit 22 Jahren die Spedition. Angefangen mit einem LKW, ist sie inzwischen auf 44 Fahrzeuge und 55 Fahrer gewachsen. Den Fahrern stehe viel mehr Anerkennung zu, betont der Spediteur. © Stephan Rape

Im Hintergrund hilft auch Ehefrau Martina Kleinpas mit, die sonst mit in der Geschäftsführung der Spedition arbeitet. „Also alles ein reiner Familienbetrieb“, sagt Ralf Kleinpas augenzwinkernd. Aktuell machen dort laut Statistik auf corona.chayns.de täglich über 200 Personen einen Schnelltest. Die Software der Tobit.Labs lobt Ralf Kleinpas ausdrücklich. Nur dadurch sei der Betrieb überhaupt möglich, auch wenn er ebenfalls Tests mit Zettel und Stift anbietet. Doch die dauern eben deutlich länger.

Fahrer stehen im Vordergrund, denn sie sind schwer zu bekommen

Ein Geschäft, über das sich Ralf Kleinpas natürlich freut. Im Fokus stehen für ihn aber weiter die LKW-Fahrer. Denn auch wenn inzwischen die sanitären Einrichtungen an den Autobahnen längst wieder geöffnet sind, hätten es LKW-Fahrer immer noch nicht einfach: „In manchen Betrieben, bei manchen Logistikzentren oder Lagern werden die wie Aussätzige behandelt“, sagt Ralf Kleinpas.

Fahrer dürften die Gebäude der Logistikzentren nicht betreten, würden vor der Tür auf Dixi-Klos geschickt. Natürlich sei es wichtig und richtig, die Infrastruktur zu schützen. Dennoch bräuchten LKW-Fahrer schlicht mehr Lobby, Anerkennung und Verständnis.

Spedition vor 22 Jahren mit dem ersten LKW gegründet

Der 48-Jährige weiß, wovon er spricht: Vor 22 Jahren gründete er sein Unternehmen mit einem LKW, war alleine unterwegs, bevor er das Unternehmen nach und nach vergrößerte. Aktuell sind 44 Sattelschlepper auf das Unternehmen angemeldet. 55 Fahrer sind mit ihnen unterwegs. Unter ihnen hatte Ralf Kleinpas sich vor dem Gespräch mit unserer Redaktion noch einmal umgehört.

Auch sie schilderten vor allem die sanitären Einrichtungen an Be- und Entladestellen als katastrophal. „Aber damit hört es ja nicht auf“, sagt Ralf Kleinpas. Auch wenn Raststätten und Autohöfe ja längst wieder geöffnet seien: „Die Fahrer werden abgezockt“, sagt er. Ein Beispiel: FFP2-Masken würden an der Autobahn schnell mal 4,99 Euro kosten – pro Stück. Eine Duschmarke schlage mit 3,50 bis 5 Euro zu Buche.

Fahrer im Fernverkehr werden an den Autobahnen ausgenutzt

„Für Fahrer, die die ganze Woche unterwegs sind und erst am Wochenende nach Hause kommen, ist das natürlich ein riesiges Problem“, sagt er. Genau darauf hat sich die Spedition aber spezialisiert: „Typischer Fernverkehr“, sagt Ralf Kleinpas. Vor allem für Lebensmittel und Pharmazie. „Aber auch alles andere, was sich auf Kühlaufliegern verladen lässt“, fügt er hinzu.

Ihm gehe es darum, den Fahrern ihren Arbeitsalltag so angenehm wie möglich zu machen. „Schon so haben wir ja das Problem, dass keiner mehr fahren möchte“, sagt er. Zwei oder drei Stellen habe er immer offen. Die Fluktuation sei groß – trotz eigens eingerichteter Betriebswohnung für Fahrer, die über das Wochenende in der Spedition bleiben wollen, trotz fester LKW-Zuordnung, trotz guter Bezahlung. Die Branche jage sich gegenseitig das Personal ab.

Bei Bewerbungsgesprächen habe er mittlerweile das Gefühl, sich mit seinem Unternehmen bei den Fahrern zu bewerben, statt umgekehrt. „Die können sich ihre Stellen mittlerweile ja aussuchen“, erklärt er.

Seiner Spedition gehe es gut: „Lebensmittel sind ja in der Pandemie eher noch stärker gelaufen als vorher“, sagt er mit Blick auf die Hamsterkäufe im Frühjahr 2020. Einzig die Rückladungen hätten hier und da mal gefehlt. Das habe das Unternehmen aber gut kompensiert. „Was das angeht, dürfen wir alle zufrieden sein“, macht er deutlich. Die Sorge gelte allein den Fahrern. Der Nachwuchs fehle schlicht.