Die in Wüllen geplante Mikrohaussiedlung kann kommen. Der Rat hat am Mittwochabend (17. April) für den Entwurf von Josef Terhalle und der Volksbank Immobilien GmbH gestimmt. Für den hatten zuvor wie berichtet eine Wettbewerbsjury und der Bauausschuss gestimmt.

Noch einmal ein ganz kurzer Blick auf die Planung: Auf dem rund 3800 Quadratmeter großen Grundstück im Herzen des neuen Baugebiets Wüllen Nord 2 sollen eingeschossige Gebäude mit rund 52,5 Quadratmetern Wohnfläche oder zweigeschossige Varianten mit etwa 90 Quadratmetern entstehen. Nach dem Plan sind es aktuell 24 Mikrohäuser, die durch Gemeinschaftsräume ergänzt werden.
Autos sollen in der Siedlung nicht fahren, sondern am Rand geparkt werden. Der Entwurf hatte sich in dem Wettbewerb gegen drei Alternativen durchgesetzt.
Möglichst viele Bäume erhalten
Thomas Hammwöhner fasste im Rat noch ein paar Punkte zusammen: Die Resonanz sei groß. „Viele Interessenten wollen unmittelbar einziehen“, erklärte er. Das sei zumindest das Echo auf die Vorstellung des Wettbewerb-Ergebnisses.
Allerdings sei vieles noch in einem sehr frühen Planungsstadium: Wegeführungen und die Anordnung von Stellplätzen beispielsweise könnten sich noch einmal verändern. Auch die dort stehenden Kastanien werden wohl noch einmal Thema. „Dafür müssen wir Lösungen finden“, machte er deutlich. Klar sei, dass alles getan werde, um möglichst viele der alten Bäume zu erhalten.
Aus viel Skepsis wurde in der Politik fast einstimmige Zustimmung: Die geplante Mikrohaussiedlung in Wüllen hat grünes Licht. Johannes Terhaar (CDU) machte am Mittwochabend im Rat den Auftakt zu einer beinahe einhelligen Lobeshymne: „Der Entwurf hat nichts mehr mit dem Bauwagen von Peter Lustig zu tun“, sagte er.

Diese Idee sei vielen durch den Kopf gegangen, als die Idee für eine Mikrohaussiedlung in Wüllen aufkam. „Jetzt ist die Akzeptanz deutlich größer“, machte er deutlich. Der Wüllener Ortsvorsteher Manfred Verweyen (ebenfalls CDU) räumte ein, dass er zunächst kein Befürworter der Idee gewesen sei. Wenn man sich jetzt vorstelle, dass man auf der Fläche von sechs bis acht Einfamilienhäusern 24 Parteien unterbringen könne, sei das schon toll.
Dietmar Eisele (Grüne) nannte die Planung ein hervorragendes Projekt, das zukunftsweisend für weitere vergleichbare Ideen in der Stadt sei. Und trotz der Bedenken der WGW gebe es ja offenbar genügend Interessenten. Auch Christiane Gottheil (FDP) freute sich, dass es mit der Planung weitergeht: „Wir waren immer Befürworter“, betonte sie.
Bedenken wurden ausgeräumt
Klaus Lambers (SPD) erklärte, dass seine Fraktion ursprünglich Bedenken wegen der Gemeinschaftsflächen gehabt habe. „Wir haben uns gefragt, ob die Münsterländer dafür die passenden Menschen sind oder ob die sich lieber eine Hecke oder einen Zaun um ihr Grundstück ziehen wollen“, erklärte er. Offenbar eine unbegründete Befürchtung, wie er hinzufügte. In Coesfeld habe es einen regelrechten Run auf ein ähnliches Projekt gegeben. „Die Stunde der Wahrheit schlägt wohl, wenn der Preis feststeht.“
Reinhard Horst (WLA) erinnerte daran, dass die Stadt Ahaus von der Wettbewerbsjury eindeutig gelobt worden sei. „Das wird Wüllen gut tun“, sagte er zu dem Projekt. Auch Hanne Lange (UWG) freute sich: Dass aus der ursprünglichen Idee einer Tiny-House-Siedlung nun eine Mikrohaus-Siedlung geworden sei, stehe der Stadt sehr gut.
WGW stimmt gegen Mikrohaus-Plan
Die allgemeine Begeisterung für die Mikrohaussiedlung mochten die beiden Ratsherren der Wählergemeinschaft „Wüllen unser Dorf“ (WGW) allerdings auch da noch nicht teilen. Hermann-Josef Haveloh und Norbert Frankemölle stimmten gegen die Planung. Als einzige. Allerdings dieses Mal ohne eigene Wortmeldung. Im zurückliegenden Bauausschuss hatte Hermann-Josef Haveloh noch geschimpft, dass „Wüllen diese Planung nicht will“.
Josef Terhalle, der nicht nur Wettbewerbssieger, sondern auch Ratsherr in Reihen der CDU ist, hatte sich eingangs der Debatte für befangen erklärt und verfolgte die Beratung und Abstimmung vom hinteren Ende des Ratssaals.
Kosten sind noch offen
Noch keine näheren Angaben macht er am Tag nach dem Beschluss gegenüber unserer Redaktion zu möglichen Kosten für die Mikrohäuser. Das hänge auch noch von weiteren Gesprächen ab. Klar sei, dass die Gebäude möglichst kostensparend gebaut werden sollen. Dazu setzt der Ottensteiner auf eine hohe Vorfertigung auf dem Firmengelände in Ottenstein, bevor die Gebäude in Wüllen aufgestellt und fertig montiert werden. Die Zeitschiene für die Mikrohaussiedlung ist aktuell noch relativ offen. Zwei Jahre bleiben den Planern und Investoren, um die Fläche zu vermarkten.
Die Erschließung für das Baugebiet Wüllen Nord 2 insgesamt soll – so die Schätzung von Thomas Hammwöhner – im August beginnen. Damit nähert sich ein schier endloses Ringen um das Neubaugebiet seinem Ende: Neben der Diskussion um die Flächen für Tiny- bzw. Mikrohäuser war es unter anderem um den Erhalt und die Versetzung der Kopfweiden, den Grunderwerb insgesamt und zigfach auch um die Anordnung der einzelnen Plangebiete gegangen.