Post entschuldigt sich für verspätete Zustellung
Personalengpässe
Am Ende der Blommelstraße in Ahaus ist es ruhig. Sehr ruhig. Man kennt sich, man grüßt sich. An machen Tagen ist es dort sogar so ruhig, dass nicht einmal die Post kommt. Die Anwohner ärgern sich, die Post räumt einen Fehler ein und gelobt Besserung.

Regelmäßig blickte Bernhard Haget in der Vergangenheit in die gähnende Leere seines Briefkastens. Die Post hat Besserung versprochen. Die Zustellung soll in Zukunft wieder pünktlicher klappen. Ein grundsätzliches Problem gebe es jedoch nicht.
Bernhard Haget ist sauer: Mehrere Zeitschriften hat er abonniert. Regelmäßig treffen die zu spät ein. Teilweise mehrere Tage verspätet. Sicher kein Beinbruch, aber ein Ärgernis für den ehemaligen Graeser Ortsvorsteher. Auch mehrfache Nachfragen bei den Verlagen oder der Post seien ohne Erfolg geblieben.
Und Bernhard Haget ist nicht allein: Auch seine Nachbarin Gabriele Thomas hat ein ähnliches Problem. Seit 1980 wohnt sie in der Blommelstraße. "Seit zwei oder drei Jahren spitzt sich das Problem zu", sagt sie. Immer häufiger kommen Zeitschriften demnach unpünktlich bei ihr an. Auf die verzögerte Zustellung angesprochen habe die Zustellerin erklärt, dass sie ihre Tour abbrechen müsse, weil es zeitlich nicht mehr passe. Auch Nachfragen in der Ahauser Postfiliale oder sogar Laufzeitmessungen durch die beteiligten Verlage hätten nichts gebracht.
Keine grundsätzlichen Probleme
Ein strukturelles Problem bei der Post? Rainer Ernzer ist Pressesprecher der Deutschen Post und unter anderem für das Postleitzahlengebiet 48 - also auch für Ahaus - zuständig. Erst einmal sagt er, dass es keine grundsätzlichen Probleme mit der Zustellung gibt. Insgesamt sei die Personalsituation zurzeit unproblematisch. Auch vom Weihnachtsgeschäft sei noch nichts zu spüren. Er verspricht aber, sich zu informieren.
Ein Tag vergeht, bis er sich wieder meldet: "Für die Unannehmlichkeiten, die entstanden sind, können wir uns nur entschuldigen", sagt er im zweiten Gespräch mit unserer Zeitung. Tatsächlich habe es im Bereich Blommelstraße Personalengpässe gegeben. "Wir hatten damit zu kämpfen, das sollte jetzt aber nicht mehr vorkommen", so Ernzer weiter.
Personalengpässe
Bei diesen Personalengpässen der vergangenen Zeit handele es sich jedoch um Einzelfälle. Grundlegende Probleme, wie sie etwa von den Gewerkschaften DPVkom oder Verdi kritisiert werden, gebe es in Ahaus im Moment nicht.
Der Pressesprecher spricht aber auch von Veränderungen in der Zustellung: So sei die Menge der Briefe beispielsweise an Montagen drastisch zurückgegangen. "Montags wird kaum noch etwas zugestellt", sagt er. Denn montags würden ja nur die Briefe, die samstags eingeworfen werden, in die Verteilung gehen.
Montagszustellung
Da an Wochenenden Firmen und Behörden aber normalerweise nicht arbeiten, wäre das fast nur Privatpost. "Und die gibt es kaum noch", sagt der Pressesprecher. Werbebriefe - die sogenannte Infopost - wird an Montagen nicht zugestellt: "Die ist im Porto vergünstigt. Dafür lohnt es sich montags nicht, in die Bezirke zu fahren", erklärt Rainer Ernzer. Selbstverständlich würde aber die Post, die vor der Leerung am Samstag eingeworfen wird, auch am Montag zugestellt.
Unter dem Strich erfülle die Post die Anforderungen an die Zustellung: Laut Gesetz muss die Post 89 Prozent der Standardbriefe am nächsten Tag zustellen. "Unsere Quote liegt im Moment aber bei rund 95 Prozent", erklärt der Post-Sprecher. Eine Garantie dafür könne bei einem Standardbrief jedoch niemand übernehmen. Für eine garantierte Zustellung am nächsten Tag empfiehlt er den sogenannten Expressbrief. Der ist mit mindestens 11,90 Euro zwar 17-mal so teuer wie ein Standardbrief, hat dafür aber ein eigenes Zustellernetz - und eben die Garantie der Zustellung am nächsten Tag.
Bezirke im Wandel
Die einzelnen Zustellbezirke werden ungefähr einmal pro Jahr bemessen, das heißt, dass per Computerprogramm die Gebiete überprüft und im Zweifel neu zugeschnitten werden: "Sie sind ständig im Wandel, etwa weil sich ein Unternehmen ansiedelt oder neu gebaut wird", erklärt der Pressesprecher. Entsprechend müsse nachgesteuert werden.
An der Blommelstraße freut man sich indes, dass es mit der Zustellung nun klappen soll.