Ölfund: Kritik an Verantwortlichen wächst
Umweltverschmutzung im Amtsvenn
40 Jahre haben die Menschen über den riesigen Ölspeichern im Amtsvenn gelebt. 40 Jahre ist das gut gegangen. Doch nachdem das Gebiet mit Öl verseucht wurde, ist die Wut groß. Das zeigte sich auch bei einer Anwohnerversammlung, zu der die Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen geladen hatte.
Der Vergleich, den der unabhängige Gutachter Dr. Hans-Peter Jackelen auf der Anwohnerversammlung am Donnerstag bemüht, ist etwas unglücklich. In den Proben, die Gutachter jeden Tag an 29 Stellen in dem verseuchten Gebiet nehmen, wurden am Morgen im Grundwasser erstmals Spuren von Mineralöl nachgewiesen, und Jackelen sagt: "Es ist wie beim Tee trinken. Wenn Sie in den Tee ein Stück Zucker geben und nicht umrühren, kommt beim Trinken trotzdem irgendwann der Zucker." Nur geht es hier nicht um Zucker, sondern um Öl, von dem an einer Stelle stündlich immer noch 50 Liter aus dem Boden sprudeln."Beunruhigende Entwicklung"
"Ich war schon dabei, ein bisschen verrückt zu werden, dass wir im Grundwasser kein Öl gefunden haben. Es war bei dem Schaden klar, dass das irgendwann passieren musste", so Jackelen weiter. "Aber das ist eine beunruhigende Entwicklung." Der Gutachter steht den ganzen Tag draußen auf den Feldern und überwacht die Arbeit der Mitarbeiter der mittlerweile 20 Fachfirmen, die seit dem 12. April fieberhaft nach der Ursache für den Ölaustritt suchen, wie Manfred Inkmann, Geschäftsführer der Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen (SGW) den rund 200 Anwohnern im weißen Zelt hinter dem Firmensitz versichert. "Es tut mir aufrichtig leid. Unser Ziel ist es, heute alle Anfragen zu beantworten, soweit wir es können."Druck gemacht
Jackelen und Inkmann können es nicht. Denn sie wissen immer noch nicht, was die Ursache für den Ölaustritt ist. Auch wie viele Liter Öl sich im Erdreich befinden, kann Inkmann nicht sagen. Zwischendurch kommentieren die Gäste seine Antworten mit höhnischem Gelächter. Inkmann schildert technische Details zu den Kavernenspeichern, die Zuhörer sagen, sie wollen Tatsachen.
Anwohner kritisieren auch, dass sie erst am Donnerstag zu einem Gespräch geladen wurden - fast zwei Wochen nach dem ersten Ölfund -, und das auch erst, nachdem die Gronauer Bürgermeisterin Sonja Jürgens beim Unternehmen Druck gemacht hätte. "Die SGW hat ein großes Problem. Es liegt einiges im Argen. Ich sehe hier nicht die Transparenz, die angekündigt wurde", sagt Wilhelm Weßeling, der rund einen Kilometer von den Ölfundstellen wohnt.
Sorge um Tiere
Anwohner äußern die Sorge um den Wertverfall ihrer Grundstücke und Häuser. Landwirte haben Sorge um ihre Tiere und auch vor Folgeschäden in der Natur. Auch die Bezirksregierung Arnsberg steht in der Kritik. "Sie sind Aufsichts- und Genehmigungbehörde in einem. Es ist ein ineinandergreifender Klüngel", sagt eine Anwohnerin zu einem Vertreter der Behörde, der zu der Veranstaltung gekommen ist. Nach einem Zwischenfall im Februar, bei dem es in einem der drei unterirdischen Speicher zu einem Druckabfall gekommen war, hätten alle Beteiligten nach Prüfungen noch versichert, dass mit der Kaverne alles in Ordnung sei. "Jetzt soll die Ursache wahrscheinlich doch bei der Kaverne oder den Zuleitungen liegen. Das kann doch nicht sein", sagt ein anderer Anwohner. Jackelen und Inkmann bestätigen, dass mittlerweile klar sei, dass das Problem für den Ölunfall mit großer Wahrscheinlichkeit in der Tiefe liege. Eine beruhigende Entwicklung ist das nicht.