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Neuer NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst kommt in Ahaus gut an
Klare Meinung
Der neue NRW-Ministerpräsident heißt Hendrik Wüst und kommt aus dem Kreis Borken. In Ahaus kommt das am Mittwoch sehr gut an. Doch mit den Glückwünschen sind auch klare Forderungen verknüpft.
Hendrik Wüst ist neuer Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Der 46-jährige CDU-Politiker aus Rhede wurde am Mittwoch mit 103 von 197 Stimmen zum Nachfolger von Armin Laschet gewählt. In Ahaus und den Ortsteilen ist man damit ganz zufrieden. Denn erstmals stammt ein NRW-Ministerpräsident aus dem Kreis Borken:
Ruth Marx, Unternehmerin aus Ottenstein und Vorstandsmitglied des Ahaus e.V., freut sich über den Münsterländer an der Spitze der Landesregierung: „Er kommt hier aus der Region und weiß, wie das Münsterland tickt.“ Damit meint sie nicht nur die Chancen und Probleme, die es hier vor Ort gebe, sondern auch die unterschiedlichen Branchen, die das Münsterland mitbringe. „Wir sind im Münsterland ja sehr breit aufgestellt“, sagt sie. Sowohl was die Vielfalt in der Wirtschaft als auch beispielsweise den Tourismus angehe.
Ländlichen Raum nicht von den Ballungszentren abspalten
Das gelte es mit nach Düsseldorf zu tragen. Denn genau da droht in ihren Augen Gefahr: „Wir hier im ländlichen Raum dürfen nicht von den großen Zentren abgespalten werden“, sagt Ruth Marx. Diese Gefahr habe sie in den vergangenen Jahren schon gesehen. „Einfach, weil das Münsterland im Vergleich zu den Ballungsräumen oft keine große Rolle gespielt hat“, fügt sie hinzu.
Gerade frisch gewählt ist Martin Kortbuß als Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Graes. „Wir begrüßen natürlich ausdrücklich einen heimischen Vertreter als Chef der NRW-Landesregierung“, sagt er am Mittwoch im Gespräch mit unserer Redaktion.

Martin Kortbuß, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Graes, hofft, dass Hendrik Wüst seine Wurzeln im Westmünsterland nicht vergisst. © Archiv
Als Mensch aus dem Kreis Borken wisse Hendrik Wüst ja sehr gut, worauf es hier vor Ort ankomme. „Wichtig ist, dass er das Ohr zur Basis nicht verliert und nicht vergisst, wo er herkommt“, macht Martin Kortbuß deutlich. An die guten Wünsche zum Start ins neue Amt knüpft er also direkt eine klare Forderung: Hendrik Wüst müsse die Interessen der Landwirtschaft vertreten.
Bürgermeisterin hätte sich eine Frau an der Spitze gewünscht
Auch die Ahauser Bürgermeisterin Karola Voß wünscht dem neuen NRW-Ministerpräsidenten nur das Beste. „Auch wenn ich mich über eine Frau an der Spitze der Landesregierung noch etwas mehr gefreut hätte“, sagt sie lachend.

Bürgermeisterin Karola Voß hätte sich zwar eine Ministerpräsidentin gewünscht, freut sich aber auch so, dass ein Münsterländer an der Spitze der NRW-Landesregierung steht. © Stephan Rape
Dennoch: „Es ist gut für uns, dass der Ministerpräsident aus unserer Region kommt“, sagt sie. Zwar sei das Münsterland generell nicht unterrepräsentiert, aber von Vorteil sei die neue Situation natürlich dennoch: „Hendrik Wüst weiß, welche Themen für die Menschen hier in der Region besonders wichtig sind“, sagt sie.
Dr. Daniel Schultewolter, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken, sieht in dem neuen Ministerpräsidenten wirtschaftlich und politisch keine große Veränderung. „Aber für die Wahrnehmung unserer Region ist es sehr gut, dass er aus dem Kreis Borken kommt“, sagt er.

Dr. Daniel Schultewolter, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Kreis Borken, sieht durch die Wahl von Hendrik Wüst vor allem die Öffentlichkeitswirkung für das Münsterland gestärkt. © Archiv
Die Kleinstadt Würselen etwa kenne seit der Kanzlerkandidatur von Martin Schulz jeder. Der Kreis Borken könne gerne noch bekannter werden. „Wenn jetzt zusätzlich zu einem Bundesminister auch der NRW-Ministerpräsident von hier kommt, ist das super“, sagt er.
Gute Truppe in der Landespolitik
Mit der aktuellen Politik insgesamt hart ins Gericht geht Birger van Delden, Ahauser und Sohn des ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Rembert van Delden: „So lange Jens Spahn da mitmischt, brauchen wir uns über Bodenständigkeit nicht zu unterhalten“, macht er ganz deutlich. Das sei bei seinem Vater noch ganz anders gewesen. Heutzutage gehe es zu oft ums Geld. Davon abgesehen halte er aber die Landespolitiker für eine insgesamt „gute Truppe“.
„Hendrik Wüst hat als NRW-Verkehrsminister eine Menge geleistet“, sagt er. Etwa rund um das Thema Autobahnbaustellen habe sich in den vergangenen Jahren viel getan. „Das hat er bisher gut gemacht“, sagt er. Sollte er als Ministerpräsident die großen Baustellen ähnlich schnell anschieben, sei das sehr gut. Für Ahaus und den Kreis Borken erwartet er allerdings keine großen Änderungen: „Das wird nicht viel anders als bei seinem Vorgänger“, erklärt er.
Wer sich als gewissenhaft zeigt, kann Verantwortung übernehmen
Pfarrer Stefan Jürgens hält sich mit einer politischen Einschätzung der Wahl zurück. Auch mag er die Bedeutung für die Region nicht näher einschätzen. Nur so viel: „Wenn mit Hendrik Wüst ein Politiker aus dem Kreis Borken zum NRW-Ministerpräsidenten gewählt wird, zeigt das, wie Demokratie funktioniert.

Pfarrer Stefan Jürgens hält sich mit der Einschätzung über die Wahl von Hendrik Wüst zurück. Es sei eine sehr demokratische Entscheidung gewesen, erklärt er. © Archiv
Nämlich von der Basis her. Das Volk ist der Souverän, und wer sich als gewissenhaft gezeigt hat, kann und soll eine große Verantwortung übernehmen“, erklärt er. Für den Start in das neue Amt wünscht er Hendrik Wüst Gottes Segen.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
