Katrin Damme (50, l.) ist seit kurzem die neue Wirtschaftsförderin der Stadt Ahaus. Bürgermeisterin Karola Voß hat sie gesagt, dass sie nicht plant, noch einmal Bewerbungen zu schreiben. Sie möchte die Stelle auf Dauer bekleiden.

© Stadt Ahaus

Neue Wirtschaftsförderin Katrin Damme ist gekommen, um zu bleiben

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Die Stadt Ahaus hat wieder eine Wirtschaftsförderin. Katrin Damme (50) sagt im Interview, was Wirtschaftsförderung bedeutet, wie lange sie bleiben will und wie es um die Industrietage steht.

Ahaus

, 24.01.2021, 08:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wirtschaftsförderung in wenigen Worten erklärt, bedeutet…

Die Unterstützung der Wirtschaft in allen Belangen. Für alles, wo Unternehmen der Schuh drückt, bin ich im Rathaus die richtige Anlaufstelle.

Wie ist die Wirtschaftsförderung in der Stadt aktuell aufgestellt?

Ich habe ein breites Themenfeld vorgefunden: Mit dem Sofortprogramm Innenstadt habe ich hier direkt begonnen. Zu Gewerbeflächen sind Anfragen eingegangen, da nehme ich Kontakt auf und hoffe, Lösungen anbieten zu können.

Dadurch, dass die Stelle der Wirtschaftsförderung seit Mitte September nicht besetzt war, gab es keine Übergabe und so verschaffe ich mir gerade einen Überblick. Und dann ist da natürlich die Corona- und Homeoffice-Situation, mit ihren besonderen Herausforderungen.

Zur Person:

  • Katrin Damme (50), verheiratet, zwei Töchter
  • lebt seit 1999 in Ahaus
  • beruflicher Werdegang: Studium der Wirtschaftswissenschaften, Stationen in einer Unternehmensberatung und einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, in der Finanzbuchhaltung eines kleinen Unternehmens.
  • 2008 Wechsel in den öffentlichen Dienst, zunächst als Arbeitsvermittlerin im Jobcenter
  • ab 2014 Wirtschaftsförderin der Stadt Borken

Gewerbevereine, Ahaus e.V., WFG, AIW, AMT, Stadtverwaltung – sind das nicht Doppelstrukturen, die die Arbeit kompliziert machen?
Nein, die sind absolut wertvoll. Ohne dieses Netzwerk könnte ich hier als Einzelkämpferin das alles gar nicht managen. Es sind ja auch nicht die gleichen Aufgaben, sondern wir ergänzen uns. Und wenn man selbst einmal nicht weiterkommt, ist der Austausch unendlich wichtig, um gemeinsam zu einem Ziel und Ideen zu kommen.

Was sind also hier Ihre ersten Aufgaben – das gegenseitige Kennenlernen einmal ausgeklammert?

Die Belebung der Innenstadt und sie zukunftssicher aufzustellen – sowohl Einzelhandel als auch Gastronomie. Dann das Gewerbeflächen-Management und das ganz große Feld der Fachkräftesicherung.

Dazu kommen natürlich Digitalisierung und Breitband in Gewerbegebieten. Das mache ich zusammen mit einem Kollegen, der das in der Zeit übernommen hat. Ich werde mich aber nicht dauerhaft mit Breitband beschäftigen.

Freie Gewerbeflächen gibt es in Ahaus und den Ortsteilen kaum noch. Auch langfristig werden ja kaum neue Flächen dazukommen, oder?

In diesem Bereich arbeite ich mich gerade ein. Wir haben uns am Dienstagmorgen entschlossen, dass wir uns regelmäßig dazu mit dem Aufgabenbereich Liegenschaften treffen, um die Zusammenarbeit zu intensivieren. Von der Anfrage bis zur Ratsentscheidung soll es für jede Bewerbung ein transparentes Verfahren geben.

Die Wirtschaft brummt – trotz Pandemie. Im Dezember gab es in Ahaus praktisch Vollbeschäftigung. Was kann eine Wirtschaftsförderin da noch tun?

(lacht) Da bin ich ganz schnell wieder bei Fachkräften. Industrie und Handwerk suchen händeringend. Man kommt einerseits an die jungen Leute nicht heran, andererseits sind viele Jugendliche im Moment orientierungslos, weil sie beispielsweise keine Chance auf ein Praktikum haben. Da müssen wir so früh wie möglich ansetzen.

Wir werden in nächster Zeit das Programm Wirtschaft und Schule stärker bewerben. Das ist ein Format, das auch digital möglich und sehr anschaulich ist. Am Ende müssen wir sehen, was nach Corona so hängen bleibt: Ich glaube, dass wir immer noch auf einem sehr hohen Niveau aus der Krise herauskommen, wenn sie in absehbarer Zeit endet.

Die Folgen für Gastronomie und Einzelhandel kann jetzt aber noch niemand abschätzen. Ich wünsche beiden Branchen, dass sie die Krise überstehen, aber ob das alle schaffen, kann ich jetzt einfach noch nicht sagen.

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Sie waren sechs Jahre Wirtschaftsförderin in Borken. Sind Borken und Ahaus vergleichbar?

Auf jeden Fall. Beide sind Mittelstädte mit ähnlicher Einwohnerzahl und Struktur. Auch die Zahl der angemeldeten Betriebe und der sehr breite Branchenmix gleichen sich. Das ist sehr wichtig für eine Stadt, falls es mal einer Branche nicht so gut geht. Gerade auch mit Blick auf die Gewerbesteuereinnahmen, die ja einen wichtigen Teil des städtischen Haushalts ausmachen.

Wir möchten natürlich auch den Unternehmen etwas zurückgeben mit unterstützenden Projekten, mit Veranstaltungen oder einer Wirtschaftsschau.

Eine Wirtschaftsschau haben Sie Königsdisziplin der Wirtschaftsförderung genannt. Für Ahaus sind die Industrietage für Oktober 2021 geplant. Ist der Termin realistisch?

Ich weiß es nicht, glaube es aber nicht. Nächste Woche gibt es ein Treffen mit dem gesamten Orgateam. Man muss natürlich sehen, wann wieder Großveranstaltungen möglich sind.

Und auch, ob die Unternehmen und die Bevölkerung derzeit überhaupt Interesse an einer Gewerbeschau haben, ob sich die Menschen schon wieder einen Familienausflug mit vielen Leuten auf engem Raum vorstellen können.

Das kann ich nur ganz schwer einschätzen. Es ist ja auch nicht die erste Gewerbeschau. Da könnten wir auf die vorherigen Jahre zurückgreifen.

Gerade wird gegen den Leerstand in der Innenstadt ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Wie groß ist das Problem?

Ich habe nicht das Szenario im Kopf, dass es hier bald nur noch zugeklebte Schaufenster gibt. Der Ideenwettbewerb kam auch nicht aus dem Nichts: Es gab Anfragen nach Flächen, als bekannt wurde, dass die Stadt Ahaus Mittel aus dem Sofortprogramm bekommt. Ich möchte aber erst abklopfen, was es überhaupt für Ideen gibt.

Gegen den Leerstand habe ich auch Austauschrunden mit der Stadtplanung und Ahaus Marketing und Touristik angestoßen. Ich möchte regelmäßig mit den Akteuren sprechen, die die Innenstadt als ihr Thema sehen. Natürlich ist alles besser als ein leeres Ladenlokal. Warum nicht eine Dienstleistung oder ein Pop-up-Store? Diese Möglichkeit müssen Eigentümer und Interessenten natürlich kennen und wollen. Ich kann nicht zaubern, aber ich kann Wege ebnen.

Die letzte Wirtschaftsförderin hat nach nur einem Jahr die Position wieder verlassen. Sind Sie gekommen, um zu bleiben?

Ja. Ich kann mir gut vorstellen, dass das meine letzte berufliche Station ist. So lange ich die Erwartungen erfülle, habe ich nicht vor, noch einmal eine Bewerbung zu schreiben.