Klaus (l.) und Rainer Pomberg ziehen einen Schlussstrich unter das Kapitel Möbelhaus: Sie schließen das rund 550 Quadratmeter große Geschäft und ziehen in ein deutlich kleineres Ladenlokal an der Schlossstraße um. Die Produktion an der Wüllener Straße ist davon nicht betroffen.

© Stephan Rape

Möbelhaus Gebrüder Pomberg schließt nach fast 100 Jahren – Umzug steht an

rnOnlinehandel und Pandemie

94 Jahre Möbelhaus-Geschichte in Ahaus gehen zu Ende. Rainer und Klaus Pomberg schließen das Möbelhaus an der Königstraße. Sie schützen ihre Produktion und machen in der Innenstadt weiter.

Ahaus

, 11.01.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Rainer und Klaus Pomberg ziehen in diesen Tagen einen Schlussstrich unter 94 Jahre Möbelhaus-Geschichte in Ahaus: Sie schließen das Möbelhaus Gebrüder Pomberg an der Königstraße. Das wurde im Jahr 1928 eröffnet und von den beiden Cousins in vierter Generation geführt. Die Holzbearbeitung ist schon seit 1811 in Familienbesitz.

Die Schließung war für das Duo keine leichte Entscheidung. Sie sei aber ohne Alternative gewesen. „Dazu hat auch die Pandemie beigetragen“, sagt Rainer Pomberg (51). Schon zu Beginn der Krise im Jahr 2020 sei es nicht leicht gewesen. Mit dem ersten Lockdown sei der Umsatz praktisch auf Null zusammengebrochen. „Aber die Fixkosten laufen ja weiter“, sagt der Kaufmann.

Allein die Mietkosten für das 550 Quadratmeter große Ladenlokal seien ja eine monatliche Belastung. Die Räume haben sie zwar von Verwandten angemietet, dennoch schlage sich die Miete ja in der Bilanz nieder. „Der große Kostenapparat bleibt ganz einfach“, sagt Rainer Pomberg.

Schon vor der Pandemie habe der Geschäftserfolg des Möbelhauses an einer kritischen Grenze gekratzt. „Alle kleinen Möbelhäuser hatten und haben zu kämpfen“, sagt Rainer Pomberg. Dafür reiche ja schon ein Blick in die nähere Umgebung. Bis vor der Pandemie habe es aber noch funktioniert.

Jetzt mussten sie die Reißleine ziehen, um den anderen Unternehmenszweig, die Produktion, nicht in Gefahr zu bringen. „Die Produktion ist ja nicht dafür da, um das Möbelhaus über Wasser zu halten“, sagt er ganz klar.

Schmerzvolle Entscheidung war ohne Alternative

„Natürlich tat das im ersten Moment weh“, macht Klaus Pomberg (54) deutlich. Gut ein halbes Jahr habe die Entscheidung gedauert. Der Tischlermeister gibt zu, dass er eine ganze Zeit lang nicht schlafen konnte, als die Entscheidung konkret wurde. Andererseits bringe es aber ja nichts, ein Geschäft auf Biegen und Brechen offen zu halten, das sich nicht mehr trage.

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Mit dem Lockdown sei dann die gesamte Laufkundschaft verschwunden. Die Umsätze brachen ein. „Bevor wir ganz vom Markt verschwinden, machen wir lieber diesen Schritt“, erklärt Klaus Pomberg.

Anteile des Onlinehandels steigen seit Jahren

Der Markt habe sich komplett verschoben. Vor und mit der Pandemie: Ein immer stärker werdender Onlinehandel habe den lokalen Möbelhandel schon vor Ausbruch des Virus immer weiter ins Abseits gedrängt. Verschiedene Branchendienste und -verbände etwa sprechen von bis zu 90 Prozent Umsatzzuwachs bei einzelnen Onlinehändlern.

Rainer (51, r.) und Klaus Pomberg (54) führen das Unternehmen Gebrüder Pomberg in vierter Generation gemeinsam. Die beiden Cousins wollen sich in Zukunft auf die Produktion an der Wüllener Straße konzentrieren. Zusätzlich bieten sie an der Schlossstraße Deko, Wohnaccessoires und Kleinmöbel an.

Rainer (51, r.) und Klaus Pomberg (54) führen das Unternehmen Gebrüder Pomberg in vierter Generation gemeinsam. Die beiden Cousins wollen sich in Zukunft auf die Produktion an der Wüllener Straße konzentrieren. Zusätzlich bieten sie an der Schlossstraße Deko, Wohnaccessoires und Kleinmöbel an. © Stephan Rape

Ambista, ein weltweites Netzwerk der Einrichtungsbranche, geht davon aus, dass der stationäre Möbelhandel allein bis 2024 weitere zehn Prozent Marktanteil verlieren wird und dann nur noch knapp über 50 Prozent Anteile hat. Der wiederum verteile sich dann allerdings auf die großen Ketten und weltweit tätigen Unternehmen.

Pombergs sehen für sich keine Zukunft im Onlinegeschäft

Im Onlinegeschäft sehen die Pombergs allerdings keine eigene Zukunft. Um eine eigene Onlineplattform aufzubauen oder in anderen Portalen Möbel zu verkaufen, sei ihr Unternehmen schlicht zu klein. „Wir sind uns einig, dass dieses Kapitel hier und jetzt beendet ist“, sagt Rainer Pomberg.

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Online ist das Geschäft bereits verschwunden: Die Internetseite des Unternehmens ist seit Montag (10. Januar) nicht mehr erreichbar. „Die war über den Verband geschaltet“, sagt Rainer Pomberg. Er selbst reagierte allerdings überrascht, dass die Seite jetzt schon abgeschaltet sei.

Die Pombergs wollen sich nun auf die Produktion am Standort Wüllener Straße konzentrieren. Im Innenausbau, der Möbelproduktion, Ladenbau und Praxiseinrichtungen sehen sie für die kommenden Jahre ihre Zukunft. „Alles außer Fensterbau“, erklärt Klaus Pomberg. Sie führen die Geschäfte in vierter Generation. Wie es danach weitergeht, mögen sie im Moment noch nicht abschätzen.

Neues Geschäft eröffnet – deutlich kleiner – an der Schlossstraße

Klar ist, dass der Name Pomberg nicht aus der Innenstadt verschwindet: An der Schlossstraße eröffnen die Cousins Mitte Januar ein deutlich kleineres Ladenlokal. Auf rund 100 Quadratmetern wollen sie dort Dekoartikel, Wohnaccessoires und Kleinmöbel anbieten.

Auf rund 100 Quadratmeter eröffnet Pomberg Mitte Januar neu. Dort sollen Kleinmöbel, Wohnaccessoires und Dekoartikel angeboten werden. Seinen Schwerpunkt legt das Unternehmen aber auf die Produktion an der Wüllener Straße.

Auf rund 100 Quadratmetern eröffnet Pomberg Mitte Januar neu. Dort sollen Kleinmöbel, Wohnaccessoires und Dekoartikel angeboten werden. Seinen Schwerpunkt legt das Unternehmen aber auf die Produktion an der Wüllener Straße. © Stephan Rape

„Gerade der Markt für Wohnaccessoires hat in der Vergangenheit sehr ordentliche Zuwächse gehabt“, macht Rainer Pomberg deutlich. Außerdem habe das Unternehmen so die Chance, mit seinem Namen als Ansprechpartner in der Innenstadt präsent zu bleiben.

Wenn alles klappt, wollen sie dort am 17. Januar eröffnen. „Wir wissen noch nicht hundertprozentig, ob das klappt“, schränkt Rainer Pomberg ein. Im schlechtesten Fall verschiebe sich die Eröffnung aber nur um wenige Tage. Noch unklar ist, wann der endgültig letzte Tag in den Räumen an der Königstraße sein wird. Schon jetzt geht es dort aber nur noch darum, die vorhandenen Möbel abzuverkaufen.

Langsamer Übergang in den kommenden Tagen

Die Namenszüge an den Schaufenstern sind bereits entfernt. Zwei der drei Etagen sind bereits leergeräumt. Schilder weisen auf den Umzug hin. „Wer noch Interesse an ausgestellten Möbeln hat, kann sich telefonisch melden“, erklärt Rainer Pomberg. Dann könnten Besichtigungstermine vereinbart werden, Tel. (02561) 2288. Die Cousins sprechen von einem langsamen Übergang.

Alles soll raus: Zwei der drei Etagen an der Königstraße sind schon so gut wie leergeräumt. Im Erdgeschoss warten noch einige Möbel auf Käufer. Das Geschäft trage sich einfach nicht mehr, sagen die beiden Geschäftsführer.

Alles soll raus: Zwei der drei Etagen an der Königstraße sind schon so gut wie leergeräumt. Im Erdgeschoss warten noch einige Möbel auf Käufer. Das Geschäft trage sich einfach nicht mehr, sagen die beiden Geschäftsführer. © Stephan Rape

Arbeitsplätze gehen durch Schließung und Umzug nicht verloren: In der Produktion beschäftigen Klaus und Rainer Pomberg vier Mitarbeiter. Rainer Pombergs Ehefrau war bisher im Möbelhaus an der Königstraße tätig. Sie arbeitet ab der Neueröffnung auch im neuen Geschäft.