Milde Temperaturen wirken sich auf Kaufverhalten aus
Nicht wirklich Winter
Wo steckt der Winter? Während ein Großteil der USA momentan von arktischer Kälte heimgesucht wird, sind die Temperaturen in Deutschland für diese Jahreszeit viel zu warm. Kai Lübbers hat sich für die Münsterland Zeitung in Ahaus umgehört, inwieweit die milden Temperaturen Einfluss auf das Geschäft haben.

Rainer Böckers vom Westmünsterland Gartencenter Hilgert verkauft im Januar bereits sehr viele Primeln.
Die erste Station ist die Waschstraße von Inhaber Gerd Terbrack. Wasser spritzt wie Gischt auf, Mirco Scholz reinigt gerade mit einem Hochdruckreiniger die Felgen eines Audi 80. „Wenn die Straßen gestreut würden, wäre hier mehr los, dann wollen die Leute das weiße Streusalz schnell von ihren Fahrzeugen abwaschen. So ist es ein durchschnittlicher Monat für uns“, befindet Inhaber Terbrack. Nur einige hundert Meter entfernt liegt das Westmünsterland Gartencenter Hilgert. Regen prasselt wie Trommelschläge auf die Glasdächer. Regnerisch ist es, aber kalt? Das Thermometer zeigt 11 Grad. Primeln in allen erdenklichen Farben warten auf den Verkauf. „Primeln werden zur Zeit sehr stark nachgefragt. Die Kunden stellen sie jetzt ins Haus, und im Frühjahr werden sie dann in den Garten umgesetzt“, erklärt Mitarbeiter Rainer Böckers.
„Es werden auch Blumenzwiebeln von den Kunden gekauft, die eigentlich im Herbst gesetzt werden müssten“, fügt Mitarbeiterin Waltraud Banken an. Tulpen, Kaiserkrone und Schachbrettblume verschwinden momentan noch im Erdreich – in einem kalten Winter eigentlich um Monate zu spät. Ladenhüter im Gartencenter: Streusalz und Vogelfutter. Beim Bauhof der Stadt Ahaus ist das Streusalzlager gut gefüllt. „Dieses Jahr sind wir erst vier Mal ausgerückt zum Streuen, aber der Winter ist ja noch nicht vorbei. Wir sind auf jeden Fall gerüstet, wenn er noch kommt“, bemerkt Mitarbeiter Jürgen Homölle. In der Ahauser Innenstadt decken sich die Kunden schon mit Frühjahrsmode ein. Wie im Modegeschäft Gina Laura. „Kleidung mit Grün- und Violetttönen wird momentan oft gekauft. Dicke Winterjacken laufen erwartungsgemäß eher mäßig“, erklärt Verkäuferin Birgit Nabel-Hessel.
Ein dicker Schauer mit starken Windböen zieht auf. Gänzlich unbeeindruckt davon zeigen sich Jennifer Hilbert und Janine Sibbing, Mitarbeiterinnen der Bäckerei Kiepenkerl. An einem Tisch vor der Filiale haben sie es sich bequem gemacht und verbringen so ihre Pause. „In der Bäckerei ist es immer sehr warm, wir würden hier auch bei Minusgraden sitzen“, gehen die beiden bei Wind und Wetter vor die Tür. Besonders begehrt bei diesen milden Temperaturen seien warme Getränke und heiße und überbackene Speisen. Können Kunden in diesem Winter denn bei den Heizkosten sparen? „Das Abrechnungsjahr geht von Januar bis Dezember, und wir hatten 2013 einen extrem langen Winter, wo teilweise bis in den Mai hinein geheizt wurde. Deswegen relativiert sich dieser milde Winter bei den Heizkosten“, erläutert Daniela Bomers von den Stadtwerken Ahaus.