
© Stephan Rape
Maskenpflicht ja oder nein: Ter Huurne im Spagat zwischen zwei Staaten
Einkaufen auf der Grenze
Die Niederlande haben die Maskenpflicht gekippt, in Deutschland muss die Maske weiter getragen werden. Ter Huurne liegt dazwischen: Die Grenze verläuft genau zwischen Super- und Getränkemarkt.
In den Niederlanden ist am vergangenen Wochenende die Maskenpflicht für Supermärkte gefallen. In Deutschland ist ein Ende trotz aller Lockerungen noch nicht abzusehen.

Rob Steverink (57), kaufmännischer Geschäftsführer bei Ter Huurne, ist den Spagat zwischen den unterschiedlichen Gesetzen und Regelungen schon gewohnt. Die Kunden würden sie bisher gut annehmen, sagt er. © Stephan Rape
Das fällt nirgends deutlicher auf als beim Hollandmarkt Ter Huurne direkt auf der deutsch-niederländischen Grenze. Die Linie verläuft genau zwischen dem Supermarkt und Restaurant auf der einen und dem Getränkemarkt auf der anderen Seite.
Spagat zwischen niederländischen und deutschen Regelungen
Nach niederländischen Regeln muss weder im Restaurant noch im Supermarkt eine Maske getragen werden. Nach deutschen Regeln ist sie im Getränkemarkt Pflicht. „Da kann man natürlich mal durcheinander kommen“, sagt Rob Steverink lachend. Der kaufmännische Geschäftsführer ist das aber inzwischen gewöhnt. Während der kompletten Corona-Pandemie musste das Unternehmen schließlich den Spagat zwischen niederländischen und deutschen Regeln üben. „Da muss man sich eben immer in zwei Gesetze und Regelungen genau einlesen.“
Weiter gilt im Geschäft die Abstandsregel von mindestens 1,5 Metern. Auch Handdesinfektion am Eingang bleibt für die Kunden vorerst verpflichtend. Eine Obergrenze von Personen im Geschäft bleibt ebenso bestehen. Sie wurde in den Niederlanden allerdings rechnerisch auf einen Kunden pro fünf Quadratmeter hochgesetzt. Bei 3000 Quadratmetern Ladenfläche dürfen sich also gleichzeitig 600 Personen im Geschäft aufhalten.
Kunden kommen überwiegend aus Deutschland
Klar: Die Adresse des Hauptgeschäfts liegt in den Niederlanden – wenn auch nur wenige hundert Meter. Doch das Gros der Kunden kommt aus Deutschland. „Rund 85 Prozent“, schätzt Rob Steverink (57). Aus der näheren Umgebung, aber eben auch zum Großteil aus dem Ruhrgebiet.

Am Mittwochmittag war auf dem Parkplatz und in den Räumen von Ter Huurne nicht viel los. Überwiegend niederländische Kunden und Fahrzeuge aus dem näheren Umfeld kamen zum Einkaufen. © Stephan Rape
Diese Kunden erwartet er dringend zurück im Geschäft. Durch die strikten Einreisevorschriften bis vor kurzem seien die deutlich weniger geworden. „Meist planen die Leute ja einen ganzen Tag in den Niederlanden und kommen auf dem Hin- oder Rückweg bei uns vorbei“, sagt er und blickt dabei zurück: Der erste Lockdown sei schon „megahart“ gewesen. Noch schlimmer sei es dann aber im zweiten ab 3. Oktober gekommen. Deutschland hatte die Niederlande da zum Risikogebiet erklärt. Einreisen waren mit Tests und zeitweise noch höheren Auflagen verbunden. „Das haben viele nicht mitgemacht“, sagt er.
Unternehmen ist bisher gut durch die Pandemie gekommen
Doch Rob Steverink will weder jammern noch sich beschweren. „Insgesamt sind wir sehr gut durch die Pandemie gekommen“, erklärt er. Keine Infektionen unter dem Personal, keine Infektionen bei Kunden, das Hauptgeschäft musste nicht geschlossen werden. Auch die niederländischen Staatshilfen hätten gut funktioniert.
Für ihn persönlich und das gesamte Personal sei es ja schon eine große Erleichterung, dass die Einreise in die Niederlande für Pendler jetzt wieder ohne Tests möglich ist. „Ich bin ja selbst Grenzgänger“, sagt er. Er wohnt in Ahaus.
Bisher keine Probleme mit unterschiedlichen Vorgaben
Probleme mit den unterschiedlichen Anforderungen in den beiden Geschäftsteilen gebe es nicht. Die Anforderungen seien ja eindeutig. Und die meisten Deutschen würden auch weiterhin Maske tragen. „Man kann genau erkennen, wer aus Deutschland und wer aus den Niederlanden ins Geschäft kommt“, sagt er und grinst breit. Aber natürlich könne das jeder halten, wie er oder sie möchte. „Jeder, der will, kann natürlich weiter eine Maske tragen“, sagt er. Nur die Pflicht sei eben gefallen.

Viel los war am Mittwoch bei Ter Huurne nicht. Im Restaurant und dem Hauptgeschäft müssen Kunden keine Masken mehr tragen. Im Getränkemarkt sieht das anders aus. Er liegt auf deutschem Boden. Dort gilt weiter die Maskenpflicht. © Stephan Rape
Der Blick geht für das Unternehmen nun nach vorne. Und immer mit ein bisschen Angst auch auf die aktuellen Infektionszahlen beiderseits der Grenze. „In den Niederlanden sind vor allem die Aufnahmen ins Krankenhaus deutlich gesunken“, sagt er.
Doch noch sei immer ein bisschen Zittern dabei. „Und was die Delta-Variante macht, wissen wir ja auch noch nicht“, fügt Rob Steverink hinzu.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
