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Landesbeauftragte für Datenschutz prüft Beschwerde zu kritisierter Chayns-Grafik
Chayns-App
Bei der Landesbeauftragten für Datenschutz liegt eine Beschwerde gegen die Corona-Grafik der Tobit.Labs vor. Die Beschwerde wird geprüft. Demnach ist egal, ob die Daten zufällig verändert wurden.
Die kritisierte Grafik ist inzwischen geändert: Die Tobit.Labs haben die Karte, auf der die Verbreitung von Coronainfektionen mit Punkten in Straßen und vor Häusern dargestellt war, auf eine Heatmap umgestellt. Also eine Karte, auf der die Zahl der Infektionen nur noch durch unterschiedliche Farben dargestellt wird.
Doch damit scheint die Geschichte noch nicht ausgestanden zu sein. Der NRW-Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit liegt inzwischen eine Beschwerde zu dem Fall vor. Das teilte deren Pressesprecher Daniel Strunk auf Nachfrage am Mittwochabend mit.
Er bewertete den Sachverhalt ausdrücklich nicht adhoc. Erst solle die verantwortliche Stelle dazu Stellung nehmen, um den gesamten Sachverhalt und seine rechtliche Bewertung darzulegen.
Datenschutzbeauftragte begrüßt Änderung der Grafik
Nur so viel: „Grundsätzlich begrüßen wir es, dass das Unternehmen – nach den uns vorliegenden Informationen – die grafische Darstellung des Infektionsgeschehens zwischenzeitlich von einer punktuellen Darstellungsweise auf eine Heatmap umgestellt hat.“
Eine punktuelle Darstellungsweise berge immer das Risiko, dass ein Personenbezug herstellbar sei. Dabei sei es übrigens nicht entscheidend, ob die Aussage der Infektion, etwa in einem Einpersonenhaushalt, tatsächlich zutrifft oder randomisiert einer falschen Adresse zugeordnet wurde. „Diejenigen mit Ortskenntnis können in solchen Fällen die richtige oder falsche Information einer konkreten Person zuordnen“, erklärt Daniel Strunk.
Tobit.Labs-Gründer Tobias Groten hatte zwar erklärt, dass diese Punkte rein zufällig verteilt gewesen seien. Dennoch war der Eindruck entstanden, die Verteilung der roten Punkte entspreche genau den Adressen der jeweils Infizierten.
Die Karte ließ sich bis auf einzelne Straßen zoomen. Die Punkte waren darauf einzelnen Häusern zuzuordnen. Laut Tobit.Labs wurden die tatsächlichen Daten bestätigter Infektionen allerdings zufällig verändert.
Einerseits in einem Radius von rund 500 Metern um die tatsächliche Adresse herum. Gleichzeitig seien sie bei jedem Öffnen der Karte neu verteilt worden. Eine tatsächliche Identifikation Infizierter sei so unmöglich gewesen.
Der Kreis Borken hatte sich nicht näher zu dem Fall geäußert und lediglich auf die stets konstruktiven Gespräche mit den Tobit.Labs verwiesen.
Grüne stellen Anfrage an den Kreis
Darauf möchten es die Grünen im Kreistag nicht beruhen lassen. Sie wenden sich mit einer umfangreichen Anfrage an den Landrat und die Kreisverwaltung. Sie wollen wissen, was dem Kreis Borken zum Datenschutz in der Chayns-App bekannt ist.
„Im Rahmen der Bekämpfung der Corona-Pandemie ist das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Maßnahmen und natürlich auch die organisatorische und technische Abwicklung derselben von unschätzbar hoher Bedeutung“, sagt Jens Steiner, der Fraktionsvorsitzende der Grünen. Aber beispielsweise bleibe die Frage offen, woher das Unternehmen diese Daten der Infizierten habe und ob diese mit einer derartigen Veröffentlichung einverstanden waren.
Die Kreisverwaltung habe in der Vergangenheit die Nutzung der Chayns-App uneingeschränkt empfohlen und die Menschen im Kreis öffentlich aufgerufen, diese zu nutzen. Daher sei es wichtig, nun auch zu erfahren, welche Informationen die Kreisverwaltung von der Firma Tobit.Labs bezüglich der geschilderten Darstellung von Corona-Infizierten erhalten hat.
„Insgesamt muss nun geprüft werden, in welcher Form der Schutz persönlicher Daten bei der Nutzung der Chayns-App gewährleistet ist und wie dies kontrolliert wird.“
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
