Am Wochenende tauchte in der Chayns-App die Möglichkeit auf, sich auf einer Karte anzeigen zu lassen, wo es zu Corona-Infektionen gekommen sein soll. Rote Punkte in Straßen und vor Häusern ließen viele User an die Missachtung von Datenschutz denken, auch wenn tobit als App-Entwickler darauf aufmerksam machte, dass die Anzeige nicht deckungsscharf sei. Inzwischen ist die Möglichkeit der Kartendarstellung nicht mehr verfügbar.

© Stephan Rape

Chayns-App verspielt das Vertrauen nach zweifelhaften Corona-Markierungen

rnMeinung

Mit Markierungen als Corona-Punkte vor Häusern und in Straßen hat die Chayns-App am Wochenende ganz viel Vertrauen verspielt. Diese Stigmatisierung und das Schweigen des Kreises dazu sind unhaltbar, meint Redaktionsleiter Bernd Schlusemann.

Ahaus

, 17.01.2022, 19:00 Uhr / Lesedauer: 1 min

Ich kann den Heeker Stefan Amshoff sehr gut verstehen. Er befindet sich in Quarantäne, und die Tobit-Labs markieren seine Adresse mit einem roten Punkt als Corona-Adresse. Die Entwickler der Chayns-App und mit ihnen Tobit-Chef Tobias Groten sind mit ihrer Kartendarstellung von Corona-Punkten völlig übers Ziel hinausgeschossen. In Straßen und vor Häusern tauchten auf der Chayns-Karte am Wochenende rote Markierungen auf, suggerierten: In diesem Haus gibt es Corona.

Da nützt es auch nichts, wenn irgendwo stand, dass „nicht die genaue Position“ gezeigt wird. „Genau“ ist beim GPS auch nur ein Umkreis von ein paar Metern und genau so wurde diese Angabe verstanden.

Es ist unsensibel und fahrlässig, Menschen durch einen roten Punkt in einer App, in der es sich aktuell bei vielen Benutzern nur um Corona dreht, Krankheiten anzudichten. Die Entwickler müssen sich auch die Frage gefallen lassen, was die roten Punkte vor einem Haus oder in einer Straße sollen, wenn nicht die konkrete Adresse gemeint war. Was hat so eine adressgenaue Kartenmarkierung dann überhaupt für einen Wert? Keinen!

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Dass der Kreis Borken keinen wirklichen Kommentar dazu abgibt, wenn die Häuser von Bürgern ihres Kreises plötzlich in der Chayns-Karte als Covid-Häuser dargestellt werden, spricht natürlich auch Bände.

Keine Frage, lobet die App, was Schnelltests etc. angeht! Hier wurde aber die rote Linie eindeutig überschritten. Da nützt es auch nichts, dass der Tobit-Chef in sozialen Netzwerken beschwichtigt, andere als kleingeistig und populistisch bezeichnet und als Auslöser für die falsche Lesart seiner Karte sieht. Ausreden halt.

Was am Wochenende passiert ist, ist ein eklatanter Verstoß gegen das Vertrauen, das viele Menschen in diese App und deren Datensicherheit gesetzt haben. Allerdings ist auch klar: Der Kreis kann nicht mehr zurück. Das relativiert vielleicht etwas seine Zurückhaltung nach diesem Vertrauensbruch.