Krieg in Israel Ahauser fürchten um die Sicherheit ihrer Freunde in Tel Aviv

Krieg in Israel: Ahauser fürchten um die Sicherheit ihrer Freunde in Tel Aviv
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Der Krieg in Israel macht Birgit Levi und Josef Korthues sprachlos. Die beiden Ahauser organisieren gerade eigentlich die nächste Gruppenreise nach Israel. Ein Angebot, das auf riesige Resonanz gestoßen ist. Doch die Pläne liegen erst einmal auf Eis. Und die Reise ist gerade auch das geringste Übel.

Birgit Levi hat am Montagmorgen noch mit Freunden in Israel telefoniert. Dr. Shmulik Lahar, der auch für mehrere Besuche in Ahaus war und seit 2004 den Jugendaustausch begleitet hat, habe sie erst einmal beruhigt. Er lebt im Norden von Tel Aviv. „Dort ist es aktuell noch relativ ruhig“, berichtet Birgit Levi am Montagmorgen.

Beschuss so schlimm wie nie

Ein paar Stunden später bekommt sie neue Nachrichten: Mit der Tochter von Dr. Lahar habe sie inzwischen gesprochen. Auch sie lebt im Norden Israels und befinde sich gerade im Luftschutzraum.

„Sie hat von immensem Beschuss erzählt. So schlimm sei es noch nie gewesen“, sagt Birgit Levi. Die Schulen seien inzwischen geschlossen, das öffentliche Leben komme praktisch zum Erliegen. Viele junge Menschen würden sich freiwillig zur Armee oder als Reservisten melden. Die Armee würde aufmarschieren.

Für Josef Korthues sind allein die Ausmaße der Angriffe beängstigend. Zwölf Mal war er inzwischen in Israel, kennt die Orte aus den Nachrichten von eigenen Besuchen. Seit 2004 organisiert er den Austausch zwischen Jugendlichen aus Ahaus und Israel. Natürlich kennt er Berichte vergangener Anschläge und Angriffe.

„Das jetzt ist eine ganz andere Dimension“, sagt er beim Blick auf die Bilder aus den Nachrichten. Er habe es gar nicht glauben wollen, als die Meldungen von den Angriffen am Samstag um die Welt gingen. Es geht ihm nicht darum, für eine Seite Partei zu ergreifen. Und natürlich wisse er um die tiefen Konflikte, die es zwischen Israelis und Palästinensern gebe.

Im Austausch habe er sich aber immer bemüht, auch die palästinensische Seite zu zeigen. Oder sie zu unterstützen. Auch israelische Araber hätten sich an den Programmen beteiligt.

Birgit Levi und Josef Korthues versuchen, den Optimismus zu behalten. Sie planen weiter für die Reise nach Israel im April. Das Interesse sei riesig gewesen. Aber natürlich könne die Reise nur stattfinden, wenn die Bedingungen absolut sicher sind. Der Krieg, der dort seit Samstag tobt, macht beide sprachlos.
Birgit Levi und Josef Korthues versuchen, den Optimismus zu behalten. Sie planen weiter für die Reise nach Israel im April. Das Interesse sei riesig gewesen. Aber natürlich könne die Reise nur stattfinden, wenn die Bedingungen absolut sicher sind. Der Krieg, der dort seit Samstag tobt, macht beide sprachlos. © Stephan Rape

„Ich bin kein Politiker“, schiebt Josef Korthues schnell hinterher. Doch spätestens jetzt höre jede kritische Auseinandersetzung mit dem Wohnungsbau in Israel einfach auf. „Da wurden Privatleute entführt und getötet. Festivalbesucher, die feiern wollten“, sagt er kopfschüttelnd.

Wenn das israelische Militär angegriffen worden wäre, ein Checkpoint an der Grenze, eine Militäreinrichtung – dafür hätte er ja sogar noch irgendeine Art von Verständnis. Aber so? Die Angriffe seit Samstagmorgen machen ihn einfach sprachlos.

Noch wollen sie sich von der anstehenden Israelreise im April 2024 nicht abbringen lassen. Über 40 Anmeldungen haben sie dafür aus Ahaus und den Ortsteilen schon gesammelt.

Stahlhelm war kein Scherz

Birgit Levi weiß, wovon sie spricht: Im vergangenen Mai habe sie Bekannte in Israel besucht. „Als ich vom Flughafen abgeholt wurde, lag ein Stahlhelm auf meinem Sitz“, erzählt sie. Das habe sie erst für einen Scherz oder einen Zufall gehalten. Doch es sei bitterer Ernst gewesen.

Genau wie die Anweisungen für den Fall eines Angriffs. Später habe sie selbst in den Luftschutzraum flüchten müssen und von dort Raketenbeschuss und die Abwehrwaffen des sogenannten Iron Dome, des israelischen Raketenabwehrsystems, gehört.

„Das braucht keiner. Wir machen keinen Abenteuerurlaub“, sagt sie. Die April-Reise mit der Ahauser Gruppe finde deswegen nur statt, wenn es absolut sicher sei. Schon einmal wurde eine Fahrt abgesagt. 2014 wegen des Kriegs im Gazastreifen. So weit soll es dieses Mal nicht kommen.

Zweckoptimismus: „Wir freuen uns weiter darauf“, sagt Josef Korthues mit einer großen Portion Zuversicht. Mit Birgit Levi hofft er auf einen schnellen Frieden in der Region. Denn das Traurige sei ja auch, dass die Menschen vor Ort bei allen Konflikten friedlich zusammenleben würden. Eigentlich.

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